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sie von ihren ersten Gatten geschieden waren. Man gab auch diesen Priestern noch überdies 1 oder 2 kurdische Frauen, um durch die Knüpfung solcher „Glaubens“-bande ihren Religions-Wechsel definitiv zu machen. In Familien, die mehrere Brüder zählten, wurden 1 oder 2 von diesen getötet, damit man ihre Frauen den überlebenden Brüdern verheiraten konnte, in Uebereinstimmung mit dem Scheri-Gesetz (Religions-Gesetz der Muhammedaner), welches diese Art von Verheiratungen anordnet.

3. In dem Distrikt Chirvan, der mehr als 20 christliche Dörfer zählt, unter denen die Dörfer Saruß, Avin, Avar, Napaln, Serniek und Ternenk zu nennen sind, wurden die Armenier, welche dem Massacre entrannen, gezwungen, den Islam anzunehmen, gleichzeitig mit den Priestern ihrer Kirchen, von denen ein Teil zerstört, ein Teil in Moscheen verwandelt wurde. Thatsächlich thronen jetzt die türkischen Mollahs in diesen Kirchen und lehren dort autoritativ die Vorschriften der muhammedanischen Religion. In diesem Distrikt wurden mehrere christliche schwangere Frauen aufgeschlitzt, die Kinder ihrem Leibe entrissen und zerstückelt. Die Hälfte der gregorianischen Bevölkerung des Dorfes Kuriman wurde umgebracht, die andere Hälfte gezwungen, en masse den Islam anzunehmen und sich beschneiden zu lasten. Aus den Dörfern Gendz und Maden wurden mehrere Frauen und junge Mädchen geraubt, unter ihnen die Gattin des Priesters der gregorianischen Kirche zu Gentzik.

4. Die Kirchen der Dörfer Dachdob, Khark, Oh, Sak, Kark und Nel, die zu dem Distrikt Guzel-Dere gehören, wurden geplündert.

5. Während des Massacres in den Distrikten Khizan und Spagerd, welche im Laus des Monats Oktober stattfanden, wurden folgende 7 Klöster geplündert:

1. Surp-Khatsch      in Khizan
2.  "     "          "  Kamagie
3.  "     "          "  Paratzor
4.  "  -Asdvadzadzin "  Pezen
5.  "  -Giragoß      "  Geghson
6.  "  -Kevork-Chirine oder Sgavarag
7.  "  -Asdvadzadzin in Sori.

Der Abt Sahag, Oberer des Klosters Surp-Khatsch und der Priester der gregorianschen Kirche in Brochentz wurden getötet. Man hat ihren Leichnamen die Haut abgezogen, und sie mit Stroh ausgestopft an Bäumen aufgehängt. Ebenso wurde der Prior des Klosters von Kamaghiel getötet, ebenso der Aufseher des Klosters Surp-Giragoß von Peghiß Boghos Khadschadurian. Der Abt Ohannes, Prior des Klosters von Sgavarag wurde gezwungen, den Islam anzunehmen und sodann zwei Frauen zu heiraten. Mehrere armenische Einwohner von Ghizan wurden mit Gewalt in das Derwisch-Kloster des Ortes geschleppt und dort gezwungen, den Islam anzunehmen. Ebenso wurden 3 Priester in Khorkhotz gewaltsam konvertiert und sodann mit Turbans bedeckt in den Straßen herumgeführt. Die Einwohner der 8 Dörfer des Bezirks von Nahie Schenitzor wurden gezwungen, den Islam anzunehmen, die Kirchen und Schulen geschlossen und mehrere Frauen weggeschleppt. Die Einwohner folgender 60 Dörfer mußten unter Androhung des Todes en masse den Islam annehmen:

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/204&oldid=- (Version vom 31.7.2018)