Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kuppritz

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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Kuppritz
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 119–120
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung von Rittergut und Schloss Kuppritz
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Kuppritz
Kuppritz


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Kuppritz.


Kuppritz liegt 11/2 Stunde östlich von Bautzen, am nördlichen Fusse der Hochkirchner Höhe und am niethenschen Bache, auch mit Woditz, Niethen und Kohlwesa rainend.

Kuppritz ist ein sehr altes, schönes Ritterschloss, welches in den frühesten Zeiten den Herren von Coperitz gehörte, woher auch der Name geleitet werden mag.

Ein Paul von Coperitz kommt 1335 am bischöfflichen meissnischen Hofe vor. Im 15., 16. und 17. Jahrhunderte gehörte es den Herren von Schwanitz, später bis zum Jahre 1791 war es im Besitze derer von Leubnitz auf Friedersdorf, von welchen es 1819 an Herrn Christian von Kind überging.

Mit Kuppritz combinirt ist das Vorwerk oder ursprüngliche Rittergut Hochkirch, südwestlich vom Kuppritzer Bache, mit Kuppritz, Plotzen, Sornzig, Nischwitz, Steindörfel u. s. w. rainend. Hier ist classischer Boden: Denn Hochkirch ist berühmt in der Weltgeschichte durch den nächtlichen Ueberfall des preussischen Heeres vom 13. zum 14. October 1758, ausgeführt vom österreichischen General Daun.

Als Friedrich der Grosse nach der Schlacht von Zorndorf nach Sachsen geeilt war und sich hier mit dem Prinzen Heinrich vereinigt hatte, um den Oestreichern unter Daun eine Schlacht zu liefern, sah er sich genöthigt, ein festes Lager zu beziehen, weil er den fest verschanzten Daun nicht zur Schlacht bewegen konnte. Friedrich suchte seinem Feinde die Zufuhr abzuschneiden und dadurch ihn nach Böhmen hineinzudrücken: Allein der schlaue Daun änderte seine Stellung und Friedrich that ein Gleiches durch Beziehung eines Lagers bei Hochkirch, ein höchst verwegenes Unternehmen in Hinsicht auf die Stellung der Oestreicher, welche die ringsherum liegenden sogenannten Steinberge besetzt hatten.

Wenn uns dieses Mal die Oestreicher in Ruhe lassen, erklärte General Keith gegen den König, – so verdienen sie gehenkt zu werden. Friedrich lächelte zwar, aber in seinem Innern mochte wohl auch schon eine trübe Ahnung aufsteigen.

Die Preussen hatten schon mehre Nächte ohne Schlaf sich kampffertig gehalten, als der auf dem nahen Rittergute Rodewitz sein Hauptquartier habende König, durch falsche Nachrichten seiner Kundschafter sicher gemacht, am 13. Oct. Abends befahl, die Armee auskleiden und ruhig schlafen zu lassen, weil in dieser Nacht Nichts zu befürchten sei. Allein tief im süssesten Schlafe ruhend, weckte gegen 3 Uhr bei rabenschwarzer Nacht auf ein Mal der östreichische Kanonendonner und das Kleingewehrfeuer der in geschlossenen Reihen heranrückenden Oestreicher die schlafenden Preussen aus dieser gefährlichen Ruhe. General Daun hatte seine Truppen von allen Seiten anrücken lassen: Die brennend gebliebenen Wachfeuer in dem östreichischen Lager und arbeitenden Holzhauer mussten den preussischen Wachen das Ausrücken der Truppen unwahrscheinlich machen: aber selbst dann noch, als die preussischen Vorposten Unrath merkten, und dem Könige Meldung machten, auch Ziethen und Seidlitz ihn baten die Soldaten wecken zu lassen, nahm er noch keine Rücksicht darauf. Erst dann als seine Vorposten überwältigt, seine Kanonen genommen und auf sein eigenes Lager gerichtet, schon ein Theil seiner Preussen schlafend dem Tode überliefert worden, erst dann glaubte er an den Ueberfall. Schnell ordnete er nun die Truppen, die noch halb entkleidet, halb im Schlafe zu den Waffen griffen: überall war kein geregelter Zusammenhang. Nur einzelne Regimenter fochten gegen die dichten Colonnen der Feinde.

