Seite:Auf dunklem Pfade.pdf/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Daß dieser Ausgang kaum noch zwei bis drei Tagereisen vor uns liegt, dafür gibt es besondere Anhaltspunkte, hauptsächlich die Beschaffenheit der Luft hier. Da es sich hierbei um rein wissenschaftliche Einzelheiten handelt, will ich auf diese Anhaltspunkte nicht weiter eingehen. Jedenfalls haben nun Kräwel und ich beschlossen, daß Du als der kräftigste von uns von hier aus zunächst allein weiter vordringen und erst zu uns zurückkehren sollst, wenn Du die Gesuchten gefunden hast. Damit Du jedoch diese letzte Wegstrecke nicht ohne Proviant zu durchmessen brauchst, habe ich in jener Kiste dort noch einige Lebensmittel bereitgestellt, die Du sämtlich mitnehmen wirst[1]. Wir beide hier werden uns inzwischen mit meinen Nährtabletten begnügen, die für uns noch gut zwei Wochen ausreichen. Wenn wir den letzten gemeinsamen Morgenimbiß – ich meine vorläufig den letzten – eingenommen haben werden, mußt Du sofort aufbrechen. Freund Kräwel wird Dir helfen, alles Nötige in ein Bündel zu schnüren. Ich gebe Dir hier auch noch für alle Fälle ein Dutzend derselben Tabletten mit, die Du jedoch nur bei äußerster Not benutzen darfst.“

Heinrich ahnte nicht, daß seine beiden Gefährten sich für ihn opferten und ihm nur die Möglichkeit verschaffen wollten, vielleicht doch noch die Oberwelt zu erreichen und dem Hungertode zu entgehen. Erst als es ans Abschiednehmen ging und in Seifferts Augen dabei Tränen glänzten, kam ihm eine unsichere Vermutung des wahren Sachverhalts.

Mit der vor der Brust befestigten Laterne, einem schweren Rucksack auf dem Rücken und einem Bergstock in der Rechten machte er sich nun auf den Weg. Ihm war jetzt so merkwürdig bang und schwer zu Mute, als er sich zum letztenmal umdrehte und den Freunden mit der Hand zuwinkte. In Gedanken versunken eilte er den hier gerade recht ebenen Felsengang weiter, fest entschlossen, seine Kräfte bis zum äußersten anzuspannen, um das Ende des Tunnels recht bald zu erreichen und den beiden Zurückbleibenden schleunigst Hilfe zu bringen. Je länger er jedoch über das nachdachte,

  1. Vorlage: mirst
Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)