Seite:Adler - Die berühmten Frauen der französischen Revolution - 196.jpg

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zurückhalten können, einen Anschlagzettel zu diktieren: „Olimpe de Gouges an das Revolutionstribunal,“ mit einer Sprache voll von Unerschrockenheit und Heftigkeit, „Robespierre ist mir immer wie ein Ehrgeiziger ohne Genie, ohne Seele erschienen. Ich sah ihn immer bereit, die ganze Nation zu opfern, um zur Diktatur zu gelangen. Ich konnte diesen wahnsinnigen und blutgierigen Ehrgeiz nicht ertragen, und ich habe ihn verfolgt, wie ich alle Tyrannen verfolgt habe.“

Sie war erstaunt, als sie am 2. November zum Tode verurteilt wurde! Das Urteil wurde am Morgen gefällt. Der Advokat, den sie sich gewählt hatte, war nicht erschienen. Sie musste sich selbst verteidigen. Sie entledigte sich gut, geschickt und heftig dieser schwierigen Aufgabe. Aber was half es! Die Broschüre „Les trois urnes“ und überdies das Plakat, das sie im Gefängnis l’Abbaye geschrieben hatte, kosteten sie von vornherein den Kopf.

Nach der Urteilsverkündigung rief sie aus: „Meine Feinde werden nicht die Freude haben, mein Blut zu vergiessen! Ich bin schwanger und werde der Republik einen Bürger oder eine Bürgerin schenken.“ Durch eine natürliche, traurige Erschütterung, von der die Mutigsten nicht immer bewahrt bleiben, wurde sie schwach und war in Tränen gebadet. Sie war mit einem Schlage zum schwachen, zitternden Weibe geworden, die Angst vor dem Tode empfand. Man hatte ihr gesagt, dass schwangeren Frauen Aufschub der Todesstrafe gewährt wird. Sie wurde von Aerzten und Hebammen untersucht, die grausam genug waren, zu Protokoll zu geben: „Dass, wenn auch Schwangerschaft vorhanden wäre, sie erst seit so kurzem bestehe, dass man sie nicht feststellen könne.“

Vor ihrem Tode hatte sie noch eine furchtbare Bitternis durchzukosten. Ihr Sohn wandte sich mit Verachtung von ihr ab, verleugnete sie und hat die Hinrichtung seiner Mutter gutgeheissen. Dieser Sohn, den sie so sehr geliebt hatte, dessen Glück der Inbegriff des ihrigen war, wie sie