RE:Aurelius 96

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Cotta, C. cos. 75 v. Chr. *120 v. Chr.
Band II,2 (1896) S. 24822484
Gaius Aurelius Cotta (Konsul 75 v. Chr.) in der Wikipedia
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96) C. Aurelius Cotta, M. f. Fast. Cap. 679 [2483] Bruder des M. Cotta Nr. 107 und L. Cotta Nr. 102, Ascon. p. 59 K.-S. Sohn der Rutilia, der Schwester des P. Rutilius Rufus, Cic. de or. I 229; ad Att. XII 20, 2, vgl. deor. nat. III 80, geboren ums J. 634 = 120, vgl. Cic. Brut. 301. Dieser übertrug ihm, obwohl er noch ein Jüngling war, einen Teil seiner Verteidigung in der gegen ihn angestrengten Erpressungsklage, Cic. de or. I 229. Er war befreundet mit M. Livius Drusus, Tribun im J. 663 = 91, und bewarb sich in demselben Jahr um das Volkstribunat, Cic. de or. I 25. 30. Wenige Tage nach dem Tode des Redners Crassus (September 91) wurde er auf Grund der Lex Varia angeklagt und trotz der Rede, die L. Aelius Stilo für ihn verfasst hatte, verurteilt, so dass er ins Exil ging, Cic. de or. III 11; Brut. 205. 303. 305. Appian. b. c. I 37. Er kehrte nach Rom zurück, als Sulla aus dem Bürgerkriege als Sieger hervorgegangen war, Brut. 311. Consul im J. 679 = 75 mit L. Octavius, Fast. Cap., C. Cotta, Cassiod.; Cotta, Chronogr.; Lucio (so) Aurelio, Obs. 60; L. Oc. C. Cot., CIL I 778; C. Aurelius, Cic. Verr. I 130; C. Cotta, Verr. III 18; consules – – Cotta – – Octavius, Sall. hist. frg. Jordan p. 133.

(C. Cotta) consul paulum tribunis plebis non potestatis, sed dignitatis addidit Cic. p. Corn. und dazu Ascon. p. 69 K.-S. hic Cotta legem tulit, ut tribunis plebis liceret postea alios magistratus capere, quod lege Sullae eis erat ademptum, dasselbe p. 59, vgl. Sall. h. III 61, 8 D. Schol. zu Cic. Verr. I 155 p. 200. In derselben Rede hatte Cicero erwähnt C. Cottam de suis legibus abrogandis ipsum ad senatum rettulisse, doch konnte Asconius weder bei Livius, noch Sallust, noch bei Fenestella diese leges finden und bemerkt darum p. 59 videntur autem in rebus parvis fuisse leges illae. Ein Gesetz de iudiciis privatis, das er durchgebracht hatte, wurde im folgenden J. 74 von seinem Bruder M. Cotta aufgehoben, Cic. Ascon. a. a. O. Die bedrängte Lage des Staates, welche die Consuln bei ihrem Amtsantritt vorfanden (Sall. or. Cottae 6–8), führte in Rom zu einem Volksaufstande, dessen unmittelbare Ursache wahrscheinlich die mangelhafte Getreideversorgung der Hauptstadt war. Cotta versuchte das Volk durch eine Rede zu beschwichtigen, Sall. h. frg. Jord. p. 128 und orat. Cottae. Der Senat hatte als consularische Provinzen Gallien und Kilikien bestimmt, Cotta einigte sich mit seinem Amtsgenossen dahin, dass er Gallien, jener Kilikien übernahm, Sall. h. frg. p. 133 Jord. Dorthin ging er nach Ablauf des Amtsjahres ab, Cic. Brut. 318. Obwohl er einen eigentlichen Krieg nicht geführt hatte, brannte er vor Begierde nach einem Triumph, der ihm auch bewilligt ward. Aber er starb am Tage vor der Feier infolge des Aufbruchs einer alten Wunde, Cic. in Pis. 62. Ascon. p. 13. Er war Pontifex, in seine Stelle wurde Caesar gewählt, Vell. II 43, 1.

Unter der Generation jüngerer Redner, welche sich an Crassus und Antonius anschlossen, galten Cotta und P. Sulpicius als die bedeutendsten, Cic. de or. I 25. III 31; Brut. 183. 202. 204. Ascon. p. 13. Vell. II 36, 2, und der Gegensatz, der zwischen jenen bestand, wiederholte sich in gewissem Grade in diesen. Sulpicius war eine leidenschaftliche [2484] Natur, ein Redner, der die Herzen zu bewegen suchte und sie bewegte; Cotta dagegen, der sich mehr an Antonius anschloss, war schon durch seine schwache Brust gehindert, durch eine leidenschaftlich bewegte Rede zu wirken. Er erzielte seine Erfolge durch eine eindringende sachliche Behandlung, bei der er die Schärfe und Feinheit seines Geistes (acutissimum ac subtilissimum ingenium, Cic. de or. II 98) entfaltete. Wie er philosophisch der neueren Akademie angehörte (Cic. deor. nat. II 1. 147), einer Richtung, die überall das Für und Wider abzuwägen liebte, so wusste Cotta durch allseitige Beleuchtung seines jeweiligen Themas die Richter zu überzeugen. Er hielt sich streng an die Sache (haeret in causa) und mied alle Abschweifungen (de or. III 31). Er sprach frei und ungezwungen, alles Überschwängliche lag ihm fern, seine Rede machte den Eindruck gesunder Nüchternheit (nihil nisi siccum ac sanum). Sein Ausdruck war rein, treffend und bei aller Einfachheit sorgfältig gefeilt, Cic. de or. II 98. III 31; Brut. 202–210. 297. 317; orat. 106. 132. C. Cotta in ambitione artifex dicere solebat se operam suam, quoad non contra officium rogaretur, polliceri solere omnibus, impertire iis, apud quos optime poni arbitraretur, Q. Cic. pet. cons. 47. Ähnlich lässt ihn Sallust or. Cott. 4 reden: qui lingua, qui consilio meo, qui pecunia voluere usi sunt, neque ego callidam facundiam neque ingenium ad male faciundum exercui, avidissimus privatae gratiae maxumas inimicitias pro re publica suscepi. Dagegen hatte er niemals durch Spiele um die Volksgunst gebuhlt, Cic. de off. II 59.

Eigene Reden hat Cotta nicht veröffentlicht, Cic. orat. 132, Cottae pro se lege Varia quae inscribitur (nämlich oratio), eam L. Aelius scripsit Cottae rogatu, Cic. Brut. 205, vgl. 207 Cottam autem miror summum ipsum oratorem minimeque ineptum Aelianas levis oratiunculas voluisse existimare suas. Die Rede, die ihm Sallust in den Mund legt, ist, wie sich schon aus der sprachlichen Form ergiebt, ein freies Erzeugnis des Geschichtschreibers.

Cicero hat ihn als Teilnehmer seiner Dialoge vom Redner, ad Att. XIII 3, 4; de or. I 25ff., und vom Wesen der Götter eingeführt, deor. nat. I 15ff., vgl. de div. I 8.

[Klebs. ]