RE:Iugurtha

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
König von Numidien und Gaetulien
Band X,1 (1918) S. 16 (IA)
Jugurtha in der Wikipedia
GND: 118864297
Jugurtha in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register X,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|X,1|1|6|Iugurtha|[[REAutor]]|RE:Iugurtha}}        

Iugurtha (Ἰογόρθας), König von Numidien und Gaetulien, war der Sohn Mastanabals, der nach seines Vaters Massinissa Tode (148) mit seinen beiden älteren Brüdern Mikipsa und Gulussa die Samtherrschaft Numidiens übernahm. Geboren bald nach 160 (bei seinem Tode 104 war er fünfzig und einige Jahre alt), aber aus unrechtmäßiger Ehe entsprungen und deshalb von der Regierung ausgeschlossen (Sall. Iug. 5), fand er einen Beschützer in seinem Oheim Mikipsa, der sich des früh Verwaisten annahm und ihm eine fürstliche Erziehung angedeihen ließ. I.s Begabung und glänzende persönliche Erscheinung (Sall. 6) gewann ihm bald die Herzen seines Volkes, so daß Mikipsa, angeblich aus Besorgnis vor der wachsenden Beliebtheit des jungen Prinzen, ihn mit einem Hilfskorps nach Numantia schickte (134). Hier erregte I. durch seine Tapferkeit und Anstelligkeit (Appian. Ib. 89) die Aufmerksamkeit des jüngeren Scipio Africanus, des Oberfeldherrn, der ein persönliches Interesse an ihm nahm und sich in einem Briefe an Mikipsa sehr schmeichelhaft über ihn aussprach (Sall. 8. 9). Für I. war der Aufenthalt vor Numantia sehr wichtig, da er sich nicht nur eine genaue Kenntnis der lateinischen Sprache (Sall. 101, 6), sondern auch mancherlei Beziehungen zu jüngeren Mitgliedern des römischen Adels erwarb, die wohl schon damals ihn zu ehrgeizigen Plänen reizten (Sall. 8). Indessen blieb er seinem Oheim treu ergeben, der ihn im J. 120 sogar adoptierte (Sall, 9, 3. Liv. epit. 62, über die Zeit vgl. Sall. 11, 6) und als Erben zu gleichem Recht mit seinen beiden eigenen Söhnen einsetzte, wobei er an eine Art Samtherrschaft gedacht haben mag, wie er selber sie mit seinen Brüdern geführt hatte. Kurze Zeit darauf starb er (118) und hinterließ das Reich seinen drei Söhnen I., Adherbal (s. o. Bd. I S. 359 Nr. 4) und Hiempsal (s. o. Bd. VIII S. 1394f.).

Gleich bei der ersten Zusammenkunft der Brüder kam es durch Hiempsals Schuld zu ernsten Zerwürfnissen (Sall. 11, 3), so daß man beschloß, zunächst das Mobiliarvermögen und später auch das Reich zu teilen. Während der Verhandlungen ließ I. durch einen früheren Gefolgsmann seinen Vetter Hiempsal ermorden, wodurch sofort ein Bürgerkrieg entflammt ward, in dem allerdings der größte Teil der Numider auf Adherbals Seite trat (Sall. 12, 3–13, 1). Allein I.s Energie triumphierte, Adherbal ward in offener Feldschlacht geschlagen und ging nach Rom, wohin er sich schon früher um Hilfe gewandt hatte. Bald erschienen auch I.s Gesandte, die sich durch reichliche Bestechungen binnen kurzem eine starke Partei im Senat zu sichern wußten, so daß dieser die Reichsteilung beschloß und zu ihrer Durchführung die übliche Zehnerkommission, an ihrer Spitze L. Opimius, entsandte. Durch kluge Mäßigung und rechtzeitige Bestechung gelang es I., den stärker bevölkerten und fruchtbareren [2] Westen zu erhalten, während Adherbal der die römische Provinz umschließende kulturell fortgeschrittenere Osten zufiel (Sall. 14–16). Die Reichsgrenze gegen Mauretanien im Westen bildete der Muluccha (jetzt Ouad Muluia), im Osten die Philaenenaltäre (Sall. 17, 7); wo die Scheidelinie zwischen den Gebieten I.s und Adherbals lief, ist nicht mehr genau festzustellen. Im übrigen dachte I. garnicht daran, sich an die Bestimmungen des Senats zu kehren, sondern begann kurz darauf (112) unter dem Vorwand, Adherbal habe ihm nach dem Leben getrachtet (Sall. 22, 4), den Krieg von neuem (Sall. 20, 1–21, 2). In nächtlichem Überfall zersprengte er bei Kirta das Heer seines Bruders, schloß diesen in Kirta ein und nötigte nach langer Belagerung, während der sich Adherbal zweimal vergeblich nach Rom wandte, die Stadt zur Übergabe. Adherbal und ein großer Teil der in Kirta ansässigen Italiker wurden getötet, eine offene Verhöhnung des Senats, dessen zweimalige Gesandtschaft I. mit leeren Ausflüchten abzuspeisen verstanden hatte (Sall. 20–27. Diod. XXXIV 31). Jetzt erst ermannte sich der Senat; unter dem Sturm des Unwillens, der sich gegen den König erhob, erklärte er I. den Krieg; seine Gesandtschaft, die aus dem Sohn des Königs nebst zweien seiner Freunde bestand und jedenfalls das drohende Unheil durch Bestechungen abwenden sollte, erhielt den Befehl, Italien binnen zehn Tagen zu verlassen (Sall. 27, 1–28, 3).

