Marggraf Friedrich des Vierten von Brandenburg Besuch zu Nürnberg im Jahr 1496

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Marggraf Friedrich des Vierten von Brandenburg Besuch zu Nürnberg im Jahr 1496
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 1, S. 617–640
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Faksimile auf den Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
I.
Marggraf Friedrich des Vierten von Brandenburg Besuch zu Nürnberg im Jahr 1496.
(Aus einer gleichzeitigen Handschrift gezogen.)
Schon lange hatte die Reichsstadt Nürnberg, diese damahls an Flor und Reichthum erste Stadt Teutschlands, mit ihrem Gränznachbar Marggraf Friedrich dem Vierten von Brandenburg, heftige, vielleicht nicht unnöthige, Streitigkeiten wegen des Landgerichts, das jener über ihre Ländereyen drückend verbreiten wollte; auf beyden Seiten entstanden mancherley unangenehme Vorfälle; die Erbitterung stieg aufs höchste; es fehlte an Theilnehmern und schmeichelnden Rathgebern nicht, die, um ihrem eigenen Nutzen zu fröhnen, das Feuer der Zwietracht| noch mehr anzufachen suchten: ein neuer für beyde Länder verderblicherer Krieg, als der war, den Nürnberg vor 47 Jahren mit Marggraf Albrecht hatte, schien unvermeidlich, als sich endlich im Jahr 1494 der edelmüthige Herzog Albrecht von Sachsen ins Mittel schlug und durch seinen Abgeordneten Ritter Dietrich von Harras nach mühevoller zweyjährigen Unterhandlung einen Vergleich zu Stande brachte, der die drohende Fehde glücklich endigte und beyde Theile gänzlich mit einander aussöhnte. Nürnberg, so mächtig es auch damahls war, und so zuversichtlich es sich auch durch seine innere Stärke mit Marggraf Friedrich hätte messen dürfen – Nürnberg war zu sehr mit Harras Vertrage zufrieden, als daß es nicht denselben auf alle nur mögliche Weise hätte dauerhaft gründen sollen. Die jährlich an Fastnacht gewöhnlichen Lustbarkeiten zogen stets eine Menge Fremde in diese Stadt; weit und breit bekannt, waren sie vielleicht eben das, was in spätern Zeiten das Carneval zu Venedig. Sophia, Friedrichs Gemahlin, eine königliche Prinzessin von Polen, war noch nie in Nürnberg gewesen: sie, eins der vorzüglichsten Werkzeuge, durch welche Ritters Harras Vergleich zu Stande gekommen| war, denn Friede zu bewahren war ihre eifrigste Sorge – Sophie hegte den Wunsch einmahl diese Stadt zu besuchen, und zugleich mit den Lustbarkeiten auch die großen Heiligthümer zu betrachten, die Nürnberg zum Aufbewahren vom heiligen Römischen Reich waren anvertrauet worden, und deren fromme Verehrung reichlichen Ablaß verschaffte. Willkommen war dem Rath die Nachricht dieses Wunsches, nicht nur um dadurch Gelegenheit zu finden sich dankbar gegen eine ihm so gewogene Fürstin zu bezeugen, sondern auch um durch persönliche Bekanntschaft und gestiftete Vertraulichkeit, den geschlossenen Vertrag noch besser zu bevestigen, als ihn Brief und Siegel sicherten. Paulus Volkamer und Niklas Groland, zwey seiner angesehensten Glieder, wurden daher mit den dringendsten Einladungen an Friedrich nach Anspach abgesendet: mit froher Botschaft der freundlichen Zusage von ihm und Sophien und seinen Söhnen Casimir und Georg, kehrten sie bald wieder zurücke und eilten auf Neustadt an der Aisch, um Friedrichs Mutter, Albrechts Wittwe, Anna, und ihren Sohn Joachim, und Elsen, vermählte Gräfin von Wirtemberg und Annen ihre beyden Töchter zu gleicher, gerne zugesagter, Heimsuchung zu bitten.
.
