Marten Pechlin

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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Marten Pechlin
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aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 299–310
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
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174. Marten Pechlin.

1526 kurz vor Martini ließ sich ein großer Seeräuber, Marten Pechlin, von der Insel Femern gebürtig, in der Nordsee merken, der auf seinem Schiff über 80 wehrhafte Männer zählte. Er hatte schon den Sommer über auf der Ostsee großen Schaden angerichtet: an einem Tage 12 Schuten verbrannt, die nach Schweden gewollt, und 105 Mann über Bord geworfen. Von ihm erzählt Gert Korfmaker, ein Bergenfahrer aus der Alfstraße, welcher ihn endlich mit einem Rohr erschossen, folgendes:

Anno 1526 auf Michaelis Tag sind drei Schiffer von Bergen ausgelaufen: Karsten Tode der Alte (aus Lübeck), Claus Went von der Wismar, und Michel Here von Rostock; alle drei nach der Trave befrachtet. Nun machten sie ein Verbündniß, daß sie beisammen bleiben wollten; zum Signal, wenn sie bei Nachtzeiten von einander kämen, sollte jeder eine Leuchte aushängen, damit man sehen könnte, daß sie zu einander gehörten. Als sie nun in See kamen, hatten sie guten Wind und liefen bis sie die alte Bükirche auf Skagen sahen: da kriegten sie Sturm und kamen von einander, so daß keiner von dem andern wußte, und hielten sich vier Tage und vier Nächte zwischen Norwegen und dem Herteshals. Als nun die fünfte Nacht kam, etwa 2 Stunden vor Tage, [300] wurde Karsten Tode ein Schiff gewahr, und hing sogleich eine Leuchte aus; das andere Schiff that deßgleichen und wandte sofort, und lief zu Tode hin; und das war Claus Went. Sie hielten nun zu einander bis es Tag ward; da wurden sie eins, daß sie in Norwegen einlaufen wollten. Nun setzten sie bei und segelten längs dem Lande nach der Näs, da lag zwei Meilen östlich ein Hafen, Namens Hyltenge. Als sie aber gegen den Scheringssund kamen, sahen sie da einen Kraier (eine Art Dreimaster) hinter einer Klippe liegen, welche Rysöe hieß. Da sagte der Eine zum Andern: „da liegt ein Schiff; sollte das auch wohl ein Dieb sein? denn das ist ein Diebshafen, wo es liegt.“ Einige aber sagten: „Gott bewahre, das mag wohl ein Schotte sein, der da Holz geladen.“ Als sie nun spät am Abend in Hyltenge eingesegelt waren, machten sie ihre Schiffe fest, und Tode schickte sofort seinen Esping (eine Art Slup) ans Land, und ließ die Bauern fragen: was für ein Schiff das wäre, das da zu Rysöe läge? Da sagten die Bauern: das wäre ein Räuber, der hätte viel Volks bei sich. Allerheiligen unter Mittag kamen zwei norwegische Jungen an Claus Went sein Schiff und boten zwei Hühner zu Kauf; die waren jedoch so theuer, daß man sie nicht kaufen wollte. Nun saß der alte Tode in der Kajüte bei der Mahlzeit; der hörte fremd Volk, und fragte: was für Leute draußen wären? Man sagte: es sind zwei [301] Jungen, die wollen Hühner verkaufen.“ Da sprach Tode: „die laßt hieher kommen; das sind Verräther, die ausspionieren wollen, wie stark wir sind, und was für Geschütz wir haben.