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zugleich mit einem Priester der Kirche, Der-Boghoß, beschnitten. Zwei andere Priester, Der-Krikor und Der-Garabeth, wurden, weil sie sich weigerten, ihren Glauben abzuschwören, ermordet. Die armenische Kirche des Dorfes Issabeg wurde angezündet und der Priester Der-Kevork von der Kirche zu Tzeth und der Priester Der-Nerses von der Kirche zu Khomod ermordet.

VIII. Vilajet Aleppo.

1. Während des ersten Massacres zu Urfa am 9. November wurden schwangere Frauen aufgeschlitzt, die Kinder ihrem Leibe entrissen und in die Brunnen geworfen, die einen noch lebend, die andern in Kreuzform zerschnitten.

2. In Marasch wurden armenische Damen und junge Mädchen, nachdem sie öffentlich mit einer bestialischen und unbeschreiblichen Brutalität entehrt worden waren, schutzlos im Schnee und Schmutz der Straßen liegen gelassen. Zahllose kleine Kinder starben vor Hunger, ihre Leichname blieben auf den Wegen liegen und wurden von den Hunden verzehrt.

3. In dem Dorfe Yarpuz, Distrikt Albistan, und im Dorf Gogisson, Distrikt Inderun, wurden junge Frauen und Mädchen den äußersten Entehrungen unterzogen. Eine große Zahl von Einwohnern wurde umgebracht, mehrere zwangsweise zum Islam konvertiert, und die schönsten Frauen und Mädchen der Bevölkerung des Ortes in die Harems der Beys von Albistan und Yarpuz und der Tscherkessenhäupter des Ortes geführt, die sie unter einander wie Kriegsbeute verteilten.

IX. Vilajet Adana.

1. Am 9. November drangen die Soldaten der Reserve in die Kirche des Fleckens Messis, zerstörten die Kirche, während man die Vesper las, raubten die Kultusgeräte und die Reichtümer des Heiligtums, demolierten den Altar, traten das heilige Sakrament unter die Füße, schütteten das heilige Oel auf die Erde und zerfetzten das Evangelium und die andern heiligen Bücher. Der Priester Der-Agop, während dieser Plünderung geschlagen, wurde später nach Adana gebracht, wo er eingekerkert wurde wegen des Verbrechens, sich bei dem Vali telegraphisch über diese Unthaten beschwert zu haben. Die Gattin dieses Priesters, die in den Nebengebäuden der Kirche wohnte, erlitt die äußerste Entehrung.

2. In dem Distrikt Payaß wurde die Kirche Surp-Pergitsch der Stadt Tschorkmerzimen geplündert und der Aufseher derselben, Agop Vanesdji-Kian, auf dem Pflaster der Kirche ermordet.

In der Umgegend von Tschorkmerzimen wurden die Kirchen der Dörfer Euzurlu und Odjamli geplündert und niedergebrannt, während in dem Dorf Nadjarli die Räuber in die Kirche drangen und das Evangelienbuch zerrissen und unter die Füße traten. Das heilige Kreuz, welches den Behang schmückte, wurde profaniert. Man riß dem Priester den Bart aus und zündete endlich die Kirche an.

Armenische Jungfrauen, die von Fernuz, Goban und Marasch geraubt waren, wurden gezwungen, Türken von Payas zu heiraten.

3. In dem Distrikt von Hadjin wurde die Kirche des Ortes Rumli geplündert, und der Priester empfing die Bastonnade.


Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)