| Sonntags am 14ten Februar um Mittag langte Friedrich mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen zu Nürnberg an: wenige Stunden nachher seine Mutter und Geschwister, in Begleitung einer Gräfin von Henneberg. Ihnen folgte eine große Anzahl Grafen und Ritter; ihre Namen enthält das angefügte Verzeichniß. Friedrich nahm mit seinem Gefolge die Herberge bey Linhard von Bloben, in dem jetzigen blauen Hofe; Anna die ihrige in Hanns Thummers Hause am Markte. Schon vorher hatte der Rath alle Anstalten getroffen, um seine Gäste gebührend zu bewirthen. Ulrich Grundherr, Jacob Groland und Sebald Schürstab waren verordnet dieses zu besorgen; Ulrich Haller und Sebald Schreyer hatten Aufräge die benöthigten Sachen anzuschaffen. Daß dieses treulich geschehen, ist das von letzterm verfertigte hier am Ende angefügte Verzeichniß der Beweis. Es war damahls Sitte der Reichsstädte, jede fürstliche Person, welche zum erstenmahl sich in ihren Mauern befand, durch Geschenke zu bewillkommen. Kaum waren Sophie und ihre Söhne eingetroffen, so erschienen Gabriel Nüzel und Paulus Volkamer, zwey Abgeordnete des Raths, und überreichten ihnen goldene Trinkschaalen| mit köstlichen Kleinodien, im Namen der Stadt, zum freundlichen Willkommen. Ein ritterlicher Fackeltanz auf dem großen Saale des Rathhauses versammelte Abends alle vornehmen Gäste mit ihrem Gefolge, und gab ihnen Gelegenheit mit Nürnbergs erbaren Weibern, Jungfrauen und Männern aus den Geschlechtern; im Tanz, oder mit den Bechern oder den Karten zu kurzweilen.
.
Am folgenden Tage besahe Friedrich mit seiner Familie und seinem Hofe die berühmten Heiligthümer des Reichs. In der Kirche des neuen Spitals, wo sie aufbewahrt werden, war die Priesterschaft versammelt, durch deren heilige Hände sie den hohen Besuchern dargereicht, und von ihnen mit grosser Andacht verehret wurden. Verschiedene Glieder des Raths genoßen die Ehre, zu der Mgfn. Friedrich des Mittags gegebenen Tafel gezogen zu werden. Das sie geendiget war, so erschienen sämmtliche Erbare Frauen und Jungfrauen im feyerlichen Zuge, an ihrer Spitze zwey erwählte Sprecher, Anton Tezel und Cunz Imhof, und überreichten Sophien ein künstlich zusammengefügtes Geschenke von Citronat, Confect und Datteln. Mit ihnen wurde, nachdem Fürstin Anna auch| bey einer Abendtafel ihre Wirthe bewirthet hatte, der Abend abermahl auf dem Rathhause im fröhlichen Fackeltanze hingebracht.
.
Kaum brach der zur höchsten Ergötzlichkeit bestimmte Dienstag, es war der 16te Februar, an, so wurde der Markt, dieser berühmte Ort, wo sich in damahligen Zeiten so mancher tapfere Ritter im kühnen Kampfe gezeigt, mancher Leben und Glieder verloren hatte, zum heutigen Turniere zugerichtet. Man baute, von dem Rieterischen, nun von Behaimischen Hause queer über denselben bis an die Salzer, die Stechbahn 400 Schuhe lang und über 50 breit; auf beyden Seiten war sie mit Schranken eingefaßt, innen mit Stroh überlegt, alle 30 Schuhe hohe Stangen mit gelben und schwarzen Fähnchen aufgerichtet, und oben und unten queer über die Saile zum Unterscheidungszeichen derer gezogen, die sich in den Kampf wagen, oder davon frey seyn wollten. Martin Geuder, Ulmann Stromer und Marquard Mendel waren von dem Rath, um Ordnung im Gesteche zu halten, auf die Bahn verordnet. Ihnen waren verschiedene Knechte mit Riegeln und Stangen zugegeben, welche den fallenden Stechern und Pferden damit aufhelfen und das Andringen des Volkes verhindern| mußten. Der Mittag war vorüber, da erschien Friedrich mit Neunen seiner Ritter in voller Rüstung auf der Bahn; auf ihrer andern Seite Dietrich von Harras mit neun Edeln von Nürnberg im Harnisch. Ihre Namen, so wie ihre Helmzierde und ihre Thaten, enthält folgendes Verzeichniß.