“ Sogleich wurden die Jungen ergriffen und befragt; als sie nicht gestanden, nahm man einen Bolten (Fußeisen) und drohte sie zu schließen. Da gestand der größte Junge sogleich: daß sie um des Spionierens willen gekommen wären. So fragten wir: was für ein Hauptmann auf dem Schiff wäre, und wie er hieße? Davon wußte der Junge nichts; aber er sagte, daß sie dort dabei wären und eine hohe Kuhbrücke (leichtes Überdeck) auf dem Kraier bauten, und daß sie uns an Bord zu kommen dächten. Der kleine Junge aber blieb wohlgemuth und sagte: er wäre nicht Spionierens wegen aus; er diene einem Bauer dort; wolle man’s nicht glauben, so sollte man mit ihm nach dem Bauerhof fahren; da würde man’s so befinden. So wurde denn der große Junge in den Bolten geschlossen, die beiden Espinge aber und das kleine Boot, welches die Jungen gebracht, bemannt, mit Hakenbüchsen und Röhren verwahrt, und mit dem Jungen nach dem Bauerhofe geschickt, um zu sehn, ob er die Wahrheit gesagt, oder nicht. Unterwegs sagte der Junge: „wollt Ihr an das Räuberschiff da, so will ich Euch wohl dahin bringen; sie sind nicht stark, Ihr nehmt sie wohl mit diesen drei Böten;“ denn er meinte uns so um den Hals zu bringen. Aber [302] ihm ward geantwortet: das hätte ihn ein Dieb gelehrt; er solle uns nur nach des Bauern Hof bringen, wo er diente, wie er gesagt. Als wir nun bei dem Bauerhof waren, ließen wir fünf Leute mit Hakenbüchsen bei den Espingen zurück: wenn sie was vernähmen, sollten sie schießen, dann wollte man ihnen bald zu Hülfe kommen. Dicht vorm Bauerhofe aber hörte man großen Lärm in der Stube, daß man meinte, es wäre ein Haufen Diebe da, zumal das Raubschiff so nah lag, daß man die Stengen über die Klippen wegsehn konnte. So ward das Haus mit Röhren und Hakenbüchsen umstellt. Einer aber, der Peter hieß, ein Norwegscher Edelmann und vorzeiten Vogt auf dem Lande, legte einen Pfeil auf die Sehne des stählernen Bogens, den er trug, stieß die Thür auf, und trat zu ihnen ein. Aber es war niemand anders drin als ein Haufen Bauern; die saßen und tranken, wie es ihre Gewohnheit ist auf Allerheiligentag. So sprachen die Bauern auf nordisch: „Sieh, Peter, wo kommt Ihr her, daß Ihr so bei uns einfallt mit gespanntem Bogen?“ Da sagte er: das möchte wohl sacht die Zeit mit sich bringen. Nun kam der Wirth vom Hofe zu den Unsern hinaus und wunderte sich, daß so viele Leute da wären, und fragte: wen sie suchten? Sie sprachen: der kleine Junge hätte gesagt, daß er ihm diente, und da wollten sie wissen, ob es wahr sei; auch hätten sie gemeint, daß er andere Gäste in der Stube gehabt. Da [303] sagte er: ja, der Junge wäre sein. Nun gaben sie kein Acht mehr auf den Jungen; der Bauer aber schenkte ihnen ein, und wollte Bänke aufschlagen; sie sollten sich setzen und trinken; er meinte nämlich uns doch noch zu verrathen und um den Hals zu bringen. Nun war Michel Here von Rostock desselben Morgens vorbeigesegelt, als wir des Abends zur Hyltenge gekommen, und in Nyen-Sellöe eingelaufen. Das hatten die Räuber gesehn und ein großes Boot mit Hakenbüchsen, Schlangen und Röhren nach Nyen-Sellöe geschickt, um zu sehen, wo Michel Here läge, und wie sie am besten an ihn kommen möchten. Davon hatten wir aber nichts erfahren, und die dahin Geschickten wußten wieder nicht, daß wir am Abend in Hyltenge eingelaufen wären. Nun lag eine große Hulke in einer Wiek zwischen dem Bauerhofe und unsern Espingen; die hatten die Seeräuber genommen und aufgehauen; wenn niedrig Wasser war, lag sie trocken; war’s aber hoch, so stand sie voll Wasser. Der Schiffer nun, welcher nach Tönsberg zu Hause gehörte, hatte mit dem Hauptmann sich dahin vertragen: wenn er hundert Goldgulden brächte, solle er