Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Dahren

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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Dahren
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 115–117
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Rittergutes Dahren
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Dahren
Dahren


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Dahren.


Dahren, Daren, auch Döberkitz genannt, liegt 1 Meile westlich von Bautzen, 3/8 Stunden nördlich von der Dresden-Bautzener Chaussee, an dem in das Schwarzwasser fallenden Gödauischen Wasser, in einer hügeligen, angenehmen und fruchtbaren Gegend, nächst bei Buschwitz, Janowitz und Döbschke.

Dahren, welcher Name von Dorn, im Wendischen Rasen, abgeleitet wird, hat öfter zu Irrungen und Missdeutungen Veranlassung gegeben, indem man nämlich das Gut unter dem Namen Dahren unter denen des früheren Stolpner Amtes aufgeführt findet, unter dem von Döberkitz aber als oberlausitzisches Gut bezeichnet ist. Es mag hier eine Verwechselung [116] mit einem gleichlautenden Namen stattgefunden haben: Denn es existirt blos ein Dahren oder Döberkitz und liegt in der oben von uns angegebenen Richtung, welches früher dem Stolpner Amte beigezählt war, seit dem Jahre 1835 aber, wo Bischoffswerda mit dem ganzen Amtsbezirke Stolpen zur Kreisdirection Bautzen geschlagen worden ist, zu diesem Regierungsbezirke gehört.

Dahren, ein kleiner Ort mit schönem Schloss und nicht unbedeutendem Rittergut, wozu ein Theil von Gödau und 3 Bauern aus Birkau gehörte, steht jetzt mit seinen 11 bewohnten Gebäuden, seinen 13 Familienhaushaltungen, seinen 72 Bewohnern unter dem Gerichtsamte, unter dem Bezirksgerichte, unter der Amtshauptmannschaft und – wie schon erwähnt – unter dem Regierungsbezirke Bautzen.

Dahren hat auch eine Mühle mit 2 Gängen.

Dahren ist ein sehr alter Ort und gehörte in den frühesten Zeiten zu den bischöfflichen Besitzungen.

Vor 400 Jahren hatte Peter von Haugwitz hier die Obergerichte, 470 Gr. Zinsen, 30 Gr. Dingegeld, 16 Scheffel Zinsgetreide.

Im Jahre 1620 war Besitzer des Gutes Kaspar von Haugwitz auf Gaussig. Von dem Geschlechte derer von Haugwitz überkam es im Jahre 1768 eine Wittwe Riede geb. Nicolai, welche Familie es noch im Jahre 1808 behauptete. Erst 1819 acquirirte es Heinrich Gottlob Benjamin Hering, von welchem es an den dermaligen Besitzer, Herrn von Wolffersdorf gekommen ist.

Die Reformation erfolgte hier erst im Jahre 1539, nachdem Churfürst August, der jüngere Sohn Heinrichs des Frommen, ein wahrer Vater seines Volkes in den Besitz von Stolpen und Bischoffswerda und der übrigen bischöfflichen Besitzungen gelangt war.

Dahren ist mit Birko, Buscheritz, Blonschütz, Bolberitz, Connewitz, Coblenz, Dobranitz, Döbschke, Dreikretzscham, Grosshainichen, Gross- und Kleinseitzschen, Grosswelka, Jannowitz, Kleinförstchen, Laschau, Leutwitz, Meuselwitz, Medaschütz, Oberförstchen, Ober-Uhne, Pietzschwitz, Potschapplitz, Praga, Preske, Prischwitz, Rottwitz, Roth- und Weissnausslitz, Semmichau, Schmochtitz, Siebitz, Solschwitz, beide Spittwitzer Gemeinden, Techritz, Welkau, Zischkowitz und Zschornitz nach Gödau eingepfarrt, ein Kirchspiel, welches um die 4000 Seelen zählt. Doch gehört dasselbe trotz dem noch nicht zu den stärksten in hiesiger Gegend, wo die Orte meist sehr klein sind und nahe beisammen liegen.