Ritter auf Seiten des Marggrafen.

1. Marggraf Friedrich selbst: er führte auf seinem Helm einen Frauenschuh und, so wie alle seine Ritter, ein schwarzes und weißes Fähnlein; in dem seinigen war allein ein goldener Buchstab. Er gewann neunmahl und fiel viermahl.

2. Caspar von Waldenfels führte einen goldenen Pelican mit einem goldenen Stern. Zehnmahl gewann und neunmahl fiel er.

3. Ritter Wolff von Gültlingen führte einen eisernen Huth auf dem Helm: er hatte dreyzehnmahl gewonnen und ist sechsmahl gefallen.

4. Raphael Bolleck hatte auf dem Helm ein schwarzes Birett; er fiel bey seinem ersten Ritt und sein Pferd blieb dabey tod auf der Bahn.

| 5. Heinrich Beheim hatte zur Zierde einen schwarzen Schuh, er hatte nur einen einzigen Gewinnst.

6. Philipp von Feilitzsch führte in seinem Helmfähnchen einen gelben Buchstaben; er hatte drey Gaben und fiel viermahl.

7. Philipp von Achselfingen hatte auf dem Helm eine Laterne: zehnmahl gewann und dreymahl fiel er.

8. Linhard von Ehann führte einen weißen Huth zur Helmzierde; er hatte sechs Gewinnste und war viermahl gefallen.

9. Wolff von Hurnheyn hatte einen schwarzen Schuh mit einem weißen Tüchlein: er gewann und fiel zweymahl.

10. Hannß von der Gron schmückte sich mit einem silbernen Pelikan, er hatte vier Gewinnste und fiel zweymahl.


Nürnbergische Ritter.

