Seite:Adler - Die berühmten Frauen der französischen Revolution - 223.jpg

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zurückzukehren. Davon kann man sich noch überzeugen, wenn man die von ihm redigierten Zeitungen „L’Ami du citoyen“ und „L’Orateur du peuple“ durchsieht. Auf der Rednertribüne wurde er mehr denn einmal wieder der Mann von 1792 und 1793. Die Schreckensherrschaft schien wieder aufzuleben. Zwei Monate nach dem 9. Thermidor, am 21. September 1794, wurde Marat feierlich ins Pantheon überführt.

Von diesem Zeitpunkte etwa an trat Uneinigkeit zwischen die Gatten. Madame Tallien wollte wieder die Eleganz und die feinen Sitten in Paris einführen, die von der Strenge revolutionärer Gewohnheiten verdrängt worden waren, für die sich ihre Sympathie in Widerwillen verwandelt hatte. Die Frauen, die den Winter in Traurigkeit und Entsetzen verbracht hatten, sehnten sich nach den gewohnten Zerstreuungen. Sie wollten Feste, Konzerte, Bälle arrangieren und den Reichtum und Glanz der Geschmeide auf die Vernachlässigung und die Unreinlichkeit, mit denen man während der Schreckenszeit prunkte, folgen lassen. Die Mode nahm ihre frühere Herrschaft wieder ein. Frauen und Männer wetteiferten in absonderlichen kostbaren Trachten. Die Frauen wählten ein gräcisierendes Kostüm, das alle Formen erkennen liess, die Männer gefielen sich in unglaublicher Geckenhaftigkeit. Sie sprachen vor lauter Ziererei den Buchstaben „R“ nicht aus, was ihnen den Namen der „Incroyables“ eintrug. Viele liessen sich die Haare „à la victime“ schneiden. Diese Haartracht glich der, welche die zum Schafott gehenden Opfer trugen; ihre Kopfbewegung beim Gruss glich auch dem Abfallen des Kopfes, sie machten eine scharfe Bewegung dabei.

Madame Tallien war die Seele der Zusammenkünfte der vornehmen Welt. Ihre Schönheit und die Pracht ihrer Toiletten erregte die grösste Bewunderung. Fortwährend hatte sie um irgendeine Gunst zu bitten, sie suchte durch Schmeicheleien, Liebkosungen und durch alle koketten Verführungskünste die Geister zu versöhnen. Sie umgab