Melpomene/Band 1/019 Bei dem Grabe eines guten Schülers

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 90-92
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19. Bei dem Grabe eines guten Schülers.

Melod. IV.

1. Hier schloß ein braver Schüler
Im Tod die Augen zu,
Und schlummert nun in kühler
Und stiller Grabesruh.

2. Er folgte seinem Lehrer,
Und seinen Eltern gern,
Und blieb als Tugendehrer
Von allem Bösen fern.

3. In Kirch und Schule merkte
Er auf den Unterricht,
Und Jesu Beispiel stärkte
Sein Herz zu jeder Pflicht.

4. Er lernte lesen, schreiben,
Und rechnen sehr geschwind,
Und hielt das Schulausbleiben
Für eine große Sünd.

5. Und seine Krankheit schmerzte
Denselben um so mehr,
Weil er die Schul verscherzte,
Und manche weise Lehr.
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6. Er floh das Weltgetümmel
Mit seinem eitlen Tand,
Und schaute nur zum Himmel,
Dem wahren Vaterland.

7. So brachte er die Jugend
In reiner Unschuld zu,
Und suchte in der Tugend
Des Herzens höchste Ruh.

8. Er liebte Gott den Höchsten
In reinster Seelenfreud,
Und wie sich selbst den Nächsten
In Wort und Thätigkeit.

9. Ihn also zu bewahren
In seinem Gnadenstand,
Entriß den Weltgefahren
Ihn Gottes Vaterhand.

10. Komm, tugendhafter Knabe!
So rief ihm Jesu Wort,
Den Lohn der Tugend habe
Ich dir beschieden dort.

11. Da kam das Scharlachfieber
Mit unbesiegter Wuth,
Und führte ihn hinüber
Zu Gott dem höchsten Gut.

12. Drum tröstet euch, ihr Kinder!
Ihr Eltern! tröstet euch;
So kam er ja geschwinder
Zu Gott ins Himmelreich.
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13. Und seydt ihr arme Sünder,
O so bekehret euch,
Und werdet wie die Kinder
An reiner Tugend reich.

14. Dann möget ihr erblassen
In Todes kalter Hand,
Gott wird euch kommen lassen
Ins wahre Vaterland;

15. Dann werdet ihr dort oben,
In höchster Seligkeit,
Die Güte Gottes loben
In grenzenloser Freud.