Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Pottschapplitz

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Autor: o. A.
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Titel: Pottschapplitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 121–122
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Pottschapplitz
Pottschapplitz


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Pottschapplitz.


Pottschapplitz, auch Potschapplitz, liegt 2 Stunden nördlich von Bischofswerda entfernt, an der Bautzen-Dresdner Strasse.

Pottschapplitz gehörte früher unter das Amt Stolpen zur wendischen Pflege. Letzteres ist aus denjenigen Orten von Kurfürst August gebildet worden, welche in der Stolpener, Bischofswerdaer, Budissiner, Löbauer und Liebethaler Pflege bis 1559 dem Meissner Bischof und dessen Vasallen gehört hatten, die aber damals Bischof Johann IX. von Haugwitz, aus dem Hause Putzkau, gegen Mühlberg an den Kurfürsten vertauschte, wozu die Veranlassung folgende war:

Nach dem Tode Bischof Niclas II. von Carlowitz übergab sein Nachfolger, Johann IX. von Haugwitz, dem Geschlechte derer von Carlowitz nur einen geringen Kasten voll Geldes, und da sich Niclas im Testamente nur als Domherr unterschrieben hatte, so glaubten seine Verwandten, es müsse noch ein späteres Testament und weit mehr Nachlass vorhanden sein. Es wurden Vergleichsunterhandlungen mit Johann einzuleiten gesucht. Letzterer ging aber auf keinen Vorschlag ein, deshalb nun eröffnete Hans von Carlowitz auf Zuschendorf bei Pirna, kurfürstlicher Stallmeister, eine Fehde, welche den 14. September 1558 den Bischof zur Flucht nach Prag zwang. Von seinen Unterthanen erhielt Johann IX. keine Hülfe und so wurde zwar durch die Besatzung die Burg Stolpen erhalten, aber die ganze Pflege, sowie die von Wurzen und Mügeln, hart mitgenommen. Der Bischof, an der Erhaltung Stolpens zweifelnd, befahl seinen Räthen es dem Kurfürsten einzuräumen, der es auch den 24. December 1558 durch ein Commando Bürger von Alt-Dresden und Radeberg unter Georg von Carlowitz besetzen liess und es im Jahre darauf dem Bischof gegen Mühlberg abtauschte. Diese Fehde heisst auch der Saukrieg, weil bei Wurzen allein siebenhundert Schweine weggenommen worden waren.

Die gesammte Pflege Stolpen reichte noch etwas weiter, als das frühere Amt, und es wurden dazu selbst die Zinsen und Lehen gerechnet, welche dem Bischof in und um Görlitz zustanden, aber in der Folge zur Oberlausitz geschlagen wurden.

Pottschapplitz, der Name, giebt schon hinlänglich an die Hand, dass es rein wendischen Ursprungs ist. Die Erklärung des Namens „bei der Kapelle“ rührt von Unkundigen her, welche sagen: Pod bedeute so viel wie „bei“ und „koplitz“ die Kapelle. Dass es nicht also ist, zeigt schon die Schreibart des Ortsnamens bei den heutigen Wenden. Der Name entstand ganz anders.

Die so geheissenen Orte, deren wir noch mehrere haben, sind von den Slaven angebaute Stellen, die beim Hereinbrechen des Deutschthums bis auf wenige Ueberreste „pocapi“, sprich Potschapi, verwüstet wurden. Als [122] man sich dort wieder anbaute behielten sie die Namen der Ueberbleibsel, Trümmer oder Ruinen. Auf andere Weise ist der Ortsname nicht zu erklären.

Die wendische Sprache ist in Pottschapplitz noch heimisch. Mit der Sprache haben sich aber auch die alten Sitten der Vorfahren erhalten. Die Gastfreiheit ist noch überall zu Hause; da liegt das Brod für Jeden stets auf dem Tische, kein Bettler wird abgewiesen und jeder einsprechende Fremde findet hier gute Aufnahme.

Das Schloss oder die herrschaftliche Wohnung ist ein nett eingerichtetes, freundliches Gebäude, wie dies schon aus der Abbildung in diesem Album deutlich zu ersehen ist. Die nähern Nachrichten über den Erbauer der herrschaftlichen Wohnung fehlen gänzlich, sowie auch die ersten Besitzer dieses Gutes nicht mit Bestimmtheit wegen Mangelhaftigkeit des Archivs aufzuzählen sind.

