Seite:Assmuss parasiten 015.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei einigen aus den Gelenken der Beine als ein gelber Saft bei der Berührung hervortritt.

Die Käfer sind meist harmlose Thierchen, die nichts schaden, vielmehr erweisen sich viele von ihnen dem Menschen durch ihre blasenziehende und andere Eigenschaften als höchst nützlich und werden daher in der Officin gebraucht, so namentlich in Europa das Genus Cantharis[1], so wie Meloë, letztere freilich schon obsolet, in neuester Zeit aber wieder in Aufnahme kommend.[2] Nur die Larven einiger Arten üben durch ihren gelegenheitlichen Aufenthalt auf den Bienen, namentlich die der Meloë auch auf der Honigbiene, einen nachtheiligen Einfluss auf diese und schaden dadurch auch dem Menschen.

Zum Ablegen ihrer zahlreichen Eier graben die Weibchen entweder ein Loch an einer beliebigen Stelle in die Erde, gewöhnlich dicht an der Wurzel einer Pflanze, legen die Eier in dasselbe klumpenweise ab und decken sie mit Erde zu, oder sie legen die Eier in unmittelbare Nähe von Bienenstöcken. Im ersteren Falle begeben sich die ausgeschlüpften sehr munteren Larven sogleich nach dem Auskriechen aus dem Ei schaarenweise oder in grösseren Partien auf die verschiedensten in ihrer Nähe sich befindenden Blüthen der niederen Pflanzen, vorzüglich Compositen, Ranunculaceen, Papilionaceen und Labiaten, wo sie auf die Bienen, in den Blüthen versteckt, harren. Setzt sich eine Biene auf die mit den Larven behafteten Blüthen, um Honig oder Blumenstaub einzusammeln, so suchen sie flugs die Biene zu erklimmen, um sich auf ihrem Thorax festzusetzen, oder sie bohren sich gar zwischen ihre Ringe oder Gelenke ein und lassen sich so von der Biene in den Bienenbau schleppen[3]. Im Bienenbau angekommen, verlassen sie die Biene. Im andern Fall begeben sich die ausgekrochenen Larven direct in das Bienennest. Hier besteht ihre erste Nahrung aus einem Bienenei. Hat die Larve ein Bienenei verzehrt, so häutet sie sich, wobei sie ihre frühere paradoxe Gestalt verliert und wie oben schon angegeben, ein engerlingartiges Aussehen bekommt. Von nun an lebt sie in dem Bienenstock, bis zu ihrer Verpuppung als Tellerlecker von Pollen und Honig (Bienenbrod) der Bienen.


  1. Ratzeburg in seinen Forstinsecten (Tom. I. pag. 111) führt die Cantharide als merklich schädlich an. Indess dürfte der Nutzen dieses Insects, den Schaden, den es durch das Fressen der Blätter einiger Laubhölzer verursacht, bedeutend aufwiegen
  2. Vgl. Anton, K. Ch., Taschenbuch der bewährtesten Heilformen für innere Krankheiten (1857) pag. 251.
  3. Uebrigens klammern sie sich nicht blos an die Bienen an, sondern sie besteigen auch jedes andere Hymenopteron und Insekten von anderen Ordnungen, welche sich nur auf die Blüthen niederlassen, so auch namentlich viele Dipteren, auch selbst Coleopteren, z. B. Malachius, Telephorus und mehrere Andere. Diese Larven kommen aber natürlich alle um, weil sie nicht in den Bienenbau gelangen, darum mag wohl die Natur es auch so eingerichtet haben, dass gerade diese Käferfamilie eine so ausserordentliche Fruchtbarkeit zeigt.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_015.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)