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Halbendorf


Wendisch Bochow d. h. Gottesdorf, gehört mit zu dem schönen Thale, welches sich in einer Ausdehnung von 2 Stunden mit den Dörfern Halbau, Neudorf, Klipphausen, Weigsdorf, Köblitz, Schönberg und Cunewalde dahinzieht und eine starke Meile von Bautzen und eine Meile von Löbau entfernt liegt.

In den frühesten Zeiten schon war Halbendorf mit Crostau combinirt und die Herren von Rechenberge, so z. B. Sebastian von Rechenberg besassen die Güter noch vereinigt, dem Hans Ernst von Rechenberg folgte. Unter seinen beiden Söhnen Hans Rudolph von Recheneberg und Hans Ernst von Rechenberg kamen die Güter zum öffentlichen Verkauf und gingen in andere Hände über, jedoch getrennt.

Der Hofrichter Peter Rudolph von Pentzig aquirirte Halbendorf, dem Johann Friedrich von Folkersam folgte.

Hierauf ging Halbendorf an das Geschlecht von Nostitz über. Carl Gottlob von Nostitz starb 1707 am 28. Mai im 63. Lebensjahre. Ihm succedirte sein jüngster Sohn Karl Gottlob, 1712 in Christianstadt mit Johann Margarethe von Landskron vermählt, welcher 1762 den 2. Mai im 75. Lebensjahre starb. Sein Sohn Karl Heinrich ging den 8. Juni 1791[WS 1] und dessen Bruder Wolf Ernst von Nostitz auf Halbendorf 1792 den 7. Mai mit Tode ab.

Die letzten Besitzer von Halbendorf waren der Neffe des letztgenannte Wolf Ernst von Nostitz, nämlich der 1833 verstorbene Carl Gottlob von Nostitz auf Weigsdorf, hierauf kommt es an Herrn Steinel, dann an Frau von Rothmaler, dann an Herrn Johann Traugott Katzer und endlich an Herrn Johann Gottlieb Böhme, dessen Kinder die Geschwister Böhme das Rittergutslehn eine Zeit lang gemeinschaftlich trugen: Der dermalige Besitzer ist Herr Beichel.

Das hiesige herrschaftliche Wohnhaus besteht aus 3 Etagen von 11 Fenstern Fronte und bietet dasselbe eine herrliche An- und Aussicht.

Das Gut selbst gehört hinsichtlich seines Areals den mittleren Gütern Sachsens und der mittleren Bodenclasse an. Durch Hinzuschlagung einzelner Gärtnerwohnungen ist das Gut selbst bedeutend vergrössert worden.

Es hat eine schöne Brauerei und Ziegelbrennerei. Der Holzbestand des Gutes ist immer noch schön und ergiebig.

Das Rittergut hielt sich in früheren Zeiten zur Gross-Postwitzer Kirche, wogegen es jetzt mit 4 Häusern zur Cunewalder Parochie gehört und nur noch 13 Baustellen der Kirche zu Gross-Postwitz zugewiesen sind, dagegen ist ein Theil von Halbendorf mit 4 Häusern, dem Erbgerichte, der Mühle und zwei Häusslern in die Kirche von Crostau eingepfarrt.

Dieser Antheil von Halbendorf ist ein neuer Anbau und wurde anfänglich Neu-Halbendorf genannt. Allein die Anbauer wünschten für sich eine Gemeinde zu werden und so bewilligte die Herrschaft dies und gab dem Orte den Namen Karlsberg.

Früher sind noch 2 Gärtnerwohnungen nach Crostau eingepfarrt gewesen; allein die Herrschaft hat dieselben später als Lasswohnungen eingezogen, so dass nur von einer noch der Decem nach Crostau bis hieher entrichtet werden musste.

Bei Halbendorf ist eines Ereignisses zu erwähnen, welches nicht ohne Interesse ist.

In Gross-Postwitz entstand durch die Fürsorge des Barfüsser-Mönch Paul Bosack die erste evangelische Gemeine, und zu der Zeit, wo dieser Paul Bosack das Abendmahl unter beiderlei Gestalten angefangen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1691
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/354&oldid=- (Version vom 9.10.2016)