Melpomene/Band 1/013 Bei dem Grabe eines Singvereins-Mitgliedes

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 62-64
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13. Bei dem Grabe eines Singvereins-Mitgliedes.

Melod. VI.

1. Hier stehen wir in tiefer Traur und beben,
Und senken unsern düstern Blik hinab;
In schwarzen ahnungvollen Bildern schweben
Vor unserm Thränenblike Tod und Grab:
Denn ach! hier modert einer unsrer Brüder,
Hinabgesunken in die kalte Gruft,
Und laut ertönen unsre Klagelieder,
Und wiederhallen fruchtlos in der Luft.

2. Wir sahen liebend ihn vor dreien Tagen
Gesund und froh in unserm Singverein;
Auf einmal hat sein letzter Puls geschlagen,
Und heute schliesset schon der Sarg ihn ein;
[63] Er sang entzükt in unsern frohen Chören,
Wir hörten seine Stimme nur mit Lust;
Als plötzlich ihm vergiengen Seh’n und Hören,
Und Ströme Bluts entquollen seiner Brust.

3. Da sank er nun in Todesblässe nieder,
Der Athem blieb in seiner Brust zurük,
Gelähmet waren alle seine Glieder,
Und trüb und stier sein sonst so holder Blik.
Man suchte zwar ihn wieder zu beleben,
Und wandte sorglich alle Mittel an;
Doch leider! alle Hülfe war vergeben,
Und keine Hoffnung, was man auch gethan.

4. Da wurden plötzlich unsre frohen Lieder
Verwandelt in den tiefsten Klageton;
Verblichen war der theurste unsrer Brüder,
Und sein so theures Leben floh davon:
Versteinert stehen wir um seine Leiche
Und bange schlägt beklommen unser Herz;
Doch seine Seele schwebet schon im Reiche
Der Seligen, und hob sich himmelwärts.

5. Ja sicher steht er mit den Engelchören,
Von Lieb entglüt, im höchsten Singverein,
Und stimmet dort, den Höchsten zu verehren,
In ihre schönsten Harmonien ein;
Denn unzertrennlich ist das Band der Liebe,
Das Gottes Hand um unsre Herzen schlang,
Der Tod befriedigt unsrer Freude Triebe,
Und lößt sie auf in himmlischen Gesang.
[64]
6. Ja, Gottes Hände leiten unser Leben
Von der Empfängniß bis zum Leichenstein,
Denn er hat es ja liebend uns gegeben,
Und wird auch ewig sein Erhalter seyn.
Bald wird auch unser Schiksal sich enthüllen,
Bald auch sich enden unsre Lebenszeit.
Mit welchem Troste muß uns nun erfüllen
Die feste Hoffnung auf Unsterblichkeit.

7. So möge dann die morsche Hülle brechen,
Die unsre Seelen hier gefangen hält;
Wir können voll der festen Hoffnung sprechen,
Beim Übergang in jene bessre Welt:
Dort werden wir einander wieder sehen
Mit allen Seligen im Singverein,
Auch unsre Leiber werden auferstehen,
Und mit den Seelen ewig selig seyn.

8. Soll uns jedoch zu diesem Ziele führen
Am Ende dieser Lebensbahn der Tod,
So muß auch unser Willen harmoniren
Beständig mit dem göttlichen Geboth;
Denn sollten wir mit Gott noch dissoniren,
So blieb auf ewig diese Dissonanz;
Wenn wir mit ihm hingegen harmoniren,
So flicht er uns in seinen Liederkranz.

Anmerkungen (Wikisource)

Die laufende Nummer in der Überschrift wurde korrigiert (im Original fälschlich „12“).