Der jetzige Besitzer des Gutes ist Herr F. Schuhmann, welcher dasselbe erst 11/4 Jahr besitzt. Als guter rationeller Landwirth hat derselbe seine Besitzung so weit möglich schon nach allen Seiten hin meliorirt. In den frühesten Zeiten gehörte Pottschapplitz zu Bischofswerda.

Zu Pottschapplitz ist noch das sogenannte Höcker’sche Allodialgut zu Wölkau geschlagen, welches 11/4 Stunde von Bischofswerda nordöstlich in einem flachen, fruchtbaren Thalgrunde, zwischen 900 und 1000 pariser Fuss über der Meeresfläche, am Zusammenflusse des Schönborner und des Pohlaer Wassers, woraus sich der bei Spittwitz das Schwarzwasser erreichende Cunnewitzer Bach bildet, gelegen ist. Das Schönborner Wasser entspringt im Taucher Walde und nimmt kurz vor Wölkau auch den aus der Bischofswerdaer Gegend kommenden Waldbach auf, der fünf Teiche durchfliesst. Oestlich steht auf der flachen Höhe an der Chaussee der in diesem Album schon erwähnte Gasthof „zum Sächsischen Reiter“. In den früheren Zeiten war ganz Wölkau ein Zubehör des Gutes Koitzsch oder Kessel, nebst dem Laupe-Wald. Südwestlich bei Wölkau beginnt der Bischofswerdaer Wald.

Pottschapplitz und Wölkau liegen links ab von der Chaussee, welche von Dresden nach Bautzen führt, die hier eigentlich die Grenze der Oberlausitz abgiebt. Pottschapplitz ist ein sehr kleiner Ort, obschon noch ein neuer Anbau dazu gekommen ist, welcher Neupottschapplitz genannt wird. Im Ganzen hat Pottschapplitz mit Neupottschapplitz blos 19 bewohnte Gebäude, 19 Familienhaushaltungen und 90 Bewohner; Wölkau hat 7 bewohnte Gebäude mit 7 Familienhaushaltungen und 21 Einwohner.

Pottschapplitz mit Neupottschapplitz und Wölkau gehören jetzt zum Gerichtsamt Bischofswerda, zum Bezirksgericht Bautzen, zur Amtshauptmannschaft und zum Regierungsbezirk Bautzen.

Pottschapplitz ist eigentlich mit Wölkau nach Göda oder Gödau eingepfarrt, ein Ort, welcher unter dem ehemaligen Stifte Meissen als Burgwart unter dem Namen Godiwo oder Gödibo schon im elften Jahrhundert vorkommt. Merkwürdig ist dieser Ort wegen seiner frühern Gerichtsbarkeit und seiner noch grossen Kirchfahrt. In alten Zeiten bestand dieses Kirchspiel aus mehr als 70 Ortschaften. Aus Urkunden ergiebt sich, dass noch lange nach der Reformation das hiesige Kirchspiel allein 5000 Wenden zählte. In den Unordnungen des dreissigjährigen Krieges verlor Gödau 30 Dörfer, die theils zu nähern Kirchen sich schlugen, theils zum Katholicismus zurückgingen. Jetzt gehören zu diesem Kirchspiele noch 14 Meissnische und 26 Oberlausitzische Dörfer. Nach Andern sollen sogar 58 Oberlausitzer Ortschaften dazu gehören, allein diese Angabe lässt sich bloss daher erklären, dass die einzelnen Häuser von einzelnen Ortschaften mitgezählt worden sind.

Dass die Einwohner dieser Ortschaften die ihnen näher gelegenen Kirchen öfter als die zu Gödau besuchen, lässt sich leicht denken, und daher mag es auch kommen, dass falsche Angaben über die einzelnen Orte und ihre Einpfarrungen hier und da gefunden werden.

Auch Pottschapplitz und Wölkau gehen nicht in ihre eigentliche Pfarrkirche, sondern halten sich mehr zur Kirche von Pohla, wendisch Palow, welches früher der berühmte Appellations- und Ober-Consistorial-Präsident, Johann Georg von Ponickau, nebst Schönbrunn, Taschendorf und Stache mit besessen hat.

Die von Ponikauische Familie besitzt heute noch Pohla, wie dieses bei der Beschreibung von Pohla näher zu finden ist.

Die Achtung und Liebe für dieses Geschlecht hat sich in folgendem Wunsch in der Lausitz bis auf die neuesten Zeiten erhalten:

Soll ferner Licht und Recht in Sachsen feste stehn,
So wird zu beider Schutz man dies Geschlechte wählen;
Und soll in Lausitz nicht der Glücksstern untergehn,
So muss es gleichfalls nie an Ponikauern fehlen.