Seite:Badisches Sagenbuch 317.jpg

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Horch, da summt es leise – leise –
Ei, woher solch süßer Hall? –
Rein und helle
Klingt’s herauf aus dunkler Stelle –

70
Das ist ihres Glöckleins Schall!


Und mit ahnungsfrohem Herzen
Fällt auf’s Knie sie hin zur Frist;
Kann nicht scheiden,
Muß ihr Ohr am Klange weiden,

75
Denn ihr Glöckchen schallt dem Christ! –


Wieder auch, seit dieser Stunde,
Ward’s in ihrem Innern licht,
Stille Wehmuth
Ward ihr Schmerz, und fromm in Demuth

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Lebte sie und klagte nicht.


Und mit jeder Christnachtfeier
Hört man noch das Glöckchen dort,
Rein und leise
Schallt’s in wundersamer Weise,

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Und geheiligt ist der Ort.
Joh. Nep. Vogl.


Enderlin’s Grab.

Zwischen Malterdingen und Bombach an der Landstraße von Emmendingen gewahrt man einen Erdaufwurf mit einem Steine, von den Bewohnern der Gegend „Enderlin’s Grab“ genannt. Einige sagen, Hofrath Enderlin sey dort ermordet worden; Andere behaupten, die Erde hab’ ihn nirgend anderswo dulden wollen. Ebendort sollen auch berauschte Männer in der Nacht, als sie da vorbeigetaumelt, wie vom Sturmwind in den Hecken herumgeworfen worden. Folgende traurige Geschichte trug sich vor nicht gar langer Zeit hier zu:

In einer Gesellschaft beiderlei Geschlechts, wo man von Gespenstern, von Furchtsamkeit und Muth etc. etc. plauderte,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)