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Sakristey. Olav, der das Christenthum in Norwegen einführte, ist der Gegenstand des ersten, auf Goldgrund. Mit königlichem Mantel über dem Harnisch bekleidet, eine Streitaxt und einen Reichsapfel in den Händen haltend, steht er, zwischen einem Johannes und einem Bischof mit Siegel und Schwerdt, sein eigenes gekröntes Bild an einem Drachenkörper unter die Füße tretend. Sehr schön ist der verschiedene Ausdruck der Empfindung in diesen beiden Köpfen, aus welchen der ruhige Muth und die triumphirende Freude des christlichen Königs und der reuige Schmerz des besiegten heidnischen hervorleuchtet[1]. – Das Gegenstück, von demselben Meister, ist die heilige Katharina, bezeichnet durch Schwerdt und Rad. Eine hohe Gestalt mit den Zügen des ruhigen, festen Glaubens, zu ihren Füßen an der Erde liegend der von ihr besiegte Kaiser Maxentius, oder einer seiner Hauptleute, welche von ihr durch ihre Vorträge bekehrt wurden. Neben ihr zwei weibliche Gestalten, die eine an eine Säule gelehnt mit dem Kelche, die andere mit einem Kinde neben sich, ihr in einem Korbe Blumen und Früchte darbietend[2].


  1. Eine ähnliche Darstellung des Olavs, in Stein gehauen, steht in dem Fenster eines Hauses hinter der Kanzlei, welches früher der Bergefahrer-Compagnie gehörte. An demselben finden sich zugleich mehrere Reihen Bildnisse alter nordischer Könige.
  2. Man kann sie als Glaube und Liebe deuten. Andre halten sie für die Heiligen, Barbara und Rosa. An diesem Bilde ist aber der ehemalige Goldgrund in einen perlfarbigen verwandelt.
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Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)