Seite:Astronomische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag 4.djvu/124

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von Seiten der Sternwarten, Akademien, wissenschaftlichen Institute und Gesellschaften etc. kaum irgendwelchen Schwierigkeiten begegnen dürfte. Leider bin ich darauf angewiesen, um den hohen Kostenpunkt des ganzen Werkes im Umfange von 10 Heften mit zusammen 200 einzelnen Mondlandschaften[1] zu decken und die Publication jener langwierigen, mit größter Hingebung und Entsagung von mir geleisteten Atlasarbeit überhaupt bewerkstelligen zu können, in erster Linie die Unterstützung der Sternwarten der Welt anzurufen und dieselben zu einer recht zahlreichen Subscription auf die bemerkten 10 Hefte zu je 20 Mondblättern einzuladen, was ich hiemit angelegentlichst thue.«

»Da ich bei meinen Vergrößerungen andere Zwecke als der plastisch sehr effectvolle Pariser Mond-Atlas (in etwas größerem Maßstabe als die Schmidt’sche Karte; der Pariser Monddurchmesser beträgt nahe 2½ Meter) und der fein abgetonte Mt. Hamilton-er Atlas (in der Größe der Mädler’schen Karte; Monddurchmesser = 1 Meter) verfolge (vide: ‚Publications of the Astronomical Society of the Pacific‘ Vol. VIII, N. 53, 1896, p. 319–324), so dürfte der Prager Atlas wohl gleichfalls die Berechtigung der Publication in sich tragen und ein treues Abbild des mit Ende des 19. Jahrhunderts auf photo-selenographischem Gebiete Erreichten geben.«

In Ergänzung dieses Prospectes ist noch anzuführen, dass meine, dem Prager photographischen Mond-Atlas gewidmete Vergrößerungsarbeit erst am 13. April 1900, d. i. nach 7 Jahren, ihren Abschluss erreichte. Zu den bemerkten 94 focalen Mond-Negativen der Lick-Sternwarte traten noch 10 weitere Negative von Herrn Professor E. S. Holden, welche mir im März und Juni 1897 zugiengen, ferner 4 Negative der Pariser Sternwarte von Herrn Director M. Loewy, die im Januar und November 1898 in Prag eintrafen, endlich 1 Negativ des Lick-Observatoriums vom 4. Juli 1899 mit sehr schmaler Mondsichel kurz vor Neumond, dessen Aufnahme und Zusendung ich der besonderen Freundlichkeit des neuen Directors der Lick-Sternwarte, Herrn Professor James E. Keeler[2] verdanke. Hiedurch ist die Anzahl der im Prospecte erwähnten 98 focalen Original-Negative, welche mir für Atlas-Zwecke zur Verfügung standen, auf 113 erhöht worden. Zu den im Prospecte hervorgehobenen 100 Versuchsvergrößerungen und 485 Atlas-Vergrößerungen kamen bis Mitte April 1900 noch 239 weitere Vergrößerungen hinzu, so dass die gesammte geleistete Vergrößerungsarbeit 824 Platten, zumeist in der Größe 26:31 cm, umfasst, deren letzte 528 Platten von mir allein ohne jede Assistenz hergestellt wurden.

Meinem Appell zur Subcription auf den Prager photographischen Mond-Atlas wurde von vielen Sternwarten des In- und Auslandes, von anderen Instituten und auch von Privaten in entgegenkommendster Weise entsprochen. Miss Catherine Wolfe Bruce in New-York, die bekannte hochherzige Gönnerin der Astronomie,[3] welche bereits zu Anfang 1897 die Atlas-Publication durch eine Spende von 1000 Dollars unterstützt hatte, subscribierte allein mit 500 Dollars auf 12 Atlas-Exemplare, welche hauptsächlich an amerikanische Sternwarten und Astronomen vertheilt wurden. Derart konnte auch der Verleger, Herr Arthur Bellmann in Prag (Firma: Carl Bellmann), welcher zugleich der Hersteller der 200 Lichtdruck-Tafeln war, ohne pecuniäre Bedenken die Herausgabe des Atlas in Angriff nehmen und dieselbe durch volle Hingabe an die Sache in erfreulichster Weise fördern bezw. zu gutem Ende führen.

Bei allen 200 Atlas-Tafeln verfolgte ich das Princip, jede Mondgegend in doppelter und entgegengesetzter Beleuchtung darzustellen, so dass dieselben nur 100 verschiedene Mondlandschaften repräsentieren. Es wurde dieses Arrangement für wertvoller gehalten, als 200 verschiedene Mondgegenden in einseitiger Beleuchtung abzubilden. Durchwegs gehören die Atlas-Tafeln


  1. Derselbe wurde auf 100 fl. = 200 Kronen festgesetzt.
  2. Dieser übernahm die Leitung der Mt. Hamilton-er Sternwarte am 1. Juni 1898, nachdem Professor E. S Holden am 1. Januar 1898 als Director resigniert hatte. Sehr beklagenswert ist Keeler’s frühzeitiger Tod (im Alter von 43 Jahren) am 12. August 1900.
  3. Ihr am März 1900 im Alter von 84 Jahren erfolgter Tod kann von der astronomischen Wissenschaft, welche von ihr so reichlich (mit 174275 Dollars) unterstützt worden, nur beklagt werden. Eine Biographie derselben findet sich in No. 3639 der Astr. Nachrichten.