Die Kirche in Gödau, welche sehr hoch steht, und in alterthümlichem Style erbaut ist, hat seine Entstehung dem Bischoff Johann von Sahlhausen zu verdanken. Der erste bekannte Pfarrer, oder damals Rector genannt, ist Leutger von Hohendorf und der erste bekannte Capellan im Jahre 1381 Johann von Camenz gewesen. Seit 1383 vergab der dasige Pfarrer das Pfarrlehn zu Neschwitz und seit 1422 jenes zu Gaussig. Dafür erhielt er von jedem dortigen Pfarrer jährlich 20 Gr. Restauer d. i. Schadenersatz, sowie auch der Pfarrer zu Gödau bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation seinen eigenen Gerichtsdirector hatte, in Bezug auf die ihm zustehenden Erbgerichte über 19 Dotalen.

Im Jahre 1569 fungirte in Gödau Jacob Finkler als Pastor. Im Jahre 1580 brannte der Thurm der Kirche ab und dabei verlor Gödau das schönste und silberreichste Geläute. In Gödau soll – einer Volkssage zu folge – Bischoff Benno ein Schloss, wie in Briessnitz besessen haben und auf der Pfarre zu Gödau übernachtete im Jahre 1707 der polnische Gegenkönig Stanislaus.

Die Kirche zu Gödau wird in den Urkunden des 16. Jahrhunderts noch eine Stiftskirche, noch ein halber Thum (Dom) genannt, woher man auf ihre frühere Wichtigkeit schliessen kann. In den ältesten Zeiten soll das hiesige Pastorat sogar ein Archidiaconat des Bischoffs zu Meissen gewesen sein. Bis zur Reformation wurde hier das Andenken der Mutter des Bischoffs Benno, Bezela, welche sich oft in Gödau aufhielt, durch Seelenmessen gefeiert.

Das jetzige Pfarrgebäude war sonst ein bischöffliches Vorwerk mit Thoren und Schiessscharten, Gräben und steinerner Brücke versehen.

Der Pastor ist in Ansehung der Wendischen Pflege allemal Adjunct des Superintendenten zu Bischoffswerda.

Der Gottesdienst wird wendisch und deutsch gehalten. Die Collatur hat das Cultus-Ministerium. Pfarrer und Schullehrer stehen unter der Inspection Bischoffswerda.

Nicht unbemerkt kann hier bleiben, dass Gödau der Wohnort des Bauers Gelansky war, welcher 36 Sprachen erlernt hatte und Ganschwitz seinen Geburtsort nannte.

Im Jahre 1429 kamen die Hussiten auf ihrem Verheerungszuge [117] auch nach Dahren und Gödau, so wie auch die Kaiserlichen im 30jährigen Kriege in den Jahren 1631, 1632 und 1633 verschiedene Besuche diesen Orten machten, worüber die Einwohner sich absonderlich zu freuen keine Gelegenheit hatten. Ueberhaupt muss der 30jährige Krieg auf die Sitten des Volkes hier und in der Umgegend einen nachtheiligen Einfluss geübt haben. Denn in einer Vocation der damaligen Zeit heisst es: „das wilde und wüste Wesen unter den Wenden.“ Doch die nachherigen Gerichtsherren, welche sich meistens auf ihren Gütern aufhielten, wendeten alles Mögliche auf, durch Kirche und Schule zu bessern, zu erziehen, und Dank ihnen, das Werk ist gelungen. Die hiesige Gegend kann in jeder Beziehung in Sitte und Bildung, mit jeder andern in Sachsen sich messen.

Auch an Fleiss und Betriebsamkeit fehlt es in keiner Weise und die Wunden, die durch die Durchmärsche von 1812–1813 hiesiger Gegend geschlagen wurden, sind längst wieder vernarbt.

Dahren und die Umgegend baut schönes Getreide und gutes Obst.

M. G.