Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/37

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ihre beiden Enkel, Hans Adolf und Abraham Benno von Luttitz, welche unter Vormundschaft ihrer Mutter, Sophie Helene, geborene von Osterhausen, standen. Diese, obwohl nur Vormünderin, verfuhr mit Weidlitz als wenn es ihr Eigenthum wäre, verkaufte unter andern ein Stück Feld von 3/4 Scheffel Aussat für 81/2 Thaler an den Müller in Dreikretscham, und wusste es sogar durchzusetzen, dass Weidlitz, zeither Mannlehn, in einem vom Churfürst Johann Georg II. eigenhändig unterzeichneten Rescript vom 2. Mai 1665, in ein Kunkel-, Spill- und Weiberlehn verwandelt wurde. Hierauf verkaufte sie es am 25. Februar 1666 für 3450 Thaler an Anna Catharina verwittwete von Rechenberg, geborene von Knobloch. Letztere verheirathete sich bald darauf mit Chritoph Sigismund von Raussendorf, aus dem Hause Loga, und verkaufte Weidlitz an diesen ihren Gemahl am 29. August 1668. Raussendorf verkaufte es am 15. Juni 1677 an Conrad Heinrich von Theler auf Sollschwitz und Pannewitz, durch welchen Kauf Weidlitz und Pannewitz zum erstenmal und bis 1688 einen gemeinschaftlichen Herrn erhielten.

Von Thelern kaufte Weidlitz am 18. Februar 1688 Johann Leddin, Churfürstlich Sächsischer Rath und Oberamtskanzler des Markgrafenthums Oberlausitz. Er baute 1691 ein neues Herrenhaus, welches bis 1842 stand. Nach seinem am 5. September 1693 erfolgtem Tode verkauften seine Erben am 10. November 1693 Weidlitz an Hans Heinrich von Zetschwitz auf Hähnchen, Baselitz und Piskowitz für 9200 Thaler. Dieser verkaufte es wieder an seinen Schwager Christoph Gottlob von Luttitz am 21. Februar 1695 für 10,000 Thaler und Letzterer am 17. August 1696 für 9200 Thaler an Wolf Friedrich von Luttitz auf Liesska und Osslingen, Königlich Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Major der Cavallerie. Ihm folgte Wolff Haubold von Polenz, aus dem Hause Linz, welcher Weidlitz am 3. April 1702 für 11,600 Thaler kaufte, es aber schon am 15. März 1704 wieder an Johann Christian von Heldreich gegen Kleinwelka und Lubachau vertauschte, wobei er noch 6100 Thaler baar herauszahlen musste. Heldreich blieb nur einige Monate Besitzer. Sein Nachfolger war Ernst Gotthardt Adolf von Warnsdorf auf Zschochau, Capitaine-Lieutnant in der Churfürstlich Sächsischem Schweizergarde. Dieser kaufte am 3. Juni 1704 Weidlitz für 12,450 Thaler und am 26. Juni desselben Jahres von Conrad Heinrich von Thelern auf Sollschwitz das angrenzende Rittergut Pannewitz für 12,600 Thaler. Seit diesem Jahr blieben beide Güter vereinigt und auch in landwirthschaftlicher Hinsicht, in einer Wirthschaft verbunden.

Die ältesten bekannten Besitzer von Pannewitz waren Adam und Abraham von Baudissin, welche im Jahre 1586 in einem Kaufbuch von Sollschwitz als Besitzer von Sollschwitz und Pannewitz aufgeführt sind. Ihnen folgte 1600 Abraham von Luttitz, Vater des ältesten bekannten Besitzers von Weidlitz, Christoph von Luttitz; dann des Letzteren Bruder, Heinrich von Luttitz, von 1606 bis 1631. Hierauf gelangte Pannewitz zugleich mit Sollschwitz an Wolff Heinrich von Theler, welcher es 1647 seinem Sohne, Conrad Heinrich von Theler, hinterliess, Dieser besass es bis 1704, in welchem Jahre er es an obgedachten von Warnsdorf verkaufte.

Dem Warnsdorf folgte Wolf Gottlob von Muschwitz auf Drauschkowitz, Churfürstlich Sächsischer Rittmeister. Er kaufte Weidlitz und Pannewitz am 1. December 1712 für 25,000 Thaler und blieb bis zum 11. Januar 1730 in deren Besitz, an welchem Tag Jacob Le Coq diese Güter für 26,300 Thaler käuflich erwarb.