1. Diedrich von Harras führte auf seinem Helm einen goldenen Esel; er gewann viermahl und fiel siebenmahl.

2. Görg von Harras führte einen grauen Esel; gewann viermahl und fiel achtmahl.

3. Martin Tucher war mit einem schwarzen| Huth auf dem Helm geziert; er hatte zwey Gewinnste und fiel dreymahl.

4. Martin Löffelholz hatte auf dem Helm zwey lange, schwarz- und gelbe Ohren, sechsmahl gewann und zehnmahl fiel er.

5. Wolff Haller führte ein eichenes Laub zur Helmzierde, er hatte neun Gewinnste, und fiel eilfmahl.

6. Ludwig Groß führte eine graue Vogelhütte; fiel fünfmahl.

7. Marx Pfister war auf dem Helm mit einer braun- und weißen Kappen geziert, hatte sechs Gewinnste und fiel viermahl.

8. Anton Herbart von Augspurg hatte einen grauen Filzhuth auf dem Helm, gewann siebenmahl und fiel viermahl.

9. Stephan Paumgärtner führte einen spitzigen Badhuth, hatte nur einmahl gewonnen und ist einmahl gefallen.

10. Wolff Pömer trug einen schwarzen Huth mit Fuchsschwänzen auf dem Helm: er gewann dreymahl und fiel fünfmahl.


Das Zeichen zum Anfang des Kampfes wurde gegeben, die aufgezogenen Saile fielen, in geschlossenen Gliedern sprengten die Ritter beyder Züge zugleich aufeinander zu, fast keiner blieb, alle wurden sattelräumig, oft| wurde das Schauspiel zum besondern Ergötzen der auf einer an der Stechbahn aufgerichteten Bühne befindlichen Fürstinnen und ihrer Begleiterinnen, wiederhohlt, bis endlich der edlere Kampf, Ritter gegen Ritter, begann. Lange war es unentschieden, wer das erste Kleinod erringen würde: keiner wollte dem andern weichen, keiner fallen, und doch wich jeder, und jeder fiel: endlich neigte sich der Sieg auf den muthigen Martin Löffelholz; er war bisher noch wenigen untergelegen, seinem Speer widerstand keiner; nach ihm kam Ritter Wolff von Gultlingen, und diesem folgte Philipp von Achelfingen.
.
Friedrich, der mit spähendem Auge jedes Thaten beobachtet hatte, hatte noch nicht die Bahn betreten: um unbekannt zu seyn und so von niemand geschont, sondern gleich jedem andern Ritter behandelt zu werden, war mit ihm noch einer seines Gefolgs erschienen, der in voller Rüstung ihm so ähnlich war, daß niemand den Fürsten von dem Ritter und den Ritter von dem Fürsten unterscheiden konnte: nur die mit tiefhängenden Stechdecken ganz verhüllten Pferde waren von verschiedener Farbe. Löffelholzens Thaten entflammten den Muth des sieggewohnten Fürsten: mit aufgenommener Lanze ritt er in die Bahn an| Rieters Haus, und ließ den am andern Ende befindlichen Löffelholz zum Gesteche aufrufen. Im vollesten Fluge mit eingelegten Lanzen rannten beyde in der Mitte auf einander: auch er wich unwiderstehlich Löffelholzens ritterlicher Faust und räumte den Sattel: langsam und unermattet ritte sein Überwinder die Bahn hinab, indem Friedrich schnell sich in die Höhe und aufs Pferd helfen ließ, und zum Zeichen, daß er unbeschädigt sey, einigemahl den Kampfplatz durchsprengte. Noch war sein Muth nicht gesunken, Löffelholz noch zu neuem Kampfe bereit: abermahl stießen sie mit ritterlicher Stärke zusammen, jeder überwand den andern, denn jeder fiel. Einen solchen Gegner hatte Friedrich noch nicht, unter den vielen, mit denen er in ritterlichen Spielen gekämpft hatte, gehabt. Schnell sprang er von der Bahn auf, ging auf Löffelholzen zu und schlug seine tapfere Hand in dessen Rechte: „Wir haben uns ein Stecher zu seyn vermeinet, aber du bist wahrlich auch einer, sprach er, komm zu uns, wir wollen ganze Freundschaft machen.“ „Gnädiger Herr,“ antwortete dieser „Euer Fürstlich Gnaden sind mir hier ganz unbekannt!“ „Schweig“ fiel ihm Friedrich in die Rede, „schweig Löffelholz! du hast dich gegen uns ritterlich und wohl| verhalten, wir wolltens also haben.“ Noch war es den Tausenden der Zuschauer unbekannt, wer der Ritter war, der einen so muthvollen Ritt mit dem tapfern Löffelholz gemacht hatte, aber bald war das Geheimniß entdeckt: der Friedrichen ähnliche Ritter wagte bald darauf ein Gesteche mit Anton Herbart von Augspurg; auch diese beyden fielen miteinander, im Fallen blieb der unbekannte Ritter mit dem Sporn an der Stechdecke seines Pferdes hangen und rieß sie entzwey, so daß dasselbe ganz unbedeckt blieb. Friedrichs gewöhnliches Turnier-Roß war weiß, dieß war schwarz, und so war der muthige Friedrich entdeckt. Keiner wagte es nun sich mit Friedrichen zu messen; unwillig über die durch seine Entdeckung entsprungene Bescheidenheit, forderte er noch mehrere auf; doch wen seine Lanze berührte, der fiel. Selbst Löffelholz, mit dem er am späten Abend noch einen Kampf unternahm, fiel plötzlich und beklagte sich, einen starken Stoß empfangen zu haben: aber man lobte allgemein den auch zum Hofmann gebildeten Löffelholz, der freywillig, dem Fürsten zu Ehren, den Sattel geräumt, und dadurch seines schon beynahe errungenen Preises sich selbst verlustig gemacht hatte.
.
| Mit Anbruch der Nacht ward das ritterliche Turnier, bey dem sich die Nürnberger, nach Friedrichs eigenem Urtheil, mit so hoher Tapferkeit ausgezeichnet hatten, geendiget. In feyerlichem Zuge eilten die sämtlichen Ritter auf den prächtig erleuchteten großen Saal des Rathhauses: die Kampfrichter lasen hier jeden Ritters Sieg und Verlust ab, und erkannten Vieren unter ihnen die aus goldenen Ringen bestehenden an köstlichen Schnüren hangenden Preise.

