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Reichenbach bei Königsbrück


liegt 1 Stunde südöstlich von Königsbrück, 1½ Stunde nördlich von Pulsnitz und 2 Stunden südöstlich von Camenz entfernt, an beiden Seiten der Pulsnitz, welchem Flusse, als er in der Neuzeit vielleicht kleiner und nur noch ein Bach war, der Ort höchst wahrscheinlich seinen Namen verdankt: denn es war ein fischreicher Bach und jetzt noch giebt es in solchem viel Forellen.

Ueber die Gründung des Ortes ist keine sichere Nachricht bis auf unsere Zeit gekommen. Nur so viel steht fest, dass er nicht zu den ältesten, sondern nur zu den älteren gehört.

Die ersten Lehnmänner waren die Herren von Camenz, die Nachkommen des Freiherrn von Greiffenstein aus Schwaben. Ernst von Greiffenstein war es, welcher vom Kaiser im 10 Jahrhundert mit dem Burggau Camenz beliehen wurde, und nun das Schloss zu Camenz baute. Von nun an nannten sie sich Herrn von Camenz, auch Burggrafen von Camenz. Der Stammbaum dieser von Camenz erhielt im 13. Jahrhundert viele Seitenzweige, die sich nach ihren Besitzungen von Pulsnitz, von Ponikau, von Canitz u. s. w. nannten. Reichenbach scheint beim eigentlichen Stamme geblieben zu sein und zwar bis zum 15. Jahrhundert. Im darauf folgenden Jahrhundert finden wir die Herren von Schönberge im Besitze von Reichenbach. Zur Zeit der Reformation lebte hier Bernhard von Schönberg, dem sein Sohn Hans von Schönberg folgte. Letzterer hinterliess die Besitzung seinen Söhnen Jacob und Philipp von Schönberg und behauptete die Familie von Schönberg bis 1585 dieses Gut, denn im Jahre 1586 acquirirte Wolf von Theler die Herrschaft Reichenbach, welcher bis 1598 hier lebte, von welchem dann die Besitzung an den Kurfürstl. Oberschenken an Joseph Benjamin von Theler überging, welcher im Jahre 1633 mit Tode abging und sein Sohn Hans Wolf von Theler als Lehnserben hinterliess. Nach ihm finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Reichenbach den Oberstlieutenant Hans Friedrich von Knoch, den Stammvater der Majorats Herrn auf Elster, welcher mit Anna Sabina von Ponikau, einer Tochter des Hans und der Sabina von Ponikau, vermählt war. Nach seinem Tode übernahm Caspar von Ponikau die Verwaltung des Gutes, der jedoch solche bald an seinen Neffen, den ältesten Sohn Hans Friedrich von Knoch, an Hans Ernst von Knoch abtrat, welcher ausser diesem Gute auf Elstra nebst dem Städtlein und den beiden Dörfern Rauschwitz und Kindisch für 29,500 Reichsthaler erkaufte. Er wurde Königl. Poln. und Kurfürstl. Sächs. wirklicher Geheimer-Rath, Hofmeister der Prinzen, Oberconsistorial-Präsident und Domprobst des freien Stifts Meissen. Er war in seiner ersten Ehe mit Maria Salome Kanoffsky von Langendorf vermählt, welche 1644 zu Strassburg geboren und zu Elstra 1698 gestorben ist. Die 2. Gemahlin des gedachten Herrn Hans Ernst von Knoch war Helena Tugendreich von Warnsdorf aus Kuhna, des Hans Caspar von Schönberg auf Limbach Wittwe, welche noch 1717 lebte. Beide Ehen waren kinderlos und deshalb belegte gedachter Herr von Knoch oben genannte Güter in seinem Testamente mit einem Familien-Fideicommiss und setzte in demselben den einzigen Sohn seines jüngern Bruders, des Hans Caspar von Knoch, den er an Kindesstatt hatte erziehen, studiren und reisen lassen, nicht nur zum Universalerben seines Vermögens und seiner Güter ein, sondern bestimmte darinnen noch 6600 Thlr. ad pias causas. Der Sohn des Hans Caspar von Knoch, der reiche Erbe war Ernst Ferdinand von Knoch, später Königl. Poln. und Kurfürstl. Sächs. Kammerherr, auch Appellationsrath und Gegenhändler im Markgrafthum Ober-Lausitz. Derselbe war mit Helena Tugendreich von Schönberg vermählt. Die Kinder aus dieser Ehe waren Charlotte Tugendreich, deren späterer Gemahl Siegismund von Holzendorf auf Thalwitz war. Anna Dorothea und Ursula Margaretha starben jung. Hans Ernst wurde zweiter Majorats-Successor. Johann Friedrich starb jung, Hans Caspar

Lausitzer Kreis, 23. Heft oder 112. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/264&oldid=- (Version vom 2.10.2016)