Melpomene/Band 1/087 Bei dem Grabe des armen alten Jünglings Johannes Wehrle, der zu todt fiel

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 273–275
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[273]

87. Bei dem Grabe des armen alten Jünglings Johannes Wehrle, der zu todt fiel.

Melod. IX.

1. Hier modert im düstern Grabe
Ein armer, verlassener Mann,
Der ohne Vermögen und Habe
Durchwallte die irdische Bahn;
Er hat sich durch Arbeit der Hände
Erworben sein tägliches Brod,
Doch leider auf einmal sein Ende
Gefunden im schrecklichen Tod.
[274]
2. Er irrte sich einmal im Gehen,
Und gab auf die Schritte nicht acht,
Und konnte die Tiefe nicht sehen
Im schauerlichen Dunkel der Nacht;
Da stürzte er plötzlich hernieder,
Indem ihm der Boden gefehlt,
Zerschmetterte Rücken und Glieder,
Und röchelte halben entseelt.

3. So wurde der Arme gefunden,
Als er schon im Tode verblich;
Zwar kam er nach einigen Stunden
Durch ärtztliche Hülfe zu sich;
Doch litt er, an Füssen und Händen
Gelähmet, die schreckliche Noth,
Da nahte, sein Leben zu enden,
Sich langsam der bittere Tod.

4. Doch hat er die heftigsten Schmerzen
Gelitten mit steter Geduld,
Betreuet mit Liebe im Herzen
Der Sünden gewichtige Schuld,
Empfangen mit wahrer Bereitung
Der Wegzehrung göttliche Gnad;
So gieng er, der göttlichen Leitung
Ergeben, den tödtlichen Pfad.

5. Wir können uns also getrösten:
Gott werde barmherzig ihm seyn,
Und unter der Zahl der Erlößten
Ihn führen zur Seligkeit ein.
Denn wer sich zum Tode bereitet,
[275] Und herzlich die Sünde bereut,
Und muthig im Todeskampf streitet,
Gelanget zur ewigen Freud.

6. Wohlan denn, wir wollen das Leben
Der christlichen Frömmigkeit weihn,
Und redlich nach Besserung streben,
Und unsere Sünden bereun;
Dann können wir hoffnungvoll sterben,
Wann immer der Tod uns befällt,
Und werden die Seligkeit erben
Im Reiche der künftigen Welt.