Kunigunda, Hanns von Schwarzenburgs Gemahlin, eine geborne von Reyneck umhing den ersten dem tapfern Ritter von Gültlingen.

Praxedis, Anhalds von Wildenfels Gattin, eine geborne Pflugin, zierte mit dem zweyten den Ritter Philipp von Achelfingen.

Margaretha, Ritter Wolff von Parsberg Schultheißens zu Nürnberg Gemahlin, eine geborne Wildensteinin, hatte die Ehre den dritten Marggraf Friedrichen zu überreichen: und

Helena, des Nürnbergischen Losungers Paulus Volkamers Gattin, eine geborne Hallerin, übergab Wolf Hallern den vierten und letzten.

| Bescheidene Höflichkeit hatte sich auch hier unter ernsthafte Ritterspiele, selbst unter die Berathschlagungen und Aussprüche der sonst niemand fröhnenden Kampfrichter gemischt: sie hatte drey Fremden und Gästen die ersten Kleinode ertheilen und sie durch die Hände vornehmer weiblicher Gäste austheilen lassen. Zum frohen ritterlichen Fackelreihen lud nun ein die Trommel und Posaune; mit fröhlichen Tänzen ward auch dieser Abend hingebracht. Der tapfere Ritter hatte nun seinen Helm und seine Rüstung mit dem seidenen leichtern Gewande vertauscht, und kostete man treulich um Sold der Minne. Aber auch mitten unter den Freuden wachte spähend der Aufseher über Gesetze, und beobachtete lauernd jede Übertretung. Damahls war noch die löbliche Sitte sich nicht nach Mode und Willkür, noch nach lüsternen mit ungeheurem Aufwand verbundenen Nachahmungen, sondern nach vorgeschriebenen Ordnungen und Regeln zu kleiden; dadurch wars möglich, daß sich die Enkelin noch mit dem Gewande der Ur-Großmutter festlich schmückte, dadurch wurde der Wohlstand der Familien befördert, und dadurch die glücklichen Zeiten geschaffen, die unser dem Luxus fröhnendes Jahrhundert nicht| kennt. Verschiedene Erbare Frauen der ersten Männer Nürnbergs hatten sich an diesem festlichen Abend prächtiger, als die Gesetze ihnen erlaubten, gekleidet: auch eine einzige Hals-Zierde war schon strafbar, noch mehr ein köstliches Gewand von Seide. Kaum betraten sie den fröhlichen Reihen, so kündigte ihnen der Aufseher über Sitte und Ordnung ungeblendet die verschuldete Buße an, und verurtheilte sie zur Meidung des heutigen Festes, in nicht gebührendem Schmucke. Flehend wandten sie sich an die gütige Fürstin Anna und baten um Fürbitte; mit leutseeligen Worten suchte diese die erkannte Strafe zu hemmen; aber auch damahls konnte selbst eine Fürstin nicht Nachsicht für verschuldete Fehler erbitten: gehorsam mußten sie sich der erkanntem Strafe unterwerfen, und erst nach erstatteter Rüge durften sie wieder nur in dem ihrem Stande zu tragen erlaubten Schmucke erscheinen.
.
Auf so einen für Geist und Körper ermüdenden, sich bis über die Hälfte der Nacht erstreckenden Genuß von Vergnügungen und Freude, war Ruhe und Erhohlung nöthig. Der folgende Tag hatte daher keine ausgezeichneten Feste, nur an seinem Abend besuchten abermahls die sämtlichen Fremdlinge| die für sie wieder ausgestellten Heiligthümer des Reichs – nachher abermahls bereitete Tänze. Friedrich mit seiner Sophia, und Anna mit ihren Kindern nahmen hier von ihren freygebigen Wirthen freundlichen Abschied; öfters versicherte Friedrich immerzu Freundschaft zu halten mit seinen gefälligen Nachbarn. Am Donnerstag schieden sie alle, und kehrten nach ihren Heimathen fröhlich und zufrieden zurück, nachdem Friedrich zuvor seinem Hauswirth Linhard von Bloben zwanzig Gulden, dessen Frau einen Ring und jedem seiner fünf Kinder einen Gulden, dem Gesinde drey Gulden, und Ulrich Hallern seinem Küchen-Meister und dessen Frau zwey Ringe zum Andenken verehret hatte. Auch Anna verehrte ihrem Hauswirth Hans Thummern funfzehn Gulden, seiner Frau einen Ring, dem Gesinde fünf Gulden, und Sebald Schreyern ihrem Küchenmeister einen Ring mit einem köstlichen Diamant.
.
So wurden Tage mit altteutschen biedern Kurzweilen hingebracht, von denen sich Nürnberg großen Vortheil für die Zukunft versprach. Aber selbst des freundlichen Friedrichs Zusage, Friede zu halten mit seinen Nachbarn; dauerte nicht lange, selbst Sophiens unverborgene Anhänglichkeit war vergeblich! –| wenige Jahre verfloßen, und eine neue Fehde brach aus, und vernichtete alle so sichere Hoffnung!


