Seite:Badisches Sagenbuch 488.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schweiz begab, wo er nachmals das Kloster St. Gallen gründete. Ungeachtet seiner Entfernung pilgerten die Leute noch immer in das Thal zu seinen verlassenen Hütten, und als auch sie den Gesang aus dem Dornbusche hörten, suchten sie daselbst nach und fanden ein hölzernes Muttergottesbild mit dem Jesuskindlein im Arme. Dort erbauten sie nun eine Kapelle, und nachher ließ sich der Gesang nicht wieder vernehmen. Statt der Kapelle steht jetzt auf dem Platze die Wallfahrtskirche „Maria zur Kette“, und außen über ihrer Hauptthüre das hölzerne Madonnabild. Bei demselben haben schon Manche Hülfe gefunden, auch werden durch das Wasser des Brunnens verschiedene Leibesübel, besonders Augenleiden, vertrieben.

(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1839.)


Gengenbach durch einen Kanarienvogel vom Brande gerettet.

Den 8. Januar 1789 in der Nacht, kam im Klosterkeller zu Gengenbach – auf welche Art, ist unbekannt – Feuer aus. Der Pförtner schlief ruhig, aber sein beflügelter Retter wachte. Ein Kanarienvogel, den er im Zimmer hängen hatte, machte, von dem aufsteigenden Rauche belästigt, ein so heftiges Geräusch in seinem Bauer, daß er dadurch den Pförtner weckte, der, als er das Zimmer voll Dampf sah, schnell Lärmen erhob und die Klostetleute zu Hülfe rief. Durch schleunige Gegenanstalten ward das Feuer, das bereits dem Ausbruche nahe war, gedämpft und so das Kloster glücklich erhalten, nur das arme vergessene Vögelchen fiel als Opfer – es war im Rauch erstickt. „Wie also einst,“ – so parallelisirt mein treuherziger Chronist ganz naiv – „die Stadt Rom durch der Gänse Geschnatter erhalten worden, so hat das Geräusch dieses Kanarienvogels das Kloster Gengenbach gerettet.“

Zum Andenken hat man das Thierchen ausgebälgt und auf ein kleines Gerüst gestellt, mit dieser Beischrift:

„SeXto IDVs IanVarII
JnCenDIa ClaVstrI
StrepItanDo aVertI.“

(Siehe „Badisches Magazin.“ Jahrg. 1811. Nr. 10.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_488.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)