Melpomene/Band 2/004 Bei dem Grabe der erlauchten gnädigen Frau B. von N. etc. etc.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< 004 Bei dem Grabe der erlauchten gnädigen Frau B. von N. etc. etc. >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 21-25
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe

[21]

4. Bei dem Grabe der erlauchten gnädigen Frau B. von N. etc. etc.

Melod. VI.

1. Hier schlummert sie, die abgezehrte Hülle,
Der edlen B. von N. – im Grab;
Sie sank in schönster Lebens-Kraft und Fülle,
Zerrnagt vom scharfen Todeszahn, hinab.
Sie welkte hin, so sehr man sich bemühte,
Sie der Gefahr des Lebens zu entziehn;
So welkt die Lilie in schönster Blüthe,
Die eines Wurmes Zahn zernaget, hin.

2. Sie hatte zum Gefährten ihres Lebens
Den Herrn B.. v. B.. Sich erwählt,
[22] Der, voll des edlen, tugendhaften Strebens,
Zu gleichem Zwecke Sich mit Ihr vermählt.
So floß das Leben dieser edlen Beiden
Dahin in himmlischer Zufriedenheit,
Daß ihrem Glücke, fern von allen Leiden,
Nichts anders fehlte, als Beständigkeit.

3. Denn Beide wallten auf dem Tugendpfade,
Und Frömmigkeit war ihre größte Lust;
Sie waren, unterstützt von Gottes Gnade,
Nur lauter edlen Thaten Sich bewußt:
Sie fühlten zartes Mitleid und Erbarmen
Mit Jedermann, der hülfbedürftig war,
Und bothen gern den Dürftigen und Armen
Zur Unterstützung reiche Gaben dar.

4. Und o! mit welchem himmlischen Entzücken
Erfüllten ihre Kinder ihre Brust!
Es war Ihr höchste Wonne, sie zu drücken
An ihre liebevolle Mutterbrust.
Sie flößte ihnen reine Lust zur Tugend,
Zur Liebe Gottes und des Nächsten ein,
Und wollte ihrer hoffnungvollen Jugend,
Wie Jesus Ihr, ein treues Vorbild seyn.

5. Sie lebte streng nach Jesus heil’gen Lehren,
Und strebte stets nach Engelreinigkeit,
Und wagte niemal, einen Wunsch zu nähren,
Den Ihr das Evangelium verbeut;
Und wollte Sie zum Tisch des Herrn gehen,
Und Ihn empfangen aus des Priesters Hand,
[23] So schien Sie ihren Engel gleich zu sehen,
Der unsichtbar an ihrer Seite stand.

6. Deswegen blickte Gott mit Wohlgefallen
Herab auf ihr so tugendreiches Herz;
Sie sollte länger nicht hienieden wallen,
Denn immer sah ihr Auge himmelwerts:
Er wollte ihre Tugend nun belohnen,
Und Sie entziehn dem schweren Tugendstreit,
Und ihre reine Seele sollte wohnen
Bei Ihm im Reich der höchsten Seligkeit.

7. Gott sandte nun ein unheilbares Leiden
Zu diesem End herab in ihre Brust;
Sie sehnte Sich nach jenen Himmelsfreuden,
Und that Verzicht auf jede Erdenlust:
Empfieng die heil’gen Sterbsakramente,
Und hob den Blick zum wahren Vaterland,
Und reichte noch, eh Sie von Ihm sich trennte,
Auf Wiedersehen dem Gatten ihre Hand.

8. So starb die edle G... voll Entzücken,
Und wallte hoffnungvoll die Todesbahn,
Und ihre theuren Anverwandten blicken
In stummen Schmerzen ihre Leiche an,
Und trösten Sich dabei mit dem Gedanken:
Es müße so des Höchsten Willen seyn,
Und wenn Sie hin zu ihrem Grabe wanken,
So weihn Sie es mit heissen Thränen ein.

9. Da ruht sie nun, der edlen G... Leiche
Auf des Kapellbergs wunderschönen Höh,
[24] Voll Hoffnung: daß sie einstens aus dem Reiche
Der Todten fröhlich wieder aufersteh:
Hingegen hat Sich aus dem Weltgetümmel
Erhoben schon ihr engelreiner Geist,
Und wohnet selig dort im Reich der Himmel,
Wo ewig Er die Liebe Gottes preißt.

10. Doch leider! voll der tiefsten Trauer vermissen,
In Ihr die Armen die Wohlthäterin;
Sie wurde ihnen viel zu früh entrissen,
Und ach! mit Ihr ist auch ihr Trost dahin! –
Doch nein! noch lebet der Verblichnen Gatte,
Der gnädig Herr B. v. E...
Und mit der Ihm so theuren Gattin hatte
Er stets genährt des Wohlthuns edlen Keim.

11. Drum trocknet eure Thränen ab, ihr Armen!
Und bethet liebevoll für Sie und Ihn,
Und denket nur: Er hab mit euch Erbarmen,
Und mit der Gattin gleichen Tugendsinn;
Er werde euch in keiner Noth verlassen,
Und unterstützen euch, so gut er kann;
Und lernet euch an ihrem Grabe fassen,
Und bethet Gottes weise Vorsicht an.

12. Nun ruhe sanft in deiner Grabesstille,
Du edle N.. theurste gnäd’ge Frau!
Es wölbe stets ob deiner theuren Hülle
Sich des Kapellbergs reines Himmelblau;
Und wenn wir seine stolze Höh betreten,
[25] So wollen, deiner Tugend eingedenkt,
Wir dankerfüllt für deine Seele bethen,
Bis man auch unsern Leib zu Grabe senkt.

13. Dann werden wir in jenen sel’gen Höhen,
Wenn wir nach deinem Beispiel hier gethan,
Dich, edle, theurste N.. wieder sehen,
Wo uns von Dir kein Tod mehr trennen kann.
Indessen wollen wir nach Jesu Lehren,
Wie Du, erfüllen unsre Christenpflicht,
Dann wird Gott unser heisses Flehn erhören,
Und zeigen uns ein holdes Angesicht.

Anmerkung (Wikisource)

Auf Seite 24 sind (zumindest im als Transkriptionsvorlage genutzten Reprint) mehrfach einzelne Buchstaben schlecht zu erkennen; manche fehlen ganz, meist mitten im Wort. Diese fehlenden Buchstaben wurden dem Sinnzusammenhang nach ergänzt.