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eine seichte Längsfurche in zwei wulstige kurze Gabeläste getheilt; in der Gabel die Geschlechtsöffnung liegend. – Länge 1″ bis 1′.

In der Jugend haben diese Würmer, wie erwähnt, einen schlauchförmigen Körper, der in einen dickeren Vorder- (Kopf-) und in einen dünneren Hinter-(Schwanz-)Theil geschieden ist. Der Kopftheil besitzt einen einziehbaren Rüssel, um welchen sechs Haken sich gruppiren, ausserdem stehen noch tiefer sechs grössere Haken. (Vergl. Taf. III. Fig. 1.)

Lebensweise. Was bei der Gattung erwähnt wurde, gilt auch hier. Der Gordius subbifurcus kommt in den verschiedensten Insekten vor; ich traf einmal im Juli beim zufälligen Zerdrücken einer Drohne in dieser ein Exemplar dieses Thieres von drei Zoll Länge. Jedenfalls ist das Vorkommen eines Gordius bei einer männlichen Biene sehr merkwürdig. Wäre es eine Arbeitsbiene gewesen, die dieses Thier beherbergt hätte, so wäre das nichts besonderes. Die Arbeitsbienen setzen sich sehr häufig an’s Wasser und oft sogar an die aus dem Wasser kaum hervorragenden, selbst nassen Gegenstände, wie z. B. Strohhalme, Rohr u. dergl., um Wasser einzusammeln, wo die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass vielleicht ein junger Gordius (Larve) in dieselbe einwandern könnte. Das Vorkommen in Drohnen aber, welche den Stock überhaupt nur verlassen, um in der Luft herumzuschwirren, ist jedenfalls paradox. In die Drohne dürfte das Thier nur durch eine passive Wanderung hineingekommen sein. Ich glaube daher, dass die Gordien und auch die Mermithen, welche letztere ich in den Drohnen in Menge fand (siehe weiter unten bei dem betreffenden Wurm), ehe sie zu den geschlechtsreifen Individuen heranwachsen, nicht bei der ersten Einwanderung stehen bleiben, sondern den ersten Wirth, wo sie sich incystirten (Gordius), verlassen[1], um später mit der Nahrung des Thieres in den Darm eines anderen Thieres überzugehen (z. B. wie es viele andere Endozoen zu thun pflegen), dann jedenfalls die Darmwand durchbohren, um in das Fettgewebe zu gelangen. Eine zweite active Einwanderung unternehmen sie nicht, wie ich glaube, weil ich eben Gordiaceen in den Drohnen fand, die ihnen zur Einwanderung keine Gelegenheit geben. Passiv können sie aber schon in die Drohnen einwandern, wenn z. B. die Arbeitsbienen mit dem Wasser, welches sie einsaugen, auch junge Gordien, die ja überhaupt nur 1/60‴ lang und 1/120‴ dick sind, erhalten. Durch die Arbeitsbienen, welche die Brut und die ausgebildeten Drohnen mit Futter versorgen, können mit dem Futter, das die Werkbienen wieder von sich geben (auswürgen), zugleich auch die Drohnen entweder schon als Larven oder als vollkommene Insekten die Endozoen empfangen.


  1. Dies nimmt auch Meissner a. a. O. pag. 137 an und stützt sich namentlich darauf, dass die ausgebildeten Gordien nicht blos in Wasserinsekten, sondern und zwar zum grössten Theil, in Landinsekten vorkommen. Er schliesst aber auch die Möglichkeit einer nochmaligen activen Einwanderung nicht aus, die ich aber aus den angeführten Gründen verwerfen muss.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_052.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)