Seite:Assmuss parasiten 048.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schnellend auf das Rückenschild gelangt, wo es sich mit seinem hohlen Rüssel festsaugt und oft stunden-, selbst tagelang unbeweglich sitzt. Manchmal trifft man das Thierchen jedoch, selbst beim Herumkriechen der Bienen im Stocke, in schaukelnder Lage, in welchem Falle es sich alsdann nur mit den Mittel- und Hinterbeinen auf dem Thorax der Biene festhält, während die Vorderfüsse damit beschäftigt sind, die Haare der Biene gleichsam spielend zu kämmen.

Von der Biene entfernt, sind diese Insekten gar nicht im Stande, sich ordentlich fortzubewegen[1] und sterben nach wenigen Stunden. Nur die jungen aus den Puppen herausgekrochenen Individuen besitzen eine ziemliche Lebenstenacität und bleiben bis gegen 96 Stunden am Leben, was daher rührt, weil sie im Magen noch hinreichend Nahrungsstoff aus dem Puppenschlaf besitzen.

Die Bienenläuse kommen meist einzeln, häufig aber auch in sehr grosser Menge, oft über hundert Stück auf einer Biene vor. Alle drei Bienenindividuen werden von ihnen belästigt. Doch sollen sie vornehmlich die Königinnen quälen und zu diesen eine besondere Vorliebe zeigen, so dass, wenn man die Königin von ihnen reinigt, die Königin in kurzer Zeit von diesen Epizoën wieder behaftet ist.[2] In manchen Jahren sind diese Thiere in einigen – ohne Unterschied in schwachen oder starken – Stöcken sehr häufig und zwar in solcher Anzahl, dass fast jede Arbeitsbiene eine Bienenlaus auf sich hat,[3] ja, manche Arbeitsbienen wimmeln von ihnen in derselben Menge, wie die Königinnen.[4]

In diesem Sommer (1864) wurden auch meine italienischen Bienen in Leipzig von diesen Thieren geplagt, jedoch habe ich die Königin mit Läusen nicht behaftet gesehen, sondern meist nur die Arbeitsbienen und auch einige Drohnen. Gegen den Herbst hin verloren sich die meisten, doch sind auch noch gegenwärtig (November) einige wenige zurückgeblieben und werden wohl wahrscheinlich mit den Bienen überwintern.

Die Begattung der Bienenläuse geschieht wahrscheinlich auf den Bienen selbst, da, wie erwähnt, diese Thierchen, von den Bienen heruntergenommen, sich nur sehr unbeholfen bewegen. Doch habe ich den Begattungsact nicht beobachten können.[5]

  1. Nach Egger l. c., pag. 406, sollen sie ebenso behend auf den glättesten Flächen und Glaswänden, wie auf dem langhaarigen Körper der Bienen laufen können, wovon ich jedoch nur stets das Gegentheil beobachten konnte.
  2. Dr. Dönhoff, Bienenzeitung, Jahrgang 1858. pag. 204. Hammer ebendaselbst, pag. 11.
    Letzterer zählte auf einer Königin hundert und sieben und achtzig Bienenläuse; als er die Königin von den Läusen reinigte und sie wieder dem Stocke zurückgab, hatte sie nach einigen Tagen wieder vier und sechzig Stück.
  3. Von Bose, Bienenzeitung, 1858. pag. 177.
  4. Dzierzon, Bienenfreund, pag. 163.
  5. Sonderbarer Weise ist mir bisher noch kein Männchen begegnet. Alle Exemplare, selbst die kleinsten, die ich untersuchte (gegen 100), waren alles Weibchen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_048.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)