Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/8

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und heimischen Dreschflegeln, diese Plagegeister dermassen bearbeiteten, dass von den Angegriffenen nur wenige mit heiler Haut davon kamen. Beim Umbau eines Schloss-Flügels fand man in dem alten Burgverliess menschliche Skelette, deren Ueberreste an der jetzt eine Terrasse bildenden Mauer in 5 Reihen eingemauert sind. Im Hofe sieht man noch die früheren offenen Umgänge, ein Portal und einen Thurm, sämmtlich dem 15. Jahrhundert angehörend. 1847 brannten ein Drittel der Häuser der Stadt, 1848 die sämmtlichen Scheunen ab.

Der Wohlthätigkeitssinn der verschiedenen Besitzer hat die Stadt wie die ganze Herrschaft mit vielen milden Stiftungen versehen, zu denen die hochherzige Gemahlin des gegenwärtigen Herrn Besitzers, welche mit ihrem gleichgesinnten Gatten überall Segen spendend waltet, noch eine reich dotirte Kleinkinderbewahranstalt fügte.

Das im grossartigen Style erbaute Schloss, in seiner Grundform ein Hufeisen bildend, beherrscht die Gegend im weiten Umkreise. Die standesherrliche Canzlei hat in demselben ihren Sitz; das Rentamt ist in einem daneben gelegenen Gebäude. Eine grosse Bierbrauerei und Brandtweinbrennerei, nebst den übrigen Wirthschaftsgebäuden des herrschaftlichen Vorwerkes, liegen in der Nähe des Schlosses, welches wegen seiner schönen Lage öfter Gliedern der königl. Familie zum Sommeraufenthalt gedient hat.




Nieder Kayna


auch Nieder-Keyna, von den Wenden Delna Kina genannt, ist ein, in der anmuthigen und fruchtbaren Gegend Budissin’s, drei Viertelstunden von dieser Stadt gelegenes, Rittergut. So lange ältere Urkunden zurückreichen, war es im Eigenthume der Stadt Budissin, als besonderes Land mitleidendes Rittergut. In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts wurde es jedoch an den Kammerherrn v. Hartmann veräussert, von dem es 1842 an die Familie Hetzer kam, welche es noch besitzt.

Das gesammte Gut brannte (1813) während der Schlacht bei Bautzen nieder; das Wohnhaus wurde erst 1843 von den jetzigen Besitzern im neuern, freundlichen Style erbaut.

Auf einer nahe bei dem Orte befindlichen Anhöhe, ordnete Napoleon am 21. Mai 1813 nach der Schlacht bei Wurschen, auf einer Trommel sitzend, die Verfolgung des Sieges an. Die den Ort umgebenden Anhöhen tragen viele Spuren von Hunnengräbern und nicht selten werden höchst interessante Versteinerungen in dessen nächster Umgebung gefunden.

Das zu dem Gute gehörige Areal gehört zum grossen Theil der zweiten Bodenklasse an. Ein zahlreicher Viehstand erhöht den Werth und bezeugt die, eben so nutzbringende als intelligente Bewirthschaftung dieses Gutes.