Seite:Bechstein Hexengeschichten.djvu/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

„Christ sprach: mein’ Seel’ betrübt das bittre Sterben mein
Das dann von eurer Lieb nahet und kommt herein,
     Sitzt hie bei diesem Ort Gethsemane gemein,
     Ich gang zu beten also bald. –
 ’S hat eilf geschlagen!
 Lobet Gott den Herrn! –“

Kaum daß dieser Vers eines alten Passionsliedes verklungen war, und des Nachtwächters schlurfender Schritt sich in eine Straße verloren hatte, so vernahm man vom Hochhaus des Rathhauses, das ist der Söller oder Balkon, daraus die Stadtpfeifer bei festlichen Tagen ihr Spiel erschallen ließen, ein lustiges pfeifen und trommeln, Soldatenmärsche und allerlei Weisen fort und fort, daß keiner im Rathhaus ein Auge zuthun konnte, und das währte so lange, bis der Wächter wieder auf den Markt kam und vor das Rathhaus trat, und zu singen anhob – da verstummte plötzlich die Musik des Nachtvirtuosen. Der Wächter sang:

„Mit ihm nahm er drei, Petrum, Jacob, Joan,
Drum er auch war erschien’n am Berg Tabor mit wan.
Stieg an Oelberg mit ihn’n, sprach: sitzt, wacht, bet’t voran,
Daß euch der Feind nit ganz verführ! –
     ’S hat zwölf geschlagen!
     Lobet Gott den Herrn!“

Und von da an blieb es stille.

Am andern Tage aber war der Teufel wiederum los im Rathhause zu Schildach. Vom Hochhaus aus erneute sich das Geplärr, Getön und Gelärm, es war

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)