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Malsitz


wendisch Mawssezy, ¾ Stunden nördlich von Bautzen zwischen Oehna und Nimschütz an der Spree gelegen, welche aus einem überbauten Brunnen bei dem Dorfe Gersdorf an der böhmischen Grenze der Oberlausitz entspringt, von da nach den 8 Häusern und Langengrund nördlich bis Ebersbach, dann nach Neusalza über Friedersdorf westlich, und in dieser Richtung über Fugau, Taubenheim und Wehrsdorf fliesst, dann bis Bautzen eine ganz nördliche Richtung nimmt und bis dahin die Orte Sohland, Schirgiswalde, Calenberg, Betewitz, Postewitz, Döbschwitz, Schlunkwitz, Grabschütz und Preiswitz berührt. Von Bautzen aus ist ihr Lauf nördlich und kommt bei Saydau, Oehna und Malsitz vorüber, wo sie dann bei Nimschütz mehr eine östliche Beugung annimmt.

Der Ort Malsitz liegt am nördlichen Abhange eines spitzen Hügels, am linken Flussufer, wogegen das Rittergut mit seinen herrlichen Gebäuden in der Tiefe steht.

Der Ort selbst kommt schon im Jahre 931 vor. Ein Schloss soll erst später hier erbaut worden sein. Der Erbauer desselben ist jedoch nicht bekannt. Nur so viel steht fest, dass Malsitz zuerst den Burggrafen von Bautzen gehörte, worauf es an einen Herrn von Baruth, bekannt als Bischof Bruno II. von Meissen, kam.

Erst später wurde die von Ziegler’sche Familie damit beliehen, deren Stammvater Wigand von Ziegler auf Räcknitz war, welcher schon 1320 gelebt hat. Bei dieser Familie ist das Gut Malsitz bis ins 19. Jahrhundert verblieben.

Die letzten Besitzer dieses Geschlechts waren zunächst Gottlob Ehrenreich von Ziegler und Klipphausen, dem Friedrich Wilhelm von Ziegler und Klipphausen folgte, welcher am 21. April 1792 in Malsitz verstorben, aber nach Cunewalde beerdigt worden ist. Bis zu Ende der 20ger Jahre dieses Jahrhunderts war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr der General-Major und General-Adjutant von Ziegler und Klipphausen, so dass diese im wahren Sinne des Wortes hochadliche Familie über 500 Jahre im Besitze von Malsitz war.

Bis vor zwei Jahren war dann Herr Kaufmann W. B. Müller aus Zittau mit dem Gute beliehen, welcher es dann an C. L. Löser verkauft hat, der solches noch besitzt.

Das hiesige Rittergut ist bedeutend und vermöge seiner Lage in der sogenannten goldenen Aue ist der Wiesenbau vortrefflich zu nennen, auch die Feldwirtschaft ist nicht unergiebig. Vom Schlosse aus führen überall hin Alleen und die reizenden Ufer der Spree liefern herrliche Ansichten dem Beschauer.

Zum Rittergute gehörten auch bis hierher Brane und Merka, wie Antheile von Nimschütz und Zeschütz. Ausserdem ist Luttowitz mit einem besondern Herrenhofe ein Vorwerk von Malsitz.

Malsitz zwischen Oehna und Nimschütz liegt im Bereiche der Bautzner Schlacht und ist deshalb mit vielen Nachbarorten an traurigen Reminiscenzen reich.

Die nicht weit von hier entfernten Krekwitzer Spitzberge, welche den Schlüssel von Blüchers Stellung bildeten, sind berühmt geworden durch die Bautzner Schlacht. Nachdem Barkley von Blücher abgeschnitten und Reynier bei Gleina im Rücken der Verbündeten angekommen war, so dass nun Blücher die Durchbrechung des Centrums zu fürchten hatte, wenn er noch mehr Truppen an den rechten Flügel abgäbe, so wurde um 4 Uhr Nachmittags der allgemeine Rückzug angeordnet.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/249&oldid=- (Version vom 2.10.2016)