Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/36

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Weidlitz.


Weidlitz liegt im freundlichen Schwarzwasserthal, unterhalb der dieses Thal durchschneidenden von Bautzen nach Camenz führenden Chaussee, zwei Stunden von Bautzen, 3 Stunden von Bischofswerda, 4 Stunden von Camenz entfernt. Mit dem anstossenden Rittergute Pannewitz seit 1704 vereinigt, grenzt es gegen Morgen an das Rittergut Loga und die Dreikretschamer Felder, gegen Mittag an das Rittergut Storcha, gegen Abend an die Rittergüter Lauske, Guhra und Puschwitz, gegen Mitternacht an Wetroer Felder und das Rittergut Sahritzsch.

Weidlitz und Pannewitz zusammen bilden ein Besitzthum, welches gegenwärtig, mit den zugekauften bäuerlichen Grundstücken 364 Acker enthält. Dieser Flächeninhalt theilt sich in 5 Acker Hofrehden und Wege, 11 Acker Gärten, 3 Acker Teiche, 220 Acker Felder, 41 Acker Wiesen und 84 Acker Waldungen. Zu letzteren gehört ein 25 Acker grosser Forst, welcher am sogenannten Jungfernstein in Demitzer Flur, 2 Stunden von Weidlitz entfernt liegt, und früher zum Rittergut Modewitz gehörte, im Jahr 1703 aber von dessen Besitzer Carl Gottlob von Ponickau für 2150 Thaler an das Rittergut Weidlitz verkauft und hierauf mit letzterem als Pertinenzstück verbunden wurde.

Die Bewirthschaftung beider Güter erfolgt von Weidlitz aus, woselbst das Spannvieh, 9 Pferde und 12 Zugochsen, sowie 40 Stück Allgäuer Rindvieh und 8 bis 10 Schweine stehen. In Pannewitz befindet sich die durchschnittlich 400 Stück zählende Schäferei.

Das Dorf Weidlitz ist klein, es enthält nur 3 Garten- und 3 Häuslernahrungen, sowie eine Schmiede und die am Schwarzwasser gelegene sogenannte Kobansmühle. Das Dorf Pannewitz dagegen enthält 5 Bauergüter, 2 Garten- und 11 Häuslernahrungen.

Der deutsche Name Weidlitz hat seinen Ursprung wahrscheinlich in den vielen Weiden, welche früher hier gestanden. Der Wendische Name ist Wutowczizy, welcher aus Wurodczizy entstanden sein dürfte. Wenn nun das Wendische Wort Wuroda das bedeutet, was von Weiden und andern biegsamen Hölzern zum Flechten der Zäune und dergleichen gebraucht wird, so stimmt der Wendische Name mit dem deutschen überein.

Wie und zu welcher Zeit Weidlitz entstanden, ist nicht zu ermitteln. Obwohl die Wenden und Sorben, als sie sich in der Lausitz niedergelassen, ebenso wie die Deutschen von den gebauten oder eroberten Schlössern und Stammhäusern ihren vornehmsten Familien die Namen gegeben, wie z. B. Arnsdorf, Callenberg, Döbschütz, Gersdorf, Klix, Miltitz, Nostitz, Pannewitz, Perzig u. s. w., so findet man doch weder in Grossers Merkwürdigkeiten des Markgrafenthums Oberlausitz, noch in Carpzovs Oberlausitzischem Ehrentempel, noch sonst in einer Geschichte eines Geschlechts von Weidlitz gedacht. Man kann daher nicht annehmen, dass Weidlitz Stammsitz eines alten Geschlechts gewesen. Pannewiz dagegen, welches Pannewitz bei Weidlitz genannt wird, zum Unterschied von dem bei Uhist am Taucher gelegenen Rittergut Pannewitz, kann in Beziehung gestanden haben zu dem Geschlecht von Pannewitz, welches im vierzehnten und funfzehnten Jahrhundert vielfach in der Lausitz verbreitet war. Bestimmtes ist hierüber nicht vorhanden. Wendisch heisst es Bachnetzy oder Bahnezy, und ist vielleicht von Bachnow, der Sumpf abzuleiten, da früher und bevor die Gräben und der Teich im Dorf angelegt wurden, sich viel sumpfige Stellen daselbst vorfanden.

Der älteste bekannte Besitzer von Weidlitz war Christoph von Luttitz. Nach dem Kirchenbuche von Göda liess er daselbst 1604, als Herr auf Weidlitz, einen Sohn taufen. Ob sein Vater Abraham von Luttitz auf Sollschwitz, Pannewitz und Luga vor ihm schon Weidlitz besessen, ist ungewiss.

Christoph von Luttitz vertauschte 1620 Weidlitz an Rudolf von Gersdorf gegen Dürrhennersdorf. Rudolf von Gersdorf besass es bis 1639, in welchem Jahr er am 7 März von Hans Wolff von Ponikau auf Burkau im Duell tödtlich verwundet wurde. Er starb zwei Stunden darauf, und wurde am 18. desselben Monats „adeliger Weise“ in Göda beigesetzt. Wegen seiner vielen Schulden nahmen seine Gläubiger Besitz von Weidlitz, bis es aus der Concursmasse am 25. September 1645 an Catharina von Luttitz, geborene von Rechenberg, des ältesten bekannten Besitzers von Weidlitz, Christoph von Luttitz Wittwe, verkauft wurde. Lehnträger war ihr Sohn Christoph von Luttitz auf Luga. Sie starb am 14. Mai 1662. Ihr folgten, da ihr einziger Sohn vor ihr gestorben,