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von einem ausgebreiteten Netze von starken Hinterhalten, die er vorsorglich, namentlich in den Bergen, gelegt hatte, gelang sein ganzer Operationsplan, und nach einer Reihe glänzender Siege hatte er die Freude, sich selbst mit dem Namen eines Hohenpriesters geehrt, das jüdische Volk aber von der 170jährigen macedonischen Zwingherrschaft befreit zu sehen.

54 (3.) Dennoch sollte auch Simon durch Meuchelmord, und zwar bei einem Gastmahle unter der Hand seines eigenen Schwiegersohnes Ptolemäus sterben. Nachdem der Mörder noch seine Gattin und zwei seiner Söhne ins Gefängnis geworfen hatte, schickte er auch gegen den dritten Sohn Johannes, Hyrkanus zubenannt, seine Meuchler aus. 55 Der Jüngling erfuhr aber noch rechtzeitig von ihrem Anzuge und beeilte sich, die Hauptstadt zu erreichen, weil er auf das Volk bei der frischen Erinnerung an die Siege seines Vaters und bei dem Abscheu, den die Greuelthat des Ptolemäus erregen musste, das größte Vertrauen setzte. Schon war indes auch Ptolemäus zur Stelle, um bei einem anderen Thore in die Stadt einzudringen. Doch wurde er vom Volke, das dem Hyrkan bereits Aufnahme gewährt hatte, rasch hinausgestoßen, 56 worauf er sich sogleich auf eine der oberhalb Jericho gelegenen Burgen, namens Dagon, zurückzog. Hyrkan ließ sich zunächst die hohepriesterliche Würde, die schon sein Vater bekleidet hatte, übertragen und brachte Gott sein Opfer, dann aber rückte er in aller Eile gegen Ptolemäus heran, um seine Mutter und die Brüder aus der Gewalt des Wütherichs zu befreien.

57 (4.) Bei der nun folgenden Bestürmung der Veste hätten wohl die feindlichen Bollwerke den Hyrkan nicht aufzuhalten vermocht, leider unterlag er aber einem, freilich nur allzu gerechten, seelischen Schmerze. Ptolemäus ließ nämlich, so oft seine Kraft sich im Kämpfe erschöpfte, die Mutter und Brüder des Hyrkan an eine weithin sichtbare Stelle auf der Mauer führen und dort mit Streichen zerfleischen, ja er drohte ernstlich, sie endlich gar hinabzustürzen, wenn der Feind sich nicht schnell zurückziehen würde. 58 Bei diesem Anblick überfiel den Hyrkan ein Erbarmen und Schrecken, die noch größer waren als sein Zorn, während die Mutter weder unter den Misshandlungen noch selbst angesichts des ihr angedrohten Todes im geringsten wankte, sondern mit ausgestreckten Händen den Sohn anflehte, er möge ja nicht, gebrochen von dem an ihr verübten Frevel, des Ruchlosen schonen, da sie für ihre Person den Tod aus der Hand des Ptolemäus wertvoller finde, als selbst die Unsterblichkeit, weil er dann wenigstens die gerechte Strafe für das empfangen werde, was er an ihrem Hause gefrevelt habe. 59 So oft nun Johannes sich die Fassung

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/023&oldid=- (Version vom 1.8.2018)