Beylage I.

Item mit Marggraff Fridrichen sind von Herrn Grafen Rittern Doctorn vnnd Edelleuten Auf solchen Hoff gewesen vnnd eingeriten wie hernach uolgt.

 Herrn vnnd Grauen.
Schenck Gotz Herr zu Limburgk.
Schenck Christoff Herr zu Hohenburg.
Schenck Christoff Herr zu Tawtenberg.
Graff Sigmund von Schwarzberg.
Graff Michel von Schwarzberg.
Graff Hanns von Schwarzberg.

 Doctores.
Hanns Völcker, Cantzler.
Veyt von Vierst, Doctor.
Hanns von Eyb, Doctor.
Caspar von Eyb, Doctor.
Hanns Pfat, Doctor.
Friz Lesch, Doctor.

 Ritter.
Her Ludwig von Eyb.
Her Lorenz von Wallenrod.
Her Hannß Aufseß.
Her Veyt von Vestenberg.

|

Her Jhoronimus von Rosenberg.
Her Jörg der alt von Felberg.
Her Jörg der Jung von Felberg.
Her Cunrad von Knöring.
Her Cunrad von Berlichingen.
Her Hilbrant von Hawsen.
Her Apel von seckendorff.
Her Caspar von Waldenfels.
Her Paulus von Absperg.
Her Hanß von seckendorff.
Her Jörg von Zeditz.
Her Jobst von Lüchaw.
Her Christoff Schenck zu Geyern.
Her Diepolt spet.
Her sigmund von stetten.
Her Grafft von Linterßheim.
Her Philipp Fälscher.
Her Wolff von Gültlingen.

 Edellewt.
Vtz von Zedwitz. Landhoffmeister.
Hans Eyb von Vestenberg.
Chrübsyi von Boläck.
Der Behaym.
Wilhelm von Bebenwergk.
Ernst von rechenberg.
Vtz von khnöring.
Hanns von Absperg.
Michel von Absperg.
Wolff von Schawnberg.
Hans von seckendorff von Tretlsaw.
Wolff von Hiernhayn.

