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Moscheen, und man lehrt darin den Koran. In diesen Ortschaften hat die Religion des Kreuzes aufgehört zu existieren.

V. Vilajet Sivas.

1. In Sivas wurden während des Massacres, welches am 2. Nov. stattfand, an mehreren Frauen unerhörte Schändlichkeiten begangen, deren Einzelheiten nicht zu beschreiben sind. Eine große Zahl von solchen, die gewaltsam zum Islam bekehrt waren, wurde zwangsweise beschnitten. In den umliegenden Dörfern wurden mehr als 20 Kirchen geplündert. Der-Astratzadur, Der-Vosgi, Der-Gronithes, Priester der Kirche von Tuzassar und 7 andere Priester der Kirchen von Tetmadsch, Gazi Magaro, Karahadjel, Khorsana, Govdum, Khangal und Gavra und der Priester Der-Retheos, Priester der Kirche von Istanos wurden getötet.

2. Während der Blutbäder von Schabin-Karabissar, welche am 28. Oktober stattfanden, schossen die Gensdarmen von den Minarets der Moscheen in die Fenster der armenischen Kirche, und es gelang ihnen auf diese Weise, einige Leute zu verwunden, die sich in die Kirche geflüchtet hatten. Der Priester Der-Heghia von dir Kirche Saop Pergitsch wurde getötet, weil er die Beerdigungsfeierlichkeiten der Opfer des Massacres geleitet hatte.

Während des Massacres im Dorf Abana, welches am 24. Oktober stattfand, wurden die armenischen Frauen und Mädchen, welche sich der Sicherheit wegen in griechische Dörfer der Umgegend geflüchtet hatten, in den letzteren Vonseiten der Türken aufs schändlichste mißhandelt und viele von ihnen weggeschleppt. Während des Massacres in dem Flecken Tamzara am 27. und 30. Oktober wurde die Kirche Surp-Fakavor und das Kloster Surp-Kevor geplündert und sämtlicher Kultusgegenstände beraubt. Die Altäre wurden verwüstet und die Bilder der Heiligen mit Kot bedeckt. Der ehrwürdige Priester Der-Krikor in hohem Alter und der junge erst kürzlich ordinierte Priester Kude wurden vor die Moschee geführt und mit Aexten enthauptet. Zwei Lehrer der Schule wurden, nachdem man sie gezwungen, das Namaz-Gebet zu sprechen, getötet. Die ganze Schuljugend des Ortes wurde massakriert und die Mädchen geschändet. Außerdem wurden etwa 30 Kinder unter die Plünderer verteilt, um sie zwangsweise zu Muhammedanern zu machen.

Was die Dörfer der Umgegend anlangt, so wurden in Purk die Kirche und Schule angezündet, der Priester Der-Aharon und die Priester der Kirche von Aghranis, Sis und Anerghi wurden getötet. In Busseyid wurde der Priester Der-Mattheos enthauptet. Sein Kopf wurde als Zeichen der äußersten Schande zwischen seine Schenkel gelegt, und die jungen Türken des Ortes amüsierten sich, um ihre Verachtung des Dieners Christi zu bezeugen, seinen Leichnam zu züchtigen.

Bei den Massacres der Dörfer Anerghi und Busseyid am 29. Oktober wurden Kinder in zartem Alter auf dem Schoß ihrer Mütter getötet, das Kloster von Arakelotz bei Sis wurde geplündert.

3. In dem Distrikte Lu-Schehri wurde bei dem Massacre am 29. Oktober an die Kirche des Fleckens Indises, in welche sich Greise, Frauen und Kinder geflüchtet hatten, Feuer angelegt, und alle diese Unglücklichen kamen in den Flammen um. Ebenso wurde die armenische Schule des Ortes angezündet.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/206&oldid=- (Version vom 10.1.2019)