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Oehna.


Oehna, wend. Hownow oder Howejow, ½ Stunde nordöstlich von Bautzen, auf einem Berge an der Spree gelegen.

Von Oehna aus geniesst man eine der herrlichsten Aussichten.

Der Ursprung vom Orte selbst dürfte ein weit in die Vorzeit hinausreichender sein. Sein wendischer Name Hownow oder Howejow soll von der Bezeichnung des Feuerscheines abzuleiten sein, welcher sodann sichtbar wurde, wenn die Priester des Gottes Flinz, dem in der unmittelbaren Nähe von Oehna ein Standbild errichtet war, zur Darbringung von Opfergaben aufforderten.

Flinz stand bei den Sorbenwenden in der Reihe der Gottheiten, die sie besonders in Meissen und in der Lausitz verehrten. Er galt als Gott der Verstorbenen und der Auferstehung.

Sein auf dem Höhepunkte des reizenden Spreeufers aufgestellt gewesenes Standbild hat nach den darüber vorhandenen Ueberlieferungen ein in einen weiten Mantel gehülltes Todtengerippe dargestellt, welches in der rechten Hand einen Stab mit einer brennenden Korngarbe, oder nach Anderen mit einer rauchenden Opferschale gehalten, während ein Löwe mit den hinteren Füssen auf seiner linken Hand, mit den vordern auf seinem Nacken geruht, so dass sein Kopf über das Haupt des Idols hervorgeragt hat. Der Löwe sollte die Wachsamkeit der Stunde andeuten, womit das Standbild Todte weckte. Die Lage hatte allerdings etwas Feierliches und eignete sich ganz zum Standorte eines Götzen. War aber einer hier, so kann er nicht Flinz oder Flins genannt worden sein. Vielmehr erhielt er diesen Namen erst von den Deutschen, weil sein Fussgestell oder er selbst aus Flins (Kieselstein) geformt war.

Die Zeit, wenn das Standbild Flinz (oder Flins) vernichtet worden ist – nach der allgemein verbreiteten Sage wurde es in die vorüberfliessende Spree gestürzt – wird verschieden angegeben.

Nach Einigen soll Adelgott Erzbischof zu Magdeburg mit dem Herzoge Lothar, nachmaligem deutschen Kaiser im Jahre 1126, nach Anderen Bischof Otto von Bamberg im Jahre 1124 das Bild des Flinz (Flins) zerstört haben. Es dürfte jedoch dessen Vernichtung bereits in die Zeit vor 1106 und wohl schon ins 10te Jahrhundert fallen, indem von da an die Kraft der Sorbenwenden allzusehr gebrochen war, um annehmen zu können, dass sich eines ihrer Götzenbilder über diese Zeit hinaus erhalten habe oder eine Wiederaufrichtung von ihnen sollte versucht worden sein.

Man hat in der früheren Zeit und noch im Jahre 1725 steinerne Platten mit 3 tiefen Löchern gezeigt, in welchen Letzteren das Götzenbild gestanden haben soll. Der damalige Besitzer, Dr. Brescius, lies auf dem von der Sage geheiligten Hügel und zu deren Andenken eine steinerne

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/210&oldid=- (Version vom 2.10.2016)