sein Schiff wieder haben, und es ausbessern dürfen. So war der Schiffer nach Haus, um die Goldgulden zu holen; er hatte aber die Bootsleute da gelassen; die lagen beim Bauern zur Herberge. Einer derselben nun kam auf dem Wege, als wir zu den Espingen wollten, zu uns und sprach: er wollte uns wohl [304] was sagen, wenn wir ihn nicht angäben; denn wenn es die Bauern erführen, daß er Wort mit uns hätte, so verriethen sie ihn, dergestalt daß er um den Hals käme. Da sagten wir ihm zu: deß solle er frei sein, wenn er uns was Gutes zu sagen wüßte. Da bat er: wir möchten uns ohne weiteres zu unfern Schiffen machen und die wohl verwahren, denn der Dieb sei mit 80 Leuten da, und das Boot, das nach Nyen-Sellöe wäre, könnte wiederkommen und uns begegnen: dann wären wir um den Hals und unserer Schiffe dazu quit. Der große Junge, den wir sitzen hätten, wäre ihr Kabüsenknecht, den hätte der Dieb dazu gezwungen samt dem andern Jungen die Hühner zu nehmen und auszukundschaften, wie stark wir an Volk wären und was wir an Geschütz hätten. Da dankten wir dem Bootsmann, und machten daß wir wieder zu unsern Schiffen kamen. Kaum aber waren wir an Bord, da fuhr des Räubers Boot von Nyen-Sellöe an unserm Hafen vorüber nach seinem Schiffe zurück. Wir aber holten einen Haufen Steine in beide Schiffe und füllten die Marssen (Mastkörbe) damit, brachten all das Geschütz, das wir hatten, auf eine Seite und legten die beiden Kardeele (Masttaue) in einander ein, damit wir, wenn’s noth wäre, die Schiffe dicht zusammenwinden, und, wenn die Räuber an Bord kämen, einer dem andern beistehn könnten. So richteten wir alles an, wie wir’s geben und nehmen wollten. Des [305] Abends aber kamen die Hauptleute mit einem Boot vor den Hafen an eine Klippe, und betrachteten sich lange unsre Schiffe, und wie und wo sie uns am besten ankommen könnten; und fuhren dann wieder hin. Nachts hielten wir starke Wacht. Als der Tag kam, lief ein großer Haufe von der Seite daher, wo der Räuber lag, und setzte sich unserm Schiff zur Seite auf die Klippen und kratzte mit Mund und Füßen das Moos ab, daß einem davor grausen mochte. Dieß war des Sonnabends nach Allerheiligen. Unser Volk aber fuhr aus beiden Schiffen ans Land und hieb Holz, beide Espinge voll, und machte ein Feuer; ein Theil wusch die Hemden. Nun ging ein Gesell oben auf den Klippen spazieren; der rief herunter: „da kömmt ein Schiff und eine Schute des Weges, wo der Dieb liegt.“ So bald das der alte Tode hörte, blies er ins Sifflet (die Schiffspfeife), daß das Volk hastig an Bord käme, und so holten wir die Schiffe zusammen und machten alles klar. Als der Dieb eben vor den Hafen kam, lies er auf uns loslegen. Da sagte der alte Tode: „die Schute, die vor ihm läuft, wird Feuer an uns bringen: sogleich bemannt die Espinge, damit ihr, wenn er ansteckt, dem Feuer unter die Augen rudern und es ablenken könnt.“ Dem geschah so; da steckte der Räuber alsbald die Schute an und ließ sie auf uns zutreiben: unser Volk aber ruderte vor das Feuer und wollte es über die Seite vorbeisteuern. Nun [306] hatte der Dieb ein großes Boot bemannt und jagte den Unsern entgegen, daß sie das Feuer verlassen und sich mit dem Esping vor unser Fahrzeug legen mußten, um es, wenn’s käme, mit Spießen vorüber zu schieben. Als aber die Schute so nahe kam, daß wir sie mit der Schlange ablangen konnten, schossen wir einmal dadurch, daß die Flammen in die Luft stoben. Da stürzten drei