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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

Treu’, und ich gab ihm das kleine silberne Crucifix, das mir mein Oheim, am Tage meiner Firmelung umgehängt hat. Die Sonne gieng unter, ohne daß uns der Abschied einfiel. Er war besonnener als ich, deß ich mich auch schäme, und erinnerte mich an Oswalden und an Wöllstein. An seiner Seite hätt’ ich alles vergessen. Wir konnten uns kaum von einander losreißen. Wir kamen immer wieder, und hatten uns immer noch etwas zu sagen, wenn wir uns schon gute Nacht gegeben hatten.

Du kennst Oswalden, Mechthilde! er ist ehrlich, und goldtreu, aber ein wenig naseweis. Er that allerhand Fragen an mich, und schien etwas zu wittern. Ich gebot ihm Sillschweigen, theils weil ich seine Fragen nicht beantworten mochte, theils weil er mich dadurch in den lieblichen Vorstellungen stöhrte, an denen sich nun meine Seele ergötzte. Unter diese lieblichen Vorstellungen schlich sich aber auch eine widerwärtige ein. Adelhaid – zwar ein frommes, züchtiges Fräulein, aber schön wie der Vollmond, und so schlank, wie

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)