So begann im Frühjahr 111 der Consul L. Calpurnius Bestia den Krieg (s. o. Bd. III S. 1366f.), umgeben von einem glänzenden Stabe, bei dem sich auch der Princeps senatus M. Aemilius Scaurus als Legat befand (s. o. Bd. I S. 585). Gegenüber dem energischen Vorgehen des Consuls, das alsbald durch den Abfall von Groß-Leptis belohnt ward (Sall. 77, 2), nahm I. wieder zu Bestechungen seine Zuflucht, und tatsächlich gelang es ihm auf diese Weise, von Calpurnius und Scaurus einen sehr glimpflichen Frieden zu erhalten (Sall. 28, 4–29, 7). Allein das erbitterte Volk zwang jetzt unter Anführung des Tribunen C. Memmius den Senat, I. zur Verantwortung nach Rom zu fordern. Er kam unter Zusicherung freien Geleits, wußte aber auch diesmal durch sein Geld die Gegner bald mattzusetzen (Sall. 30, 1–34, 2). Erst als er unter den Augen des Volkes durch seinen Agenten Bomilkar einen andern Sprossen des numidischen Königshauses, seinen Vetter Massiva, aus dem Wege räumen ließ, riß auch dem Senat die Geduld: Bomilkar mußte bei Nacht und Nebel flüchten, aber auch I. erhielt den Befehl, Rom zu verlassen (Sall. 35, 1–10. Diod. XXXIV 35a, der den Prätendenten ebenfalls I. nennt. Liv. epit. 64. Appian. Num. 1). Damals soll er beim Abschied die berühmten Worte gesprochen haben O urbem venalem et mature perituram si emptorem invenerit (so Sall. 35, 10; cito statt mature bei Liv. epit 64, in etwas kürzerer Fassung indirekt [3] bei Appian. Num. 1; vgl. noch Flor. III 1, 18). Nach Afrika zurückgekehrt, organisierte er den Krieg von neuem und zwar mit solchem Erfolg, daß der Consul Sp. Postumius Albinus, der im J. 110 nach sorgfältigen Vorbereitungen in Afrika erschien, zunächst nur wenig gegen ihn ausrichten konnte. Als daher die Wahlen herannahten, ging er selber nach Rom, um das Wahlgeschäft zu leiten, und ließ das Heer unter dem Befehl seines Bruders, des Propraetors Aulus zurück. Dieser brach im Januar 109 plötzlich aus den Winterquartieren auf, um den festen Platz Suthul (später Calama, jetzt Ghelma) zu nehmen, ward aber von I. in einen Hinterhalt gelockt und nach kurzem Kampf mit seinem Heere, in dem I.s Geld viele Verräter gedungen hatte, völlig eingeschlossen. Die Folge war eine Kapitulation, deren Bedingungen: Abzug des römischen Heeres unter dem Joch, Räumung des numidischen Gebiets in zehn Tagen und Erneuerung des Bündnisses von I. diktiert und vom Propraetor angenommen wurden (Sall. 36–38, 10).

