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rufen: „Musa, Musa!“ Und dann mußtest du sie in den Stall bringen und sie fest an die Krippe binden und Heu auf die Raufe legen. Verstehst du? Das wäre gut geswesen.“ „Ja, ja, Mutter,“ antwortete Matz, „das nächste Mal werde ich es wissen, dann mache ich es so.“

Das dauerte nicht lange, da fuhr mein Matz zum sechsten Male zur Katharine. Da bekam sie Lust, mit ihm zu gehen und sich seine Wirtschaft anzusehen. Katharine putzte sich fein heraus, und sie machten sich zusammen auf den Weg. Da erinnerte sich mein Matz an das, was ihm seine Mutter gesagt hatte, und – nicht faul – warf er seiner Katharine einen Strick um den Hals und zog sie daran hinter sich her, immerfort rufend: „Musa, Musa!„ Katharine stemmte sich entgegen, aber Matz war ein strammer Bursche, und so schleifte er sie an dem Strick nach Hause, band sie im Stall an der Krippe fest, streute ihr Stroh, warf ihr Heu vor und ging dann, um seiner Mutter zu erzählen, Katharine gehöre ihm schon, er habe sie im Stall an der Krippe festgebunden, wie sie ihm befohlen habe, sie solle doch nachsehen, ob das gut gemacht sei.

Sogleich lief die Mutter in den Stall und band die Katharine los, aber diese ließ sich nicht halten, sondern lief Hilfe schreiend nach Martinke zurück. Ich ging zufällig in dem Augenblick vorbei und sah gerade, wie Katharine fortlief. Ich war neugierig, zu wissen, was geschehen war, und so erzählte mir Matzens Mutter, die Ursula, die ganze Geschichte von ihrem Sohn und seiner Braut Katharine.


Die ungetreue Frau.

Ein Mann liebte seine Frau sehr. Einmal beim Mittagessen hielt er ein Messer in der Hand und verwundete sie damit, ohne es zu wollen, am Finger. Als er das Blut an ihrem Finger erblickte, erschrak er so, daß er ohnmächtig wurde, erkrankte und am

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)