Melpomene/Band 1/080 Bei dem Grabe der Jungfrau Katharina Sinder, die an einer Entzündung starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 252–254
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[252]

80. Bei dem Grabe der Jungfrau Katharina Sinder, die an einer Entzündung starb.

Melod. III.

1. O welche unverhoffte Leiche
Die dieses neue Grab verschließt,
Wobei der Arme wie der Reiche
In einem Thränenstrom zerfließt;
Denn Ach! in ihren beßten Jahren
Ward sie vom Tode hingerafft,
Und leider! alle Mittel waren,
Zu retten sie, von keiner Kraft.

2. Sie war von einem heissen Fieber
Erschüttert, und der Kraft beraubt,
Bald gieng es in Entzündung über,
Ergriff ihr Angesicht und Haupt;
Da wütheten die größten Schmerzen
Und glüten aus dem Feuerblick,
Und aus dem schwerbeklemmten Herzen
Floß langsam nur das Blut zurück.

3. So wuchs mit jedem Glockenschlage
Des Fiebers ungedämpfte Wuth,
[253] Und ihre schmerzenvolle Lage
War ähnlich einer heissen Glut;
In ihrem Hals und Munde zeigte
Sich leider, bald der kalte Brand,
Bis endlich sanft ihr Haupt sich neigte,
Indem ihr Lebenshauch verschwand.

4. So unterlag in wen’gen Tagen
Im Todeskampf die Dulderin,
Allein sie gab sich ohne Klagen
Dem heil’gen Willen Gottes hin:
Denn durch ein tugendhaftes Leben
War sie zum Tode stets bereit,
Und gieng nun ohne Furcht und Beben
Hinüber in die Ewigkeit.

5. Besonders sah vor ihrem Ende
Sie ihrem Seelenheile vor,
Empfieng die heil’gen Sakramente,
Und hob den Blick zu Gott empor,
Und bath mit reuevollem Herzen
Zu Gott um Gnad und Vaterhuld,
Und opferte des Todes Schmerzen
Zur Tilgung ihrer Sündenschuld.

6. So gieng ihr einziges Bestreben
Nach Frömmigkeit und Tugendsinn,
Und Jesus Christus war ihr Leben
Und Sterben war für sie Gewinn.
Dieß Alles läßt uns gründlich hoffen:
Daß, als ihr Lebenshauch verschwand,
Sie dort für sich den Himmel offen,
Und so den Lohn der Tugend fand.

[254] 7. Was nützt uns also viel Vermögen,
Wenn uns dabei die Tugend fehlt,
Und unter bangen Herzensschlägen
Uns Furcht vor Tod und Strafe quält?
Nur Tugend kann uns Hoffnung geben
Zu einem gnädigen Gericht,
Und uns zur Seligkeit erheben,
Wenn unser Herz im Tode bricht.