Jacob Le Coq, in Frankreich geboren, nach Widerruf des Edictes von Nantes mit seinem Vater nach Genf geflüchtet und daselbst erzogen, war Churfürstlich Sächsischer Geheimer Kriegsrath und ausserordentlicher Gesandter am Grossbrittanischen Hofe. Er kaufte die Güter Weidlitz und Pannewitz, um sich daselbst zur Ruhe zu setzen und machte sich um die Verschönerung derselben ausserordentlich verdient. Er erweiterte die Hofrehde von Weidlitz und baute die Wirthschaftsgebäude daselbst, welche früher nur von Fachwerk und mit Stroh gedeckt waren, neu, massiv und regelmässig auf. Er richtete das Herrenhaus prächtig ein und schmückte es mit schönen Oelgemälden, welche noch jetzt in Weidlitz sich befinden, darunter 6 Stück von Louis Sylvester. Er legte den gegenwärtig über 10 Acker sich erstreckenden Park, damals in französischem Styl, mit Terrassen und Wasserkünsten an. Diese Anlage leitete der Kunstgärtner Seehahn, welcher mehrere Jahre in Frankreich und England sich aufgehalten, 1729 nach Neschwitz berufen, daselbst unter der Fürstin von Teschen, damaliger Besitzerin von Neschwitz, den berühmten Neschwitzer Park geschaffen hatte. Auch wurden auf Le Coqs Ansuchen Weidlitz, welches damals Weiberlehn, und Pannewitz, welches noch Mannlehn war, mittelst Rescripts vom 15. August 1730 in reine Allodial- und Erbgüter verwandelt und ist in diesem Rescript ausdrücklich bemerkt, dass diesem Suchen aus besonderen Gnaden und um seiner lange Jahre geleisteten treuen Dienste willen, statt gegeben worden.

Obwohl Le Coq sich so eingerichtet, dass man annehmen konnte, er wolle sein Leben in Weidlitz beschliessen, so verkaufte er doch am 30. Juni 1746 beide Güter für 27,000 Thaler und 150 Stück Ducaten Schlüsselgeld an den Königlich Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Cabinetsminister Heinrich Reichsgrafen von Brühl. Was Le Coq dazu bewogen, ob seine Einrichtungen ihm zu viel gekostet, ob er den späteren siebenjährigen Krieg voraussah, oder ob Brühl, da er viel Rühmens von Weidlitz und den dasigen Anlagen gehört, die Güter ihm feil gemacht, und Le Coq, um Brühls Geneigtheit sich zu erhalten, nicht umhin gekonnt, ihm solche zum Kauf anzubieten, ist nicht zu ermitteln. Le Coq starb als Churfürstlich Sächsischer Geheimerath 90 Jahr 7 Monate alt zu Dresden 1766 und ward am 18. Juni nach Neustadt beerdigt.

Brühl blieb nicht lange im Besitz dieser Güter, besuchte sie nur einmal, that für dieselben gar nichts und als er zur Leipziger Michaelismesse 1749 Geld brauchte, verkaufte er dieselben mit der gesammten Le Cop’schen Hauseinrichtung im Juli 1749 an den Churfürstlich Sächsischen Hof- und Justiziencanzlei-Secretair Friedrich Philipp Lingke. Letzterer erlangte sofort mittelst Cabinets-Resolution vom 29. Juli 1749 das Indigenat, es wurde der Kauf am 1. und 6. September 1749 vollzogen und vom Oberamt bestätigt und am 11. desselben Monats Lingke mit beiden Gütern beliehen. Als Kaufpreis zahlte Lingke beim Kaufsabschluss 5125 Thaler in Sächsischen Steuerscheinen und zur Michaelismesse 1749 halb in Louisdoren halb in Ducaten 19,875 Thaler.

Hatten zeither Weidlitz und Pannewitz nur zu oft ihre Besitzer gewechselt, so wurden sie seit dieser Zeit nicht wieder verkauft, sie erbten in den Familien fort und werden hoffentlich Familiengüter bleiben.

Die Lingkesche Familie gehörte früher dem Bergmannsstande an. Ihr Ur-Ahn, Hans Lingke, war 1470 Berggeschworner zu St. Joachimsthal. Wegen