|

Jörg von sanßheyn.
Sebastian von Alazyn.
Wigleis von Seckendorff.
Christoff von Seckendorff.
Zensolff von Rosenberg.
Siegmund von Hierßberg.
Cuntz von Schawnburg.
Ahalphinger.
Jorg Hornskneckt.
Hanns von Leonrod.
Wolffsteyner.
Marx von Wolmershawß.
Mertan kernhayn.
Schriapsberg.
Gebhard von Zeditz.
Jung Wolfstainer.
Ellershewßer.
Hanns von Bibra.
Lewffenholzer.
Sebastian von Eib.
Sigmund von Berg.
Hanns von Hutten.
Cuntz von Zedwitz.
Hanns Danner.
Marx von Berling.
Oberhaymer.
Hans von Wolbrad.
Claus von Zedwitz.
Oßwald schechs.
Grauenecker.
Blanckenberger.
Jörg Zenger.

|

Sigmund götzlinger.
Merten von Irns.
Hanns morter.
Braytenwinder.
kilian Wetzel.
Hanns Sprenger.

Item sind mit Fraven Anne Marggraff Albrechts löblicher gedechtniß gemahel Eingeriten die hernach geschrieben.

Marggraf Joachim auf der Marck.
Erkhing von saynßheim Ritter Hoffmeister.
Veyt von Lentersheym Ritter.
Friedrich von Rawhneck Thumher.
Jörg von Ehrnheym.
Hannß Truchseß.
kharl von Heßbergk.
kharl von Eberstain.
khilian von senshain.
Jheronimus von Rinhofer.
Hans von seckendorff.
Hans Renwart.
Jacob Morder von yphsam.

Item So Ist mit Frawe Elße Grauen Eberharten von Wirtenbergs elichen gemahel eingeriten

Her Ercking von Schwarzburg.

Item so sind mit Frawen Elß Graue Heynrichs von Henneberg elichen gemahel eingeriten.

Graff Jörg von Casstel.

|

Graff Friedrich von Castel.
Diedrich von Harras Ritter.
Jörg von Rawheneck.
Fritz von seynßheym.


Beylage II.

Verzeichniß alles dessen, was an Victualien und andern nothwendigen Sachen gebraucht und für solche ausgegeben wurde.

218 Eimer Franken-Wein, kostete zusammen 429 fl. 4 Pfund 14 Pf. Rheinisch.
5 ganze Legel Rheinfall, eine für 13 fl.
Hochzeit-Brod, Weck, Semmel und ander Weißbrod um 51 fl. 3 Pfund 22 Pf.
270 Laib Teller-Brod, einen für 6 Pf.
1300 Oblaten-Brod, das Tausend für 25 Pf.
14 Mez 2 Diethäuflein schön Waizen-Meel, den Mezen für 38 Pf.
5 Pasteten un 10 Fladen.
177 Maas Essig, eine für 8 Pfennige.
3 Scheuben 2 Mez Salz.
1002 Pfund Schmalz das Pfund für 8 Pf.
2 Stuck Kreuz-Käse a 1 Pfund.
25 Pfund Käs, das Pfund für 7 Pf.
5284 Eyer, 3 Eyer für 2 Pf.
269 Maas Milch, eine für 2 Pf.
3272 Pfund Rindfleisch, das Pfund für 4 Pf.
2666 Pfund Kalbfleisch, das Pfund für 3 Pf.
375 Pfund Lammfleisch, das Pfund für 5 Pf.

