MKL1888:Abführende Mittel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abführende Mittel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 42
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Abführende Mittel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 42. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abf%C3%BChrende_Mittel (Version vom 10.05.2021)

[42] Abführende Mittel (Laxantia, Purgantia, Kathartika), Arzneimittel, welche angewandt werden, um Stuhlgang herbeizuführen. Da wir über das Zustandekommen dieser Wirkung nur höchst ungenügende Kenntnisse besitzen, so läßt sich eine Einteilung der abführenden Mittel nur nach der durch die Erfahrung festgestellten Stärke dieser Wirkung geben. Man unterscheidet milde Laxantien: Glauber- und Bittersalz, die salzhaltigen Mineralwässer, Weinstein, Kalomel, Schwefel, Manna, Honig, Obst und fette Öle; kräftigere Laxantien: Rhabarber, Sennesblätter, Aloe; drastische (scharfe) Purgiermittel: Jalappe, Koloquinten, Krotonöl etc. Die abführenden Mittel wurden von alters her in der ausgedehntesten Weise angewendet, ja es ist zu manchen Zeiten (gastrische Schule im 18. Jahrh.) der ärgste Mißbrauch damit getrieben worden. Sie wirken, wenn sie nicht am rechten Platz angewendet werden, oft recht schädlich. Es ist deshalb die Gewohnheit, regelmäßig jedes Jahr im Frühling zu laxieren (sogen. Maikuren), in unserm deutschen Klima entschieden zu verwerfen. Namentlich muß vor dem Gebrauch drastischer Tinkturen und Pillen, welche die geschäftige Industrie dem Publikum anbietet, ernstlich gewarnt werden. Bei Neugebornen und ganz kleinen Kindern soll man a. M. überhaupt niemals anwenden; ein Klystier von lauem Wasser reicht bei ihnen aus, den verzögerten Stuhlgang herbeizuführen, und ist ohne alle Gefahr. Ebenso sollten auch Erwachsene möglichst mit diätetischen Mitteln auszukommen suchen und, wenn diese keinen Erfolg haben, kalte Klystiere, wenn nötig täglich, anwenden. A. M. sind am Platz, wenn es sich um die Entfernung ungehörigen oder schädlichen Darminhalts handelt, seien dies Kotmassen oder Eingeweidewürmer oder Giftstoffe chemischer oder parasitärer Art. Selbst bei heftigen Durchfällen wendet man sie an, z. B. bei der Ruhr, weil man die zersetzungserregenden Keime zuerst entfernen muß, bevor eine Heilung zu erwarten ist. Vielleicht beruht auf der Entleerung solcher Gärungspilze auch der anerkannt gute Erfolg, welchen a. M. bei vielen akuten Fiebern aufzuweisen haben.