Kerls heraus mit einem kleinen Boot, und ließen sie treiben. Gott aber gab gnädig, daß das Segel anbrannte, und die Schute quer vor uns über trieb. Da ließ der Dieb ein Anker fallen, befestigte freie Trossen (einmal gedrehte, dicke Taue) an einander und segelte die aus, in der Meinung, wenn’s ihm nicht glückte, sich gegen den Wind wieder einzuwinden. Da er nun so ankam vor seiner Fock, hatte er das Geschütz auf einer Seite, und ebenda eine Brustwehr von Tonnen auf der Kuhbrücke gemacht und die Tonnen mit altem Gerümpel gefüllt, und zwischen zwei Tonnen eine Hakenbüchse, und das meiste Volk auf der Kuhbrücke. Da sprach der alte Tode: „Kinder, verzagt nicht, kriegt sogleich den Wimpel her und laßt ihn fliegen, und setzt die Marssenraaen in die Piek (das eine Ende steil in die Höhe), damit er sehe, daß er Leute vor sich hat, die sich zu wehren gedenken;“ auch verbot er, wenn ein Jeder sich mit Röhren, Haken und Schlangen fertig gemacht, eher zu schießen, als er ins Sifflet stieße; er wollte wohl sehen, wenn’s Zeit wäre. Wenn er aber [307] pfiffe, dann solle Jeder sein Bestes thun, und ja auf die Kuhbrücke zwischen den Haufen halten. Als nun der Dieb sah, daß unser Wimpel ausflog und die Marssenraaen in die Piek gingen: ließ er sein Fähnlein auch fliegen und sprach: „das sind Leute, die wollen sich wehren; wohlan, nicht verzagt, wir müssen gleichwohl drauf!“ Also kam er quer angelaufen und auf Claus Went zu; aber bevor er hart an Bord kam, pfiff Todens Sifflet: da ließen wir all unser Geschütz losgehn nach seiner Kuhbrücke auf den blanken Haufen. Da nun der nicht so hastig herunter kommen konnte, blieben die Meisten auf der Kuhbrücke beilegen; wir aber kamen aus Toden Schiff dem Claus Went zu Hülfe, und die Steine flogen frei aus beiden Marssen, also daß der Räuber seine Fock nicht streichen konnte. So gab Gott, daß ihm das Schiff sich verkehrt umschwenkte, daß all sein Geschütz von uns ab auf die Klippen ging, und ihm die Brustwehr mit den Tonnen auch nicht nütz war: er lief also dergestalt an, daß sein Ausleger auf Claus Went sein Bord zu liegen, und sein Bugspriet in dessen Focktakelage zu stehen kam. Da liefen zwei Bootsleute von den Unsern in die Focktaue und hieben ihm das Stag und die Bulienen (starke Taue, die zur Befestigung der Masten dienen) von seinem Bugspriet, und die Takelei fiel in Wents Schiff, war aber noch in seinem Schiff befestigt. Die Taue nun tilgten wir her, holten sie dicht an, so daß er verquer [308] ablag und weder rück- noch vorwärts von uns kommen konnte; dann segneten wir ihn mit Schüssen längs dem Schiff und mit Steinen aus den Marssen, daß er’s gern besser gesehen hätte. Nun stand der Hauptmann hinten im Verdecke gegen das Nachthaus und hatte ein Rappier in der Hand, und schrie sein Volk an: daß es uns entern sollte; und in großer Bosheit riß er den Mund von einander und schlug die Zunge aus und liepte. Sofort war ein Gesell da, der sah’s, und weil er gut mit dem Rohr schießen konnte, traf er den Hauptmann, daß dieser die Beine in die Höhe kehrte und auf der Stelle todt war. Da mit der Zeit wurden die andern zaghaftig; wir aber krigten Muth. Aber da war einer in des Diebes Schiff, der stand vor der Greep (am Borsteven) und schoß aus der Greep uns einmal 8 Mann todt und dem alten Tode durch den Arm. Das ward Toden Koch gewahr, und lief zu dem Gesellen, welcher den Hauptmann getroffen und sagte ihm’s; der schoß dem Kerl durch den