344 Pfund Altes Schweinfleisch, das Pfund für 5 Pf.
| 841 Pfund Junges Schweinfleisch, das Pfund für 5 Pf.

109 Kapaunen, das Stuck für 41 Pf.
826 Hüner, das Stuck für 22 Pf.
386 Stück große Vögel, das Stuck für 5 Pf.
7 Enten, das Stuck für 20 Pf.
44 Haasen, a 48 Pf.
47 Stück Eichhorne, das Stuck für 11 Pf.
36 Stück Rebhüner, eins um 27 Pf.
74 Stück (Vorhenn) Forellen
625 Pfund Hechte.
1392 Pfund Karpfen, den Centner für 27 Pfund.
60 Pfund Orfen.
200 Stück Neunaugen.
2471 Stück Hering, das hundert für 5 Pfund.
68 Stück ganze Stockfische, 8 Stück für 1 fl. 67 Stück gewösserte Stockfische, einen für 10 Pf.
107 Pfund gesalzene Hechte, das Pfund für 14 Pf.
57 Pfund gesalzene Lachse, das Pfund für 13 Pf.
27 Pfund gesalzene Stör, das Pfund für 24 Pf.
14 Pfund gesalzene Sandel, das Pfund für 8 Pf.
73/4 Pfund gesalzenen Aal, das Pfund für 16 Pf.
6 Pfund Hausenblasen, das Pfund für 2 Pfund 24 Pf.
3 Pfund 15 Loth Safran, das Pfund für 2 fl. 4 Pfund 6 Pf.
13 Pfund 28 Loth Ingwer, 3 Pfund für 1 fl.
7 Pfund 12 Loth gestossenen Pfeffer, 23/4 Pfund für 1 fl.
4 Pfund 8 Loth Nägelchen, das Pfund für 6 Pfund 8 Pf.

2 Pfund 12 Loth Zimmt, das Pfund für 1 fl. 1 Ort.
| 1/4 Pfund Muscaten-Nuß für 25 Pf.

1/4 Pfund Muscaten-Blüthe für 2 Pfund 3 Pf.
57 Pfund gestossenen Zucker, 11 Pfund für 1 fl.
40 Pfund 23 Loth allerley Confect, 8 Pfund für 1 fl.
3 Pfund grünen Ingwer. 1 Pfund für 3 Pfund 6 Pf.
70 Pfund Reiß, den Centner für 2 fl. 6 Pfund 8 Pf.
24 Pfund Venedische Mandeln 11 Pfund für 1 fl.
55 Pfund kleine Venedische Weinbeere, 1 Pfund für 16 Pf.
48 Pfund Rosin, den Centner für 7 fl. 1 Pfund 6 Pf.
18 Pfund Feigen, das Pfund für 12 Pf.
14 Pfund Trisenett, 12 Pfund für 4 fl.
102 Pfund Pomeranzen, 50 für 1 fl.
8 Pfund Capern, 1 Pfund für 28 Pf.
4 Pfund Sennft, 1 Pfund für 10 Pf.
28 Pfund Weichsel-Latwergen, 1 Pfund für 18 Pf.
80 Maas Honig, die Maas für 24 Pf.
7 Tafeln Lebkuchen, eine für 21 Pf.
4 Tonnen Weißkraut, eine für 6 Pf.
9 Körb Grün-Kraut.
14 Mez Zwibeln, der Mezen für 16 Pf.
1 Korb 3/4tel Kochbirne,
1 Korb 2/4tel Äpfel.
2 Mezen 3 Diethaufen ganze Erbsen, den Mezen für 20 Pf.
2 Mezen gerandete Gerste, den Mezen für 40 Pf.
2 Mezen Hirs, den Mezen für 1 Pfund 8 Pf.

1 Mez 1 Diethäuflein Habermehl, den Mezen für 1 Pfund 8 Pf.
| 3 Pfund Kümmel, das Pfund für 5 Pf.

241 Pfund Unschlitt-Lichter, den Centner für 28 Pfund.
145 Wind-Kerzen, vermuthlich Wachsfackeln.
40 Meeß Holz, das Meeß für 1 fl.
20 Körb Kohlen.
103 Simra Habern, das Simra für 2 fl.

Bey dem Fackeltanz auf dem Rathhause wurde gebraucht

1 Legel Malvasier, für 6 fl. 4 Pfund 6 Pf.
8 Eimer 7/4 Franken-Wein, den Eimer für 16 Pfund.
90 Pfund allerley Confect, 8 Pfund für 1 fl.
Datteln für 2 fl. 4 Pfund.
104 Wind-Kerzen.
Für 4 fl. Unschlittlichter.
29 Stück Fackeln.
12 Stück Kartenspiel für 2 Pf.
4 Dank, dazu kamen 4 goldene Ringe für 17 fl.
Dann 4 Schnüre für 3 fl