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ihn bis zum Montag liegen, dann verwahrten sie das Geld im Keller.

Jetzt ging es ihnen gut. Der Nachbar konnte nicht verstehen, daß der arme Tagelöhner plötzlich so viel Geld besaß, er fragte nach und erfuhr, daß er selbst der Urheber des Glückes war, das der Tagelöhner erfahren hatte. Darüber ärgerte er sich sehr und dachte sich einen Streich aus, um selbst das Geld zu bekommen.

Er schlachtete seinen Bullen, wickelte sich am Abend in die Haut des Bullen, ging zu dem Tagelöhner und sagte: „Ich bin der Teufel aus der Hölle, du siehst doch meine Hörner und meinen Schwanz, hole das Geld und gib es mir, sonst drehe ich dir den Hals um.“

Die Frau weinte und bat ihren Mann, er solle doch das Geld aus dem Keller holen. Aber der Mann tat es nicht. Der Nachbar sagte: „Ich komme noch zweimal, und wenn ihr mir am dritten Tage das Geld nicht gebt, drehe ich euch beiden den Hals um.“

Am anderen Abend kam der habgierige Nachbar wieder in der Bullenhaut zum Tagelöhner, aber der gab ihm auch diesmal das Geld nicht, obgleich die Frau ihn flehentlich bat, es zu geben.

Am dritten Tage nach dem Mittagessen kam ein Wanderer zu dem Tagelöhner und bat um ein Nachtlager. Der Tagelöhner behielt ihn auch über Nacht und gab ihm in der Kammer ein Bett. Am Abend legte er sich nieder und schlummerte ein. Es dauerte nicht lange, da kam der habgierige Nachbar in der Bullenhaut und rief: „Ich bin der Teufel aus der Hölle, gebt mir das Geld, oder ich drehe euch beiden den Hals um!“

Die Frau weinte, aber in diesem Augenblick öffnete sich die Kammertür, der Wanderer trat in die Stube und sagte: „Guten Abend, Kollege! Ich bin auch ein Teufel aus der Hölle, wir können beide zusammen nach Hause gehen.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)