Opfer des Meeres

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Textdaten
Autor: H. Lense
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Titel: Opfer des Meeres
Untertitel:
aus: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend, 2. Jahrgang, S. 89–90
Herausgeber: Prof. J. Hartorius und Oberlehrer K. Faustmann, Mainz.
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Verlag der Paulinus Druckerei
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Erscheinungsort: Trier
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Quelle: Commons
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[89] Opfer des Meeres. Von H. Lense.

Die ersten Berechnungen über die Zahl der durch Schiffbruch ums Leben gekommenen Personen wurden im Jahre 1823 von der englischen Admiralität angestellt. In der Zeit vom 1. Oktober 1823 bis 1. Oktober 1828, also in fünf Jahren, haben nach dieser englischen Angabe rund gerechnet 18 000 Personen den Tod in den Wellen gefunden, also in einem Jahre durchschnittlich 3600. Bereits 1850 konnte ein Rückgang dieser Verlustziffer auf 3400 Personen jährlich festgestellt werden, obwohl die Kauffahrteiflotte der Kulturnationen fast um 1/4 ihres früheren Schiffsbestandes vermehrt worden war. Aber die Dampfschiffe, die immer mehr vorherrschten, waren Wind und Wetter besser gewachsen. –

[90] Dafür war dann aber wieder das Jahrzehnt 1850–1860 ein für die Seeschiffahrt außerordentlich verlustreiches. 1850 scheiterte das Auswandererschiff „Edmund“ an der Westküste Islands, wobei 200 Menschen dem Ozean zum Opfer fielen. Zwei Jahre später ereilte das englische Truppentransportschiff „Birkenhead“ an der südafrikanischen Küste ein gleiches Schicksal, und nicht weniger als 454 Personen verschlang in jener Unglücksnacht das Meer. Sieben Jahre darauf versank der „Royal Charter“ mit 446 Personen und 750 000 Pfund Sterling in Gold bei Anglesey. 1860 schließlich ging das amerikanische Auswandererschiff „Lima“ an der französischen Nordküste mit Mann und Maus unter.

Nur auf diese ungewöhnlich verlustreichen Unfälle ist es zurückzuführen, daß die Durchschnittsverlustziffer mit 3400 Menschen sich bis 1860 auf derselben Höhe hielt.

In den Jahren 1860–1870 sank sie dann auf die ungewöhnlich niedrige Anzahl von 2211 herab, um jedoch im nächsten Jahrzehnt abermals auf 3459 Opfer jährlich emporzuschnellen. Nicht weniger als sieben furchtbare Schiffsunfälle, die jede über 300 Menschen das Leben kostete, fielen in diese sieben Jahre, darunter der Untergang der „Atlantic“, die an der Küste von Schottand 1873 in einem Herbststurm scheiterte und 560 Menschen mit in die Tiefe nahm.

Von 1880 ab wurde von dem Pariser Bureau „Veritas“ jährlich eine Statistik der Seeunfälle mit genauen Verlustziffern herausgegeben. Die höchste Verlustziffer hatte seitdem das Jahr 1882 mit 3482 auf See Umgekommenen aufzuweisen, die niedrigste 1909 mit 2062. Dagegen dürfte die Zahl für 1912 infolge des „Titanic“-Unterganges abermals eine erhebliche Vermehrung erfahren. Zieht man für die letzten dreißig Jahre den Durchschnitt, so ergibt sich ein Verlust von 2335 Menschenleben pro Jahr.

Wenn man die Verluste der letzten Jahre mit den früheren vergleicht, muß man noch berücksichtigen, daß seit 50 Jahren die Zahl der Seeschiffe sich ungefähr verdoppelt, die Zahl der den Ozean überquerenden Personen sich wohl mindestens verzehnfacht hat.

So erhält man erst eine Vorstellung von der sich stetig steigernden Sicherheit des Seeschiffsverkehrs. Sie beruht einmal auf der technischen Vollkommenheit der Schiffe selbst, dann aber auf den mannigfachen Vorkehrungen, wie Leuchttürme, Feuerschiffe, Seezeichen, Signalwesen usw. (Vergl. darüber die ausführlichen Artikel des vorigen Jahrganges.)