Das Dorf Hochkirch, wo die Preussen eine starke Batterie hatten, gerieth bald in Flammen und erleuchtete im Dunkel der Nacht die grauenvolle Scene dieses blutigen Würgens. Mehre preussische Bataillione, welche durch einen Hohlweg und durch die Dorfgasse ihrer weggenommenen Batterie zu Hülfe eilten und mit Gewalt durchdringen wollten, wurden von dem Kartätschenfeuer des Feindes zu Boden gestreckt und lagen zu Tausenden dicht übereinander in der Dorfgasse, – unter ihnen der warnende Keith. – Noch am Morgen floss das Blut der Dorfgasse entlang gleich einem Bache. Zu dieser Niederlage kam noch die Umgehung des linken preussischen Flügels vom Herzog Ahremberg. Dadurch wurden die Preussen zum Rückzuge genöthigt. Friedrich hatte [120] die ganze Artillerie und Bagage verloren, viele Tausend seiner Soldaten lagen auf dem Schlachtfelde, mehre seiner besten Generäle waren nicht mehr unter den Lebenden. Dem Prinzen von Braunschweig hatte eine Kanonenkugel den Kopf weggerissen, Keith fiel von einer Kugel durch die Brust getroffen. Beinahe alle Generäle, Kleist und Moritz am schwersten, waren verwundet, der König selbst auch, welcher übrigens noch bald in die Hände der Feinde gerathen wäre. Noch auf dem Rückzuge zerschmetterte ein Schuss den einen Fuss seines Pferdes. Doch niemals war Friedrich grösser als im Unglück. Er entriss dem siegenden Daun alle Früchte des Triumphs durch überlegene Tacktik und behauptete Sachsen.

Dem General-Feldmarschall Keith wurde nach erfolgtem Frieden von dessen Bruder, dem englischen Gesandten in Berlin, aus weissem und buntem Marmor auf dem Kirchhofe zu Hochkirch am 13. Nov. 1776 ein Denkmal nach Oesers Zeichnung errichtet, für welches der berühmte Ernesti folgende lateinische Inschrift fertigte:

Jacobo Keith; Guilielmi commoroso heredi Regni Scotiae Mariae Drumond filio, Friderici Boruss. Regis summo exercitus, Praefecto viro, antiquis moribus et militari virtute claro, dum in praelio non procul hinc inclinatam suorum aciem, mente manu voce et exemplo restituebat, pugnans ut heroas decet occubuit D. XIV. Octobris 1758.

Später wurde dieses Denkmal in die Kirche hinter den Altar gebracht. Auf einer Bank im Haupteingange der Kirche zeigt man noch die blutige Stelle, auf welche Keith gelegt worden ist, als man ihn am Morgen nach der Schlacht im Hohlwege, bis aufs Hemde ausgeplündert fand.

Von einem zweiten weltgeschichtlichen Ereignisse war die hiesige Gegend im Mai 1813 Zeuge:

Durch den Ausgang der Schlacht bei Lützen am 2. Mai 1813 war die russisch-preussische Armee gezwungen über die Elbe zurückzugehen und ihre Feldherrn wählten die berühmte Stellung von Bautzen und Hochkirch, um dem Heere Napoleons eine zweite Schlacht zu liefern. Ihre Verschanzungen und Redouten waren fast unangreifbar. Aber der französischen Armee gelang es bei Wurschen den rechten Flügel der Preussen zu umgehen und so vermochte der an Hochkirch anlehnende linke Flügel nicht den vereinten Angriffen der Corps von Ragusa und Tarent zu widerstehen, er musste dem Rückzuge, zu dem die vereinte Armee sich genöthigt sah, folgen.

Kuppritz ist mit Kohlwesa, Lusko, Tzschorna, Klein-Tzschorna, Niethen, Rodewitz, Sornssig, Wuischke, Lohen, Pomritz, Tröbnitz, Plotzen, Dehlen, Meschwitz, Wobitz, Soritz, Schekwitz, Rachel und Waditz nach Hochkirch eingepfarrt.

Die hiesige Gegend ist eine der schönsten und anmuthigsten der Oberlausitz. Von Süden her stellt sich dem Auge eine dahin laufende angenehme Gebirgskette, und nach Norden hin eine mit Städten, Dörfern, Schlössern, Landhäusern, fruchtbaren Feldern und Wiesen geschmückte Landschaft dar.

Das Schloss Kuppritz ist gefällig und schön, die Wirthschaftsgebäude gut und geräumig. Jeder Reisende, der in hiesige Gegend kommt, versäume aber nicht den Hochkirchener Kirchthurm zu besteigen. Den Eindruck, den der Beschauer von hier mit wegnimmt, wird ein bleibender für das ganze Leben bleiben und der Greis wird sich noch gern erinnern, was der Jüngling, der Knabe hier gesehen hat.

Kuppritz gehört jetzt zum Gerichtsamte Löbau, zum Bezirksgericht Löbau, zur Amtshauptmannschaft Zittau, zum Regierungsbezirk Bautzen.

Der jetzige Besitzer von Kuppritz ist der Herr von Kind, auf dessen Gute die Armen des Ortes stets Beschäftigung und so Nahrung für sich und die Ihrigen finden, sowie die übrigen Einwohner durch Ackerbau und Viehzucht eine hinreichend nährende Beschäftigung.

Kuppritz hat 35 bewohnte Gebäude mit 49 Familienhaushaltungen und 224 Einwohnern.

M. G.