Melpomene/Band 2/032 Bei dem Grabe einer frommen Frau

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aus: Melpomene
Seite: Band 2, S. 101–102
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[101]

32. Bei dem Grabe einer frommen Frau

Melod. V.

Töne traurig, dumpfe Sterbeglocke!
Bei dem Grabe unsrer Schwester hier.

1. Denn ein jeder Grabeshügel
Ist für uns ein Schreckensspiegel,

5
Und in tiefer Ahnung beben wir.


2. Denn wie diesem armen Weibe
Geht auch uns der Tod zu Leibe,
Heut an mir, und morgen schon an dir.

3. Für den Reichen, wie den Armen,

10
Ist im Tode kein Erbarmen,

Und wir schweben immer in Gefahr;

4. Dieses hat seit vielen Jahren
Unsre Schwester hier erfahren,
Die schon lange schwach und kränklich war.

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5. Immer war ihr Herz beklommen,

Und kein Mittel wollte frommen,
Und es folgte keine Besserung

[102] 6. Immer mußte sie mit Krämpfen
Unter schwerem Athem kämpfen

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Ohne Hoffnung einer Linderung.


7. Doch, sie litt die größten Schmerzen
Stets mit gottergebnem Herzen,
Voll Vertraun auf Gottes Vaterhuld;

8. Und die bath, voll Schmerz und Reue:

25
Daß er gnädig ihr verzeihe

Ihre große schwere Sündenschuld.

9. Endlich kam ihr Lebensende,
Und sie hob die dürren Hände,
Gott um Gnade flehend, himmelwerts;

30
10. Puls und Athem wurden schwächer,

Und sie trank den Todesbecher
Und es brach ihr krampfdurchwühltes Herz.

11. Doch sie blieb im Tod und Leben
Gottes Willen ganz ergeben;

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Bis ihr letzter Lebenshauch verschwand.


12. Dieses also läßt uns hoffen:
Daß sie dort den Himmel offen,
Und bei dem Gerichte Gnade fand.

13. Wollt ihr also selig sterben,

40
Und das Reich des Himmels erben,

O so müsst ihr euch der Tugend weihn;

14. Und ihr werdet einst mit Freuden
Auch von diesem Leben scheiden,
Und im Himmel ewig selig seyn.