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zu wiederholten Malen ganz besonders in der bedrängnissvollen Zeit des Jahres 1813 und namentlich während der Schlacht bei Bautzen im Mai vollen Antheil an der Kriegsnoth erfahren.

Die Einwohner aller Lebensmittel beraubt, wurden mit Einquartirungen stark heimgesucht und Erpressungen bei Einzelnen blieben nicht aus.

Teichnitz geht vermöge freiwilligen Anschlusses mit Ausnahme der Katholiken sammt den Dörfern Sogdau, Vorwerk Schmoln, Jenkwitz, Jessnitz, Röschen, Königsmühle, Lubachau, Malsitz und Neumalsitz, Oehna, Zinschütz, Doberschau in die Michaeliskirche zu Bautzen in die Kirche.

Diese Kirche ist zum Andenken des an der Rettung der Stadt bei einer Belagerung durch die Hussiten 1429 erkannten Schutzes der Engel als Capelle zuerst erbaut worden, deren Umfassungsmauern in dem vordern östlichen Theile dieser Kirche noch vorhanden sind, um alljährlich am Sonntag nach Burchardi ein Dankfest zu begehen.

Seit 1519 ist an dasiger Kirche ein wendischer Prediger angestellt. Im Jahre 1690 erfolgte die Gründung des Diaconats in dieser wendischen Pfarrkirche.

Eigene Begräbnissplätze haben von den zu der Michaelisparochie gehörenden Ortschaften die Seidauer auf dem Proitzschenberge seit 1686, die Teichnitzer seit 1827, Grosswelka seit 1827, und Doberschau seit 1835. Die übrigen begraben ihre Leichen auf den Taucherkirchhof und[WS 1] auf den Kirchhof zum heiligen Geist. Auf dem Proitzschenberge hatten die wendischen Anwohner schon vor dem 9. Jahrhundert eine Feste.

Bei der Michaeliskirche sind die Functionen des Cantors, Organisten und Glöckners dem jedesmaligen Schullehrer an der Michaelisschule übertragen und aus der Kirchengemeinde 4 Kirchenväter angestellt.

Die Collatur über diese Kirche steht dem Stadtrathe zu Bautzen allein zu.

Das benachbarte obenerwähnte Kleinwelka ist bekannt durch das daselbst befindliche Brüderhaus, worinen unverheirathete Mannspersonen wohnen, die ihre eignen Haushaltungen haben; desgleichen befindet sich auch ein Schwesternhaus, in welchem bei ebenfalls gemeindschaftlicher Haushaltung unverheirathete Frauenspersonen zusammen leben und durch Verfertigung weiblicher Handarbeiten ihren Lebensunterhalt erwerben.

Hierher und nach Teichnitz werden viele Spaziergänge von Bautzens Bewohnern unternommen, wozu vorzüglich der im Schlosse zu Teichnitz befindliche oben schon berührte herrliche Garten die Veranlassung giebt.

Teichnitz hat 14 sogenannte Rauche, mit Neuteichnitz aber 29 bewohnte Gebäude mit 31 Familienhaushaltungen und 166 Einwohnern.

Der Ort gehört zum Gerichtsamt- Bezirksgericht- zur Amtshauptmannsschaft- zum Regierungsbezirk-Bautzen.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/199&oldid=- (Version vom 21.9.2016)