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Russland, in den Gouvernements Moskau und Smolensk, beobachtete ich sie recht häufig in der Nähe der Bienenstöcke, in welche sie durchs Flugloch hineinkriecht, um in die Bienenbrut ihre Eier abzulegen. Zum Eierablegen wählt sie stets nur die unverdeckelte, jedoch schon ziemlich erwachsene Brut und legt nur ein Ei in jede Bienenlarve.

Dabei verfährt sie auf die Weise, dass sie ihre Legröhre zwischen die Leibesringe der Bienenlarve steckt und die dort sehr empfindliche Epidermis durchbohrt und sodann das Ei gleich unter die Haut ablegt.

Das Ei ist nicht so klein, wie man es von einem so kleinen Dipteron im Allgemeinen zu erwarten hätte. Seine Länge beträgt 0,2‴, die Dicke am breitesten Durchmesser 0,1‴. Es ist länglich-oval, an dem einen Pole etwas breiter, abgerundet, am anderen spitz, von Färbung gelblich weiss. Am abgerundeten Ende befindet sich die Micropyle.

Das Ei liegt in der Bienenlarve nicht, wie man das annehmen sollte, in verticaler Lage, sondern vollständig horizontal mit dem breiteren abgerundeten Pole, wo sich die Micropyle befindet, nach dem Kopfende der Larve gerichtet. Es besteht nur aus einer einzigen Eihaut. Die Membrana vitellina war nicht aufzufinden. Das Chorion ist mässig dick, fast farblos, ganz glatt, durchsichtig, so dass der Dotter und Embryo deutlich hindurch schimmerte. Die Embryonen waren schon gleich nach dem Ablegen des Eies ziemlich entwickelt[1] und lagen im Ei nur wenig mit dem Hinterleibe gekrümmt, während der Vorderkörper gestreckt war. Das Kopfende des Embryo konnte man deutlich wahrnehmen. Die Embryonen füllten fast das Ei aus, nur ein geringer Raum bei den Polen war frei. Alle Eier enthielten übrigens den Dotter noch in ansehnlicher Menge, welcher eine gelblichweisse Farbe besass und aus Fettkügelchen von 0,05‴ und Bläschen von 0,08‴ bestand. Die Bläschen enthielten eine in Wasser feinkörnig gerinnbare Flüssigkeit, die specifisch schwerer


  1. Die Entwickelung muss schon im Mutterleibe vor sich gehen. Zu meinem grossen Bedauern habe ich die inneren Geschlechtstheile des Weibchens nicht gehörig untersuchen können. Zum Behuf der Untersuchung hatte ich mehrere lebende Exemplare der Phora incrassata (♀) in Alcohol geworfen, wurde aber durch eine andere inzwischen eingetretene Beschäftigung von der Untersuchung der Phoriden abgelenkt, so dass die in den Spiritus gethanen Phoraweibchen auf längere Zeit in Vergessenheit geriethen. Erst nach einigen Wochen nahm ich mich dieser Arbeit an. Inzwischen waren aber die Phoraexemplare vom Alcohol zu sehr ergriffen, so dass ich auf ein richtiges Resultat nicht hoffen durfte. Weitere frische Exemplare standen mir nicht zu Gebote. Indess liess sich aus der Untersuchung dieser sehr durchweichten Exemplare so viel feststellen, dass die beiden Eierstöcke eine ährenförmige Gestalt besitzen, deren kurze Eiröhren zweizeilig stehen. Die Eileiter sind mässig lang. Der Eiergang in der Mitte nur wenig erweitert. Samentasche birnförmig. Andere Anhänge liessen sich nicht entdecken. Um ein weiteres Resultat zu erlangen, habe ich später trockene Exemplare aufgeweicht und dieselben der Section unterworfen. Im Allgemeinen haben sich bei dieser Untersuchung die früheren Beobachtungen bestätigt, nur erschienen die Eileiter bedeutend kürzer.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_030.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)