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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

„Maid! Der böse Feind, Dein Buhle – mag das wissen, ich nicht!“ – entgegnete im Unmuth der Rathswirth. „Hast Du nichts gehört gestern Nacht?“

„Ich hab’ meinen Psalm gesprochen und meinen Segen, und hab’ nichts gehört – und Ihr dürft mich kein Teufelsbuhle schelten, Herr, daß Ihr es wißt!“

Ein leises Klopfen an der Rathhausthüre unterbrach dieses Gespräch, zugleich rief aus der Schlafstube Kathrine’s drüben über der Flur das erwachte Töchterlein des Wirthes nach der Pflegerin, und Kathrine eilte hinüber zum Kinde, während Ehrn Vollrad die Hausthüre öffnete. Der Einlaß begehrende war der Rathsdiener Ulrich, eine alte Spießbürgergestalt, kurz, stämmig, ausgedient, bewehrt mit rostiger Wehr, welcher kam, nach Befehlen zum Wohle des Städtleins zu fragen.

„Ulrich, gehe doch sogleich zu den sämmtlichen Beisitzern eines hochedlen Magistrates allhier zu Schildach. Ich lasse die hochweisen Herren bitten nach der Frühmette sich zu einer Sitzung bei mir einzufinden, es ist eine Sach’ von Wichtigkeit, es darf keiner fehlen.“

Der Bote humpelte schlurfenden Ganges von dannen. „Ulrich!“ rief ihn die Stimme des Stadtschuldheißen zurück. „Sobald du die Herren entboten hast, und sobald die Morgenkirch’ aus ist, gangest du hin zum Pfarrherrn Decius, ich laß’ ihn auch entbieten. Die Sach’ ist gar zu wichtig.“

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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)