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Der kluge Matz.

Das war in dem Jahre, als hier ein so großes Gewitter war, da wohnte in Warschnau eine Witwe, die von den Leuten Ursula genannt wurde. Sie hatte einen Sohn, der war ein wenig bucklig und machte alles mit der linken Hand.

Eines Tages, das war so um Martini herum, sagte die Witwe zu ihrem Sohn: „Höre einmal, Söhnchen, wie du siehst, bin ich schon alt und werde vielleicht nicht mehr lange leben. Da könntest du dich, mein Matz, verheiraten. Sieh nur, dort auf dem Abbau bei Martinke ist Koschnars Katharine, ich denke, die würde dich heiraten.“

Mein Matz ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern ging am anderen Tage in aller Frühe zu Katharine auf die Freite. Als er am Abend heimgehen wollte, schenkte sie ihm einen Ring. Er steckte ihn in die Tasche und kam nach Hause. Die Mutter fragte ihn: „Nun, Matz, wie ging es dir dort auf der Freite bei der Katharine?“ Da antwortete er schnell: „Sehen Sie nur, Mutter, sie will mich, denn sie hat mir einen Ring geschenkt!“

„Und wo hast du ihn?“ „Ich hab’ ihn doch in die Tasche gestreckt.“ „So war es nicht richtig, Söhnchen“, sagte die Mutter, „du hättest den Ring an den Finger stecken und dann so stolz gehen und mit der Hand schlenkern sollen, damit er so hübsch glänzen könnte, dann wäre es fein gewesen, Söhnchen.“ Er antwortete: „Ja, ja, Mutter, das nächste Mal mach’ ich es so.“

Am nächsten Tage ging Matz wieder zur Katharine auf die Freite, und sie schenkte ihm beim Abschied ein Taschentuch. Als mein Matz das Haus seiner Braut verließ, band er sich sogleicht das Taschentuch an den Finger und ging dann so stolz und schlenkerte mit der Hand, daß das Taschentuch hin und her flatterte. Aber dabei blieb es an einem Dornstrauch hängen und zerriß. Als er nach Hause

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)