Kopf. Seitdem verloren wir so viel Volks nicht mehr, aber es fehlte uns an Steinen; wir gingen also bei und brachen den Heerd in Claus Wents Schiff ab, wanden die Steine auf und warfen damit. Da riefen sie: sie wollten sich geben. Nun wollten wir zusammen über sie herfallen, machten also die Taue etwas los, womit sie festgehalten wurden, und ließen sie besser an Bord schwenken. Als wir aber kamen, waren die [309] Diebe unter dem Verdeck und kamen hervorgesprungen mit Beilen und Spießen und fielen auf uns ein, und wollten uns so noch überraschen; wir aber kamen wieder zum Geschütz und hielten sie so warm, daß sie das Boot zu suchen begannen. Nun stürzten wir vereint über sie her, und ließen sie die Degen und Handbeile fühlen, dergestalt daß ihrer nicht mehr denn 6 gefangen wurden: ihrer vierzehn entkamen ins Boot; davon erschossen wir noch einen mit ihrem eignen Geschütz; die andern aber erreichten den Hafen und eine kleine Jacht, die eine gute Strecke von ihnen mit 5 Mann ruderte. Dahinein stiegen sie und ließen das Boot mit dem Erschossenen zu uns treiben. Als wir nun meinten, daß wir alles klar hätten, hörten wir, daß noch anderes Volk unter den Luken sei, das wir für Diebe hielten; aber es waren zwei Angeschlossene, die riefen: „schonet, lieben Brüder, denn wir sind arme Gefangene“! Da sahen wir zu, und siehe, es waren Hinrich Stichhan und der junge Köpke Thonagel von Hamburg; den halfen wir aus den Schlössern und ließen sie nach oben gehn, damit sie sehn möchten, wie da gefahren wäre: welche Freude ihnen das war, kann sich Jeder leicht denken. Sie hatten fünf Wochen lang gesessen, und sagten aus, der Schiffer hieße Marten Pechlin und wäre aus Fehmarn, der Hauptmann über die Knechte aber hieße Brun von Göttingen; Pechlin wäre Schiffer und Hauptmann. Sie erzählten uns auch, welch entsetzliche Buben das wären, und was die Böses gethan die [310] fünf Wochen über, daß sie gefangen gewesen. Die sechs Räuber hatten wir zwei Nächte bei uns; dann brachten wir sie aus dem Hafen und warfen sie über Bord; auch die Todten plünderten und warfen wir in die See. Wir verloren dagegen 11 Mann; von denen wurden 10 auf dem Rysöer Kirchhofe begraben; der elfte, Wents Steuermann, lebte noch bis zur Wismar; da starb er auch. Auch wurden wohl 20 der Unsrigen verwundet, kamen aber bald wieder zu paß. Die uns aber mit dem Boote entkommen waren, fielen selb vier nachher noch in Michel Here’s Hände, der sie über Bord warf. So blieben noch 9 übrig, die sich bis Warberg durchschlichen; da wurden sie ergriffen, der eine zum Büttel gemacht und genöthigt, den übrigen 8 die Köpfe wegzuhauen. Wir aber nahmen die Güter und das Beste vom Tau und Takel, Ankern und Segeln, und verbrannten das Schiff dann. Die Güter beuteten und theilten wir; da war von allerlei Waare, Getränk, Proviant und Kirchensilber, so daß jeder von uns, die Todten sowohl als die Lebendigen, an 70 Maek Lübsch bekam. Auf Sanct-Martens-Abend liefen wir dann aus Hyltenge und hatten noch manchen Sturm zu bestehn; aber Gott half uns, daß wir auf Sanct-Katharinen-Abend vor die Trave kamen, 91 an Zahl, jung und alt auf beiden Schiffen. Marten Pechlins Fähnlein aber brachten wir mit, und ließen’s in die Marienkirche über der Bergenfahrer Stuhl hängen.

Bemerkungen

[398] S. 304 Kabüsenknecht – Küchenjunge. 305. Z. 8 lies Händen st. Mund. 308 liepte, s. oben Nr. 87.

Anmerkungen (Wikisource)

Bilder zur Sage siehe Commons.