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noch mer zu lachen, seitmals sie des gespeis sich annemen und domit ufreden lassen. Eins mals ist kaiser Friderich der drit von dem Etschland heraus in die vorland geraist und neben ander stetten am Bodensee gen Buchorn komen.

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Nun haben die burger daselbst, rat und gemaind, lang geratschlagt, wie sie doch iren herr, den römischen kaiser, der sie zum ersten iezo in seinem angehenden kaiserthumb haimsuch, mit hohen ehren und nach allem irem vermögen mögten empfahen. Also ist nach langer deliberation entschlossen

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und dem burgermaister selbiger zeit befolhen worden, die red zu thun und den kaiser von gemainer statt wegen mit den zierlichsten worten zu empfahen. Sollichs hat nur der burgermaister gutwilligclich angenomen und neben überantwurtung der schlüssel zu der statt porten zum

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kaiser gesagt: »Allergnedigister kaiser! meine herren von Buchorn haißen Ir Majestat wilkommen sein und schenken Derselbigen hiemit zehen guldin gold zu ainer vererung in disem hüdelin verknüpft; da Irs nit glauben wellten, mögen Irs ufthon und zellen lassen,« het damit dem kaiser das

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hüdlin überantwurt und in die hand geben. Der hats ganz gnedigclichen von ime angenomen und der guten, ainfeltigen leut wol lachen mögen. Wie nun der kaiser in die statt kommen, ist er vor dises burgermaisters haus, darein er gelosirt worden, abgestanden; do ist der burgermaister abermals

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komen und hat dem kaiser ain große kluppete schlüssel gebracht und die überantwurt, mit vermelden, das seien die schlüssel zu ganzem haus, do mögen iezo Ir Majestat in alle cammeren und gemach kommen und kinden selbs innemen, was Sie wellen und Ir gefellig seie. Damit ist der

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burgermaister ganz unmüeßig gewest vorm kaiser und hat sich sovil bemühet, das im zu letst in den bucken und naigen ain zierlicher furz vorm kaiser entwüscht[1], dessen der kaiser und alle assistenten über alle maßen wol lachen mögen. Aber der burgermaister ist ab der unzucht, die er

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so offenlich begangen, dermaßen erschrocken, das er nit lang mer vorm kaiser bliben ist, schamraut darvon dausset und hat sich dieselbig nacht nit mer sehen wellen lassen. Und wiewol im der kaiser die unzucht zu kainen ungnaden ufgenommen, nochdann, als es bei seinen rathsverwandten

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erschollen, do hat es im zu aim sollichen unwillen geraicht,


  1. entwüscht] hs. entteuscht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_353.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)