Jetzt endlich raffte man sich in Rom zu energischen Maßregeln auf. Eine Kommission zur Untersuchung der Durchstechereien ward eingesetzt, deren Wirksamkeit allerdings dadurch ziemlich beeinträchtigt wurde, daß M. Aemilius Scaurus an ihre Spitze trat; der Friede des Postumius ward kassiert (Sall. 39, 3) und die Fortführung des Krieges dem Consul des J. 109 Q. Caecilius Metellus (s. o. Bd. III S. 1218ff.) übertragen. Nach umfassenden Vorbereitungen setzte dieser, unterstützt von tüchtigen Stabsoffizieren wie P. Rutilius Rufus und C. Marius, spät im Sommer (Sall. 44, 3) nach Afrika über, und übernahm das gänzlich verwahrloste Heer von Sp. Postumius Albinus, der sofort seinen unfähigen Bruder Aulus ersetzt hatte. I.s Friedensverhandlungen wies Metellus zurück und stellte zunächst durch besonnene Festigkeit die Manneszucht wieder her, womit er wohl den Rest des Sommers und den Winter zugebracht hat (Sall. Iug. 40–45). Allerdings ist an dieser Stelle bei Sallust der Jahreseinschnitt nicht angegeben, doch hat Mommsen wohl das Richtige gesehen, wenn er annimmt, daß mit c. 47 die erste Kampagne des Metellus im J. 108 beginnt (Mommsen Röm. Gesch. II 146 Anm.). Im Frühjahr brach Metellus auf und eroberte zunächst die Stadt Vaga, stieß aber südwärts ziehend am Muthul (jetzt Ouad Mellegue), einem von Süden kommenden Nebenfluß des Bagradas (jetzt Ouad Medjerda), auf I., der ihn mit bedeutenden Streitkräften erwartete. In der Doppelschlacht am Muthul blieb Metellus nach hartem Kampfe Sieger; als er aber dann nach starken Verheerungen einen Angriff auf Zama Regia machte, wurde sowohl er wie C. Marius, der einen zweiten Heeresteil führte, zurückgeschlagen, worauf er nach Sicherung der eroberten Plätze Winterquartiere in der Provinz bezog (Sall. 47–61, 2). Dieser Ausgang beweist, daß die Erfolge des Metellus mehr glänzend als nachhaltig waren: bis auf wenige Plätze an der Grenze hatte I. ganz Numidien behauptet, und daß es mit der Sicherung der eroberten Städte auch nicht zum besten stand, zeigte der Abfall von Vaga, das freilich nach zwei Tagen von Metellus unter furchtbarem Blutvergießen zurückerobert ward (Sall. 66–69. Plut. Mar. 8. Appian. [4] Num. 3). Immerhin hatte der Feldzug den Erfolg, daß I. erkannte, er habe es mit einem tatkräftigen und unbestechlichen Gegner zu tun; er begann mit ihm über die Ergebung zu verhandeln und hatte sie zum Teil auch ausgeführt, als er plötzlich von Mißtrauen ergriffen die Verhandlungen abbrach (Sall. 61, 2–62, 10).

Unterdessen hatte sich zwischen Metellus und seinem ersten Legaten Marius ein sehr gespanntes Verhältnis herausgebildet. Den Anlaß gab wohl die nicht unberechtigte, aber taktlos geäußerte Kritik, die Marius an der Kriegführung des Oberfeldherrn übte, der nun seinerseits, hierüber erzürnt und aus Standeshochmut, Marius hartnäckig den Urlaub verweigerte, den dieser zur Bewerbung um das Consulat erbeten hatte. Ein weiterer Umstand verschärfte den Konflikt: bei ihrer Erhebung hatten die Einwohner von Vaga sämtliche römischen Soldaten ermordet, mit Ausnahme des Stadtkommandanten C. Turpilius, der mit Metellus befreundet war und sich durch Milde bei den Numidern beliebt gemacht hatte. Allein man witterte Verrat: nach der Wiedereroberung der Stadt ward Turpilius vor ein Kriegsgericht gestellt und hauptsächlich auf Betreiben des Marius zum Tode verurteilt (Plut. Mar. 8; Sall. 67, 3. 69, 4, der die Tatsachen ebenfalls erwähnt, sagt nichts von den Beziehungen des Turpilius zu Metellus und läßt die Schuldfrage offen). Daraufhin kam es zu verletzenden Redensarten des Metellus, die Marius damit beantwortete, daß er jetzt sowohl im Lager wie in Rom offen gegen Metellus agitierte und mit dem ebenfalls vom Oberfeldherrn beleidigten numidischen Prinzen Gauda (s. o. Bd. VII S. 856) Fühlung suchte, bis ihn schließlich Metellus noch rechtzeitig, aber im letzten Augenblick entließ (Sall. 73, 2. Plut. Mar. 7. 8).

