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Mitte des Daches[1]. In ihm hängen, dem Auge sichtbar und bei starken Stürmen oft von selbst ertönend, die Stundenglocken, von anderen umgeben, welche, regelmäßig gestimmt, bei vollen und halben Stunden die Melodie eines ganzen Chorals oder einzelner Strophen spielen, nach den Jahreszeiten oder Festwochen abwechselnd. Eine Walze im Uhrwerke treibt sie, oder Menschenhände bewegen sie bei feierlichen Gelegenheiten.

Diese Kirche gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Schon drei und zwanzig Jahre nach der neuen Begründung (1163) war sie bereits vorhanden[2]. Aber nur allmälig gelangte sie zur Vollendung. Doch scheint die Anlage des Ganzen aus Einer Periode und nach demselben Plane, wenn gleich die Pfeiler des Chors schlanker und von gefälligerer Form sind, als die übrigen Theile. Der Reichthum ihres inneren Schmucks war das Werk einzelner Personen und Familien aus verschiedenen Zeiten. Ihre Bildnisse, Wappen und


  1. Der jetzige ist nach 1508 errichtet, in welchem Jahre ein Brand, der zu Ostern durch die Unvorsichtigkeit des Glöckners entstand, den früheren vernichtete. Das Feuer verbreitete sich auch in das Innere der Kirche, besonders zum Chore, dessen Holzwerk es verzehrte.
  2. Denn Bischof Gerold, welcher 1164 starb, überließ bereits den Kanonicis die Einkünfte und Vermächtnisse derselben. Und in dem Privilegium des Kaisers Friedrich I. vom Jahr 1188 ward den Bürgern das schon von Heinrich dem Löwen erhaltene Recht bestätigt, einen Priester zu wählen und ihn den Bischöfen vorzustellen.
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Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)