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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

trug alles in die Wohnstube, legte Messer und Gabeln auf den blankgescheuerten Eichentisch, stellte Salz und Pfeffer auf, und rief der Maid, sie möge zehn Becher bringen, worauf er sich mit einem Licht versah, und aus der Tiefe des Rathskellers einen großen Steinkrug duftigen Weines an das Tageslicht beförderte.

Nach dieser Arbeit putzte sich der wackere Stadtschuldheiß feiertäglich, und empfing die Aufwartung seines lieblichen Töchterleins, das schon zum Kirchgange bereit und von Katharine geschmückt war.

Jetzt kamen nach einander die Geladenen, wurden begrüßt, und jeder wollte ernsthaft die breite Treppe hinan zur Sitzungsstube des hochedlen Rathes schreiten, allein jedem ward in die Wohnstube gewinkt, und jeder gewahrte nicht ohne einige Freude, daß es auf eine Frühstückssitzung, nicht auf eine trockene Stadtrathsitzung für heute gemünzt war.

Da saßen sie nun die edlen Herren im Festtagstaat, stattlich reichsbürgerlich angethan, jeder mit Barett und Pelzschaube, gepufftem Wamms, gesticktem Koller, mancher um den Hals eine schwere goldene Kette oder doch ein Goldstück an schlichter Schnur, jeder die stattliche Wehr an der Seite, und jeder mit so wichtiger Amtsmiene, als gälte es, des heiligen römischen Reichs Wohlfahrt zu entscheiden, oder mindestens einen Kaiser zu küren. Zumal ihrer sieben waren, die beliebte Schwabenzahl, kamen sie sich vor wie Kurfürsten.

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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)