Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/89

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andere Mal mit Anna von Tzschirnhausen. Sein Tod erfolgte 1605, und Kemnitz kam in Besitz Adams von Kyau, seines Sohnes, der die grosse Glocke in der Ortskirche giessen liess, viele Kriegsdrangsale auszustehen hatte, und 1634 zu Görlitz starb. Seine Gemahlin, Martha geborene von Minkwitz, lebte während der Dauer des Krieges mit ihren Kindern zu Görlitz und starb 1651 auf ihrem Wittwensitze Kerbsdorf. Seit 1648 besass Kemnitz der Oberst Johann Reichwald von Kämpfen, der sich 1643 mit der jüngsten Tochter Adams von Kyau, Susannen, vermählt hatte.

Johann Reichwald von Kämpfen war im Jahre 1609 in Semcaden in Lithauen geboren und trat 1627 als gemeiner Soldat in Schwedische Kriegsdienste, welche er jedoch schon 1628 wieder aufgab um über Amsterdam nach Ostindien zu reisen. In Amsterdam reute ihn jedoch sein Entschluss und er schiffte sich nach England und von da nach Frankreich ein, wo er auf der Insel Rè landete und in einem Weinberge, wo ein Gefecht zwischen Engländern und Franzosen stattgefunden hatte, bei Betrachtung der Gefallenen als Spion verhaftet wurde. Ein Holländer befreite ihn aus den Händen des Profoses und empfahl den jungen Abentheurer dem commandirenden Offizier, welcher Reichwald Anstellung versprach. Da indessen ein Schwede ihn beredete nach Paris zu gehen und sich dort anwerben zu lassen, verliess Reichwald das Lager vor Rochelle und folgte dem gegebenen Rathe, wodurch er aber, weil keine Werber in Paris waren, in die grösste Noth gerieth. Gezwungen nochmals nach Rochelle zurückzukehren fand Reichwald dort Aufnahme in dem Leibregimente des Königs und marschirte mit diesem nach der Eroberung Rochelles in das Standquartier zu Paris, nahm hier seinen Abschied, reiste nach Rotterdam und trat, von Bewunderung für Gustav Adolf durchdrungen in Schwedische Dienste. In dem Regimente des Obersten Kirchbaum durchlief Reichwald alle niederen Militairgrade und wurde nach vielfachen Beweisen seiner Unerschrockenheit und Kriegskunde im Regimente Erich Anderson erst Quartiermeister und später Leutnant. Er kämpfte einen grossen Theil der Schlachten und Gefechte des dreissigjährigen Krieges mit seltener Tapferkeit und Ausdauer, wurde bei Wittstock gefährlich verwundet und bei Halle gefangen, aber bald wieder ausgewechselt. Bei Torgau avancirte er unter dem General Pfuel zum Oberstwachtmeister, worauf ihn Generalfeldmarschall Banner von seinem Regimente wegnahm und ihm das Commando über sechs Compagnieen und vierhundert Deutsche Reiter anvertraute. Reichwald rechtfertigte die von ihm gehegte Erwartung vollständig, indem er durch viele Beweise glänzender Tapferkeit sich auszeichnete, so dass 1642 Torstensohn ihn zum Obersten und Commandanten der Stadt Zittau erhob. Hier vermählte er sich am 10. März 1643 mit Susannen von Kyau aus Kemnitz, ging bald darauf zur Hauptarmee, kehrte aber bald nach Zittau zurück. Bei der Belagerung dieser Stadt durch die Kaiserlichen setzte Reichwald dem Feinde eine heldenmüthige Vertheidigung entgegen und erst auf dringende Bitten der Bürgerschaft, die Stadt, welche schon dreitausend Schüsse ausgehalten hatte, vor gänzlichem Untergange durch Uebergabe zu retten, entschloss sich der tapfere Oberst zu diesem schweren Schritte. Im Jahre 1647 quittirte Reichwald nach zwanzigjähriger Dienstzeit den Kriegerstand, kehrte aus Holstein nach der Lausitz zurück, und kaufte 1648 Kemnitz und Bischdorf, wo er sich als tüchtigen Oekonomen zeigte. Die Königin Christine von Schweden hatte den kühnen Kriegsmann 1647 unter dem Namen Reichwald von Kämpfen in den Adelstand erhoben. Als er am 17. Februar 1662 nach Reichenbach fuhr um seine Gemahlin abzuholen wurde er von einer heftigen Krankheit befallen die seinem Leben schon nach elf Tagen ein Ziel setzte. Er schlummert in der Gruft zu Kemnitz. Von 1662 bis 1665 besassen Kemnitz die Reichwald’schen Erben, dann aber vermählte sich des Obersten Wittwe mit Adolf von Gersdorf auf Mostrichen und Reudnitz, der Kemnitz kaufte aber schon 1667 mit Tode abging.

Bis 1690 gehörte Kemnitz der nunmehrigen Frau von Gersdorf, wo diese das Gut an des heiligen Römischen Reiches Bannerherrn und Freiherrn Nikolas von Gersdorf verkaufte, der auch Baruth, Hennersdorf und Berthelsdorf besass. Ihm folgte 1702 sein ältester Sohn, Johann Georg von Gersdorf, welcher jedoch das Rittergut gegen Kreckwitz an seinen Stiefbruder Gottlob Friedrich von Gersdorf vertauschte, der 1745 in den Grafenstand erhoben wurde und 1751 starb, worauf Kemnitz seinem einzigen Sohne, dem Reichsgrafen Wilibald von Gersdorf anheimfiel. Dieser Herr besass Kemnitz bis 1756 und verkaufte es dann an Hans Hermann von Damnitz auf Guttau, welcher 1761 starb, worauf das älteste seiner dreizehn Kinder, Wolf Ludwig von Damnitz in den Besitz des Gutes trat. Nach neunundzwanzigjährigem Aufenthalte daselbst verkaufte der Herr von Damnitz Kemnitz 1790 an den Grafen von Hrzan und Harras auf Oberstrahwalde, der 1815 starb, und das Gut seinem Neffen Franz Xavier, Grafen von Hrzan und Harras k. k. Hauptmann vererbte, welcher es auch bis zu seinem 1833 erfolgten Tode besass. Da der Hauptmann Graf Hrzan und Harras nie vermählt war erbten Kemnitz seine Brüder, die Grafen Friedrich, Emanuel und Franz, welche es durch den Bürgermeister Starke in Budissin administriren liessen, 1837 aber an den Kammerherrn Franz Paul Emil von Uichtritz verkauften. Nach diesem gehörte das Rittergut Kemnitz einem Herrn Schulze; der

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)