Pompeji und Herkulanum

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Textdaten
Autor: Friedrich Schiller
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Titel: Pompeji und Herkulanum
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 19 – 24
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1797
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Pompeji und Herkulanum.


Welches Wunder begiebt sich? Wir flehten um trinkbare Quellen
     Erde! dich an und was sendet dein Schoos uns herauf?
Lebt es im Abgrund auch? Wohnt, unter der Lava verborgen
     Noch ein neues Geschlecht? Kehrt das entflohne zurück?

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Griechen! Römer! O kommet und seht, das alte Pompeji

     Findet sich wieder, aufs neu bauet sich Herkules Stadt.
Giebel an Giebel richtet sich auf, der Portikus öfnet
     Seine Hallen, o eilt ihn zu beleben herbey!

[20]

Aufgethan ist das weite Theater, es stürze durch seine

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     Sieben Mündungen sich flutend die Menge herein.

Mimen wo bleibt ihr? Hervor! Das bereitete Opfer vollende
     Agamemnon, umher sitze das horchende Volk.
Wohin führet der prächtige Bogen? Erkennt ihr das Forum?
     Was für Gestalten sind das auf dem curulischen Stuhl?

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Traget Liktoren die Beile voran! Den Sessel besteige

     Richtend der Prätor, der Zeug’ trete, der Kläger vor ihn.
Reinliche Gassen breiten sich aus, mit erhöhetem Pflaster
     Ziehet der schmälere Weg neben den Häusern sich hin.

[21]

Schützend springen die Dächer hervor, die zierlichen Zimmer

20
     Reyhn um den einsamen Hof heimlich und traulich sich her.

Oefnet die Läden geschwind und die lange verschütteten Thüren,
     In die schaudrigte Nacht falle der lustige Tag.
Siehe, wie rings um den Rand die netten Bänke sich dehnen,
     Wie von buntem Gestein schimmernd das Estrich sich hebt!

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Heitre Farben beleben die Wand, mit blumigter Kette

     Fasset der muntre Feston reizende Bildungen ein.
Mit beladenem Korb schlüpft hier ein Amor vorüber,
     Emsige Genien dort keltern den purpurnen Wein

[22]

Hoch auf springt die Bacchantin im Tanz, dort ruhet sie schlummernd,

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     Und der lauschende Faun hat sich nicht satt noch gesehn.

Flüchtig tummelt sie hier den raschen Centauren, auf Einem
     Knie nur schwebend, und treibt frisch mit dem Thyrsus ihn an.
Knaben! Was säumt ihr? Herbey! Da stehn noch die schönen Geschirre,
     Frisch ihr Mädchen, und schöpft in den etrurischen Krug.

35
Steht nicht hier noch der Dreyfuß auf schön geflügelten Sphinxen,

     Schüret das Feuer! Geschwind Sclaven! Bestellet den Heerd!
Kaufet, hier geb ich euch Münzen vom mächtigen Titus gepräget,
     Auch noch die Waage liegt hier, sehet, es fehlt kein Gewicht.

[23]

Stecket das brennende Licht auf den zierlich gebildeten Leuchter,

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     Und mit glänzendem Oel fülle die Lampe sich an.

Was verwahret dieß Kästchen! O seht, was der Bräutigam sendet
     Mädchen! Spangen von Gold, glänzende Pasten zum Schmuck!
Führet die Braut in das duftende Bad, hier stehn noch die Salben,
     Schminke find ich noch hier in dem gehöhlten Crystall.

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Aber wo bleiben die Männer, die Alten? Im ernsten Museum

     Liegt noch ein köstlicher Schatz seltener Rollen gehäufft.
Griffel zum Schreiben findet ihr hier und wächserne Tafeln,
     Nichts ist verloren, getreu hat es die Erde bewahrt.

[24]

Auch die Penaten sie stellen sich ein, es finden sich alle

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     Götter wieder, warum bleiben die Priester nur aus?

Den Caduceus schwingt der zierlich geschenkelte Hermes
     Und die Viktoria fliegt leicht aus der haltenden Hand.
Die Altäre, sie stehen noch da, o kommet, o zündet
     (Lang schon entbehrte der Gott) zündet die Opfer ihm an!

Schiller.