Im Frühjahr 107 brach Metellus, nachdem ihm der Versuch, I. durch seinen Vertrauten Bomilkar ermorden zu lassen, mißglückt war (Sall. 70, 1–72, 2), von neuem gegen Numidien auf und rückte nach einem glücklichen Gefecht und beschwerlichen Märschen vor Thala, das er nach vierzigtägiger Belagerung einnahm (Sall. 74–76). Die Einnahme der Stadt scheint ihn zum Herren in Ostnumidien gemacht zu haben; unmittelbar darauf finden wir ihn im äußersten Westen von Adherbals Reich bei Kirta (Sall. 81, 2), wohin er offenbar ohne Widerstand zu finden vorgerückt war. Inzwischen hatte sich nämlich I. unter Aufgabe Ostnumidiens nach Gaetulien geworfen, um dort den Widerstand der Bevölkerung zu organisieren, und gleichzeitig mit seinem Schwiegersohn Bokchos von Mauretanien, den man in Rom hochmütig abgewiesen hatte (Sall. 80, 4f.), ein Bündnis geschlossen. Beide Könige hatten ihre Truppen vereinigt und marschierten auf Kirta, wo sie Metellus in wohlgewählter Stellung erwartete (Sall. 80, 1–82, 1). Als aber etwa zu gleicher Zeit die Nachricht eintraf, daß der Krieg dem neugewählten Consul Marius übertragen war, brach Metellus verbittert die Operationen ab und bemühte sich nur, Bokchos durch langwierige Verhandlungen von I. abzuziehen (Sall. 81–84 Sommer 107).

Gegen Ende des Sommers erschien C. Marius, der durch eine rücksichtslose Agitation nicht nur das Consulat, sondern auch den Oberbefehl [5] erzwungen hatte (Cic. de off. III 20. Sall. 84, 1–85, 50 = Plut. Mar. 9), nach umfangreichen Vorbereitungen in Utika, wo ihm der Unterfeldherr P. Rutilius das Heer zuführte, das demnach die Stellung in Westnumidien geräumt haben muß; Metellus war, um eine Begegnung mit Marius zu vermeiden, schon vorher nach Rom abgegangen (ebd.). Marius übte zunächst das Heer in kleinen Kämpfen, bei denen er meist glücklich war, scheint aber dann noch gegen Ausgang des Sommers in glücklichem Handstreich Kapsa im Südosten Numidiens weggenommen zu haben (Sall. 87–91). Unmittelbar darauf steht er im äußersten Westen am Muluccha. Bei der ungeheuren Entfernung scheint es unmöglich, beide Ereignisse demselben Sommer 106 zuzuweisen, und so wird anzunehmen sein, daß der auch sonst in der Chronologie wenig sorgfältige Sall. 92, 1 die Erwähnung der Winterquartiere vergessen hat. Im übrigen ging der Vorstoß bis zum Kastell am Muluccha offenbar über die Kräfte des Marius hinaus; trotzdem eine beträchtliche Reiterei unter Sulla zu ihm stieß, sah er sich zum Rückmarsch genötigt, ward aber von Bokchos, der mittlerweile durch das Versprechen eines Drittels von Numidien zu tatkräftiger Hilfe angespornt war, auf dem Wege angefallen und konnte sich nur mit Mühe der Angreifer erwehren. Ein zweiter Angriff in der Nähe Kirtas, bei dem sich Sulla auszeichnete, ward ebenfalls abgeschlagen, worauf Marius bei Kirta Winterquartiere – die ersten in Feindesland – bezog (Sall. 88. 91–101).

