Morte poich' io non trovo a cui mi doglia

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Autor: Dante Alighieri
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Titel: Morte poich’ io non trovo a cui mi doglia
Untertitel:
aus: Die unbekannten Meister – Dantes Werke, S. 63–65
Herausgeber: Albert Ritter
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Gustav Grosser
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Albert Ritter (Karl Förster, Karl Ludwig Kannegießer)
Originaltitel: Morte poich' io non trovo a cui mi doglia
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: {{{KURZBESCHREIBUNG}}}
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Tod, da sich keiner, dem ich klagte, findet,

Kein Seufzer zeigt, wem es wohl nahe gehe,
Wohin ich sehe,       wohin ich mag streben –
Und weil ja du der bist, der mir entwindet

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Den Mut durch Martern, die ich rings bestehe,

Von jedem Wehe       mich läßt bang erbeben:
Weil, Tod, du Reichtum mir in meinem Leben
Und Armut kannst ganz nach Gefallen senden,
Will ich, wie’s ziemt, mein Antlitz zu dir wenden,

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Verfärbt, wie wenn das Leben ihm entflute.

Sei mild! Ich komme, Klage zu erheben
Bei dir, Tod, um des süßen Friedens Enden,
Das mir dein Schlag bereitet, willst du schänden
Die Fraue mein, die stets im Herz mir ruhte –

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Die wahre Pforte zu dem höchsten Gute.


Tod, welchen Frieden du mir nahmst von hinnen
(Ich kam um ihn, mich klagend dir zu neigen!),
Will ich verschweigen:       leicht kannst du’s dir sagen,
Siehst meine Augen tränend du zerrinnen,

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Siehst du, welch Mitleid meinem Herz zu eigen,

Das Mal mich zeigen,       das die Deinen tragen.
Ach, wenn schon Furcht mir schafft so schlimme Plagen
Durch ihren Streich, was wird die Qual erreichen,
Seh ich der schönen Augen Licht erbleichen,

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Die sonst sich mir als holde Führer böten?!

Ich seh’s, du willst das Leben mir versagen,
Voll innrer Luft siehst du des Jammers Zeichen.
Ich fühle meinen Mut dem Bangen weichen!

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Wohl wünsch’ als Linderung ich, in meinen Nöten
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Zu sterben – doch es soll mich niemand töten!


Tod, willst du diese holde Fraue morden –
Sie, die auch den Verstand durch hohe Werte
Vollendet lehrte,       was an ihr gelegen –
Bist Feind und Ächter du der Tugend worden,

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Raubst, was zur Stätte Lieblichkeit begehrte;

Dein Tun versehrte       gar der Gnaden Segen!

Bist du der Schönheit, die sie ziert, entgegen
Dante zeichnet einen Engel zur Erinnerung an Beatrice von Dante Gabriel Rossetti - Seite 64

(Die viel mehr Heil, denn andere je, verbreitet,
Wie’s einem Wesen ziemt, das her vom Himmel leitet

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Jedem das Licht, den wahre Würde ziere),

So raubst du Treu’ und Glauben allerwegen
Der wahren Minne, die sie stets begleitet.
Wenn, Tod, du ihrem Glanz ein End’ bereitet,
kann Minne sagen, wo sie auch regiere:

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„Weh! ich verlor das schönste der Paniere!“


Tod, daß mein Jammer doch dein Mitleid fände!
Denn schlimmres Weh müßt’ mir ihr Tod bereiten,
Als je zu Zeiten       schüfe dein Beginnen.
Entspanne deinen Bogen und entsende

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Nicht deinen Pfeil – o laß ihn nicht entgleiten

von seiner Saiten       tief ins Herz dadrinnen!
Bei Gottes Gnade mögst du dich besinnen!
Zähme dein ungezügelt Wut-Erbeben,
Das trachtet, ihr den Todesstoß zu geben,

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Die Gott begnadet hat in allen Dingen.

Tod, kennst du Mitleid, laß es nicht verrinnen!
Ich sehe offen schon den Himmel eben
Und Gottes Engelschar herniederschweben,
Um ihre heil’ge Seele fortzubringen

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Dorthin, wo sie zu ihrer Ehre singen.


Kanzone, siehst du? Fein ist das Gewebe,
Daran ich meine Hoffnung hab’ gesponnen;
Es wär’ zerronnen       ohn’ die holde Frauen!

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Drum wie dein Klang so demutmild entschwebe –
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Kein Zaudern, neues Lied! Nur frisch begonnen!

Denn wohl besonnen       bitt’ ich: voll Vertrauen
Sollst du auf dein Gewand der Sanftmut bauen
Und kühn hintreten vor den Tod, du Linde.
Bahn’ dir den Weg durch seiner Rohheit Rinde!

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Der Gnade süße Frucht sollst du erstreben.

Gelingt’s – entreißt du ihm den Wunsch, der Grauen
Des Todes birgt, so gehe hin und künde
Der holden Frau es, daß sie Tröstung finde.
Dann kann sie für die Welt noch weiterleben,

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Die edle Seele, der ich bin ergeben.