Unzweifelhaft waren schöne Erfolge erzielt, aber im ganzen war das Ergebnis nicht gerade erhebend: auch jetzt noch nach sechsjährigem Kampfe war I. im unbestrittenen Besitz des westlichen, ihm ursprünglich von den Römern zugesprochenen Landesteils, der die Grundlage seiner Macht bildete. Andererseits hatte Marius die hochtrabenden Versprechungen, mit denen er ausgezogen war, immer noch nicht erfüllt, und so ging er auf Verhandlungen mit Bokchos ein, der ihm versprach, die Seele des Krieges I. in seine Hände zu liefern. Die Verhandlungen wurden durch A. Mallius und L. Cornelius Sulla geführt; nachdem der Senat das Bündnis mit Bokchos gebilligt hatte, ging Sulla noch einmal allein zu Bokchos, der dann endlich nach langem Schwanken, ob er Sulla an I. oder I. an Sulla verraten sollte, die Auslieferung des Königs beschloß (Frühjahr 105 vgl. Sall. 103–113. Diod. XXXIV 39. Liv. epit. 66. Plut. Mar. 10. Appian. Num. 4–5). Damit war der Krieg zu Ende, den Rest des Sommers brachte Marius damit zu, die Verhältnisse in Afrika zu ordnen. Westnumidien, wohl bis zum Ampsaga, erhielt Bokchos, Ostnumidien, das die römische Provinz umschloß, die, wie es scheint, keine Erweiterungen erfuhr, erhielt der letzte Sproß des numidischen Königshauses, Gauda, von dem die späteren Könige Numidiens abstammen. Vielleicht ward auch Gaetulien damals abgetrennt und einem einheimischen Fürstenhause unterstellt, vgl. den Art. Hiarbas o. Bd. VIII S. 1388.

I. wurde mit seinen beiden Söhnen nach Rom gebracht (Liv. epit. 67) und ging beim Triumph des Marius am 1. Januar 104 (Sall. 114. Plut. Mar. 12) [6] vor dessen Wagen einher. Dann ward er ins Tullianum hinabgestoßen und starb hier unter den Händen der Schergen, nachdem sich seine gewaltige Natur noch sechs Tage lang gegen den Tod gewehrt hatte (Plut. Mar. 12. Liv. epit. 67). Seine Söhne wurden in Italien interniert, der eine, Oxyntas, lebte noch zur Zeit des Bundesgenossenkrieges, und die Erzählung Appian. bell. civ. I 42 zeigt, daß die Erinnerung an den gewaltigen Krieger in seinem Volke damals noch keineswegs erloschen war.

Quellen. Hauptquelle ist die zusammenhängende Darstellung Sallusts im bell. Iug.; daneben gibt es noch ziemlich bedeutende Bruchstücke bei Diod. XXXIV 34. 35. 39. Plut. Mar. 7–12. Appian. Num., die aber nicht umfänglich genug sind, um darauf ganz sichere Schlußfolgerungen zu gründen. Indessen scheint es, daß alle einer und derselben sehr ausführlichen Erzählung entstammen. Manchmal sind die Übereinstimmungen mit Händen zu greifen wie bei der Rede des Marius, Plut. Mar. 9 und Sall. 82, ferner bei dem Zerwürfnis zwischen ihm und Metellus, Plut. Mar. 8 und Sall. 63ff., wo die Tatsachen durchaus dieselben, und nur die Gruppierung verschieden ist, oder endlich bei dem Gespräch zwischen Bokchos und den Gesandten, wo Sall. 102, 13 nur den Einwurf des Bokchos, Appian. Num. 4 aber auch die Gegenausführung des Mallius wiedergegeben hat. Ob diese Quelle Sisenna oder Poseidonios war, wird sich nicht feststellen lassen (Schanz Röm. Lit.-Gesch. I 2, 170ff.). Sisenna ist jedenfalls benutzt, wie bell. Iug. 95, 2 zeigt, daneben auch einheimische Quellen 17, 7, wenngleich wohl nur gelegentlich. An sich war Sallust durch seine Verwaltung Numidiens (46/45) für die Darstellung gut vorbereitet; doch merkt man wenig davon, weil es ihm in erster Linie darauf ankam, ein Sittengemälde des damaligen Roms zu liefern, und das ist ihm glänzend gelungen. Darüber hat er die Topographie ziemlich vernachlässigt; die beste Darstellung des Geländes vom militärischen Standpunkt gibt Veith bei Kromayer-Veith Ant. Schlachtf. III 2, 1. Noch schlimmer steht es mit der Chronologie, die erst Mommsen II 146 Anm. eingerenkt hat, in der Hauptsache richtig; kleine Abweichungen oben und bei G. Meinel Zur Chronologie des Iugurthinischen Krieges, Augsburg Progr. 1883. Einzelne Angaben auch in der zweiten Überlieferungsreihe Liv. epit. Flor. Oros., die